Bekanntlich hat der Würzburger Schlachthof zum 31. März geschlossen. 140 Mitarbeiter haben damals ihren Job verloren. Nach erfolglosen Rettungsversuchen von Oberbürgermeister Georg Rosenthal und Landrat Eberhard Nuß hat sich die evgedem entschlossen, für einen Zerlegebetrieb Geld in die Hand zu nehmen. Dieser Schritt ist nach Einschätzung von Fachleuten nicht ganz ohne Risiko. In der Fleischbranche herrscht ein erbarmungsloser Preiskampf.
Verarbeitet wird von der evgedem Fleisch von bäuerlichen Betrieben im Umkreis von 25 bis 30 Kilometern um Würzburg, so der Vorstandsvorsitzende Markus Faißt. Die Genossenschaft hat in der Otto-Hahn-Straße neben dem ehemaligen Schlachthof ihren 7000 Quadratmeter großen Firmensitz. Dort ist der Zerlegebetrieb mit Frischfleischmarkt geplant. Dieser Bereich ist dann eine Ergänzung zum 6000 Artikel umfassenden Angebot der evgedem.
Bislang durfte die Genossenschaft keinen eigenen Zerlegebetrieb betreiben mit Rücksicht auf den Südfleisch-Schlachthof. Da diese Vereinbarung nun entfällt, entschloss sich die Führungsriege mit Markus Faißt, Vorstand Klaus Faulhaber und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Robert Schmitt in diese Investition einzusteigen. Faißt skizziert die Vorteile: sieben Arbeitsplätze, Nahversorgung des Metzgerhandwerks und gewerblicher Großverbraucher, Einbindung regionaler Schlachtbetriebe, keine weiten Tiertransporte.
Fachleute der evgedem werden in der Region fränkisches Vieh einkaufen, im Umkreis schlachten lassen und dann weiterverarbeiten.
Start mit 250 Schweinen
Faißt rechnet damit, dass die Eröffnung Ende September stattfinden kann. Geplant ist wöchentlich mit 250 Schweinen zu starten. Auf die Zahl der Rinder wollte sich Faißt noch nicht festlegen. Denkbar ist für den evgedem-Chef, dass auch Kälber ins Angebot aufgenommen werden. Ziegen und Schafe wird die Genossenschaft nicht verarbeiten, so Faißt weiter.
„Unsere Investition ist mutig und großzügig, aber notwendig und ein Segen für ganz Würzburg und Umgebung sowie der Landwirtschaft“, betont Faißt. Dazu kommt, dass immer mehr Metzgereien angesichts der strengen Auflagen der EU nicht mehr selbst schlachten wollen.
Mit dem evgedem-Zerlegebetrieb schließt das Großschlächter-Unternehmen Klaus Faulhaber (Unterpleichfeld) nach 60 Jahren. Faulhaber hatte sich bislang am Würzburger Schlachthof eingemietet und dort geschlachtet und zerlegt. Das Personal der Firma Faulhaber wird von der evgedem aufgefangen. Faißt will auf den Kundenstamm des Betriebs Faulhaber aufbauen. „Dann beginnen wir mit unserem Zerlegebetrieb nicht bei Null.“
Am Würzburger Schlachthof waren noch zwei weitere Fleischhändler. Die Firma Staus aus Leinach und Dopf aus Heidingsfeld. Wohin sich diese Firmen künftig orientieren, dazu war keine Stellungnahme zu bekommen.