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WÜRZBURG: Bestürzung über Tod von Schraga Har-Gil

WÜRZBURG

Bestürzung über Tod von Schraga Har-Gil

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    Der Tod ereilte ihn beim Blick über Würzburg. Beim Blick über seine Heimatstadt, in der er als Paul-Philipp Freudenberger geboren und aufgewachsen ist. Sein Würzburg, aus dem er 1935 vor Antisemitismus und Naziterror nach Palästina floh. Sein Würzburg, mit dem er sich lange nach dem Zweiten Weltkrieg versöhnte. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Ulla Gessner hat Schraga Har-Gil („Freuden-Berg“) hier seine zweite Heimat (wieder-)gefunden. Mehrere Monate im Jahr verbrachten die beiden am Main. Ende September wollten sie wieder für die Wintermonate nach Israel fliegen, wo Har-Gils Sohn Amir ein bekannter Filmemacher ist. In dessen Kibbuz soll der Verstorbene nun beigesetzt werden. So war es sein Wunsch gewesen.

    Fast möchte man meinen, für Schraga Har-Gil habe sich ein Kreis geschlossen. Denn allzu lange hat die Stadt Würzburg gebraucht, um das Vermächtnis seines Großonkels, des jüdischen SPD-Politikers Felix Freudenberger, in angemessener Form zu würdigen. Am 21. Juli wurde der Platz vor dem Hotel Walfisch nach dem früheren Landtagsabgeordneten und zeitweise 4. Bürgermeister benannt. Schraga Har-Gil verfolgte die Zeremonie mit Genugtuung. Sein Sohn und sein Enkel hatten ihn begleitet. Es war ein weiterer wichtiger Schritt zur Aussöhnung im Land der einstigen Täter, deren nachfolgende Generationen Har-Gil niemals anklagte. Bestürzt zeigte sich am Montag Josef Schuster, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Würzburg und Unterfranken, über den Tod Schraga Har-Gils. Noch am Freitagabend waren sich die beiden beim Gottesdienst zum Auftakt des jüdischen Neujahrsfestes begegnet. Schuster nannte den Toten einen bedeutenden „Vermittler und Versöhner“. Har-Gil war der letzte Vertreter der jüdischen Vorkriegsgemeinde, der noch bzw. wieder in Würzburg gelebt hatte.

    Schraga Har-Gil machte nach der Emigration mit seinen Eltern und seinem Bruder nach Palästina Karriere als Offizier und Journalist. Er war politischer Redakteur der Tageszeitung Ma'ariv, später Auslandskorrespondent, und schrieb auch für deutsche Zeitungen. In den letzten Jahren veröffentlichte er zwei Erzählbände.

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