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WÜRZBURG: Von Superkühen und der Darmflora

WÜRZBURG

Von Superkühen und der Darmflora

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    Deutschland sucht die Superkuh: Die Illustrationen für das Buch von Herbert Scheuring (im Bild das Titelmotiv) stammen aus der Feder von Detlef Zwirner.
    Deutschland sucht die Superkuh: Die Illustrationen für das Buch von Herbert Scheuring (im Bild das Titelmotiv) stammen aus der Feder von Detlef Zwirner. Foto: Repro Wiebke Höpfert

    Seit bald zehn Jahren erscheint auf der Titelseite dieser Zeitung die Kolumne „Unterm Strich“. Mittlerweile hat sich eine gute Handvoll Kolleginnen und Kollegen herausgeschält, die sich hier pointiert und gar nicht sachlich mit Themen der Zeit auseinandersetzt. Einer von ihnen ist Herbert Scheuring, der mittlerweile schon etwas stilbildend für die Titelseiten-Glosse der Main-Post geworden ist.

    Übertreibungen

    „Deutschland sucht die Superkuh“, eine zweite Sammlung seiner besten Glossen, enthält vorwiegend Kolumnen aus den vergangenen drei Jahren. Vor allem drei Stilmittel machen die Scheuring'schen Texte so amüsant und lesenswert: Da sind zum einen die manchmal schon ins Groteske gehenden Übertreibungen. So schrieb er über das begehbare Darmmodell, mit dem Interesse am Tabu-Organ Darm geweckt werden sollte: „Wie ließe sich das Projekt noch faszinierender gestalten? Etwa durch eine Bundesgartenschau im Darm, um die Darmflora so richtig zum Blühen zu bringen.“

    Zum Zweiten spielt Scheuring, promovierter Germanist, so schön und brillant mit der deutschen Sprache, dass er 2008 vom Verein Deutsche Sprache in Mainfranken sogar zum Sprachbewahrer des Jahres gewählt wurde. (Seine sehr witzige Dankesrede ist ebenfalls im Buch abgedruckt.)

    Diese Freude an der Sprache, sie äußert sich etwa in einer Beschreibung von Grönland so: „Wirtschaft, Kultur und Natur sind in Grönland eng miteinander verflochten: Fischer flechten Netze, Fischerinnen flechten Zöpfe und auf den Felsen flechten die Flechten.“

    Die dritte Stärke aber ist Herbert Scheurings Talent, akribisch genau zu lesen und zuzuhören. Und so sind Agentur-Meldungen oft Ausgangspunkt seiner zugespitzten Ironie. Oder er beschreibt alltägliche Dinge so, dass wir unweigerlich schmunzeln müssen – etwa den Kampf mit einem neuen Kopiergerät: „Technische Geräte seien sensibel, heißt es oft. Ich bin auch sensibel. Vielleicht ist zu viel Sensibilität nicht gut. Ich war früher für antiautoritäre Erziehung. Aber man sieht ja, was dabei herauskommt. Heute bin ich davon überzeugt, dass technische Geräte, um anständiges Benehmen zu lernen, nichts nötiger brauchen als eine Gardinenpredigt sowie ab und zu eine gehörige Tracht Prügel.“

    Fast 200 Beiträge der Kolumne „Unterm Strich“ hat Herbert Scheuring für einen zweiten Glossenband zusammengetragen. Da gibt es Kapitel über technische Neuerungen, Politik, Wirtschaft, Religion, Kultur oder Wissenschaft. Ein ganzes Kapitel versammelt ausschließlich Ironisches zur deutschen Sprache und der Flut von Anglizismen. Zu jedem Kapitel hat Detlef Zwirner eine passende Karikatur gezeichnet.

    Das Leben werde immer rätselhafter, schreibt Scheuring in seinem Vorwort und verspricht Klärung vieler Fragen, allerdings: „Um des friedlichen Miteinanders willen sind sämtliche Angaben natürlich ohne Gewehr.“

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