Ein konventionell arbeitender Milchvieh-Hof mit 60 Kühen und Biogas im Angebot wurde dem Bischof auf seiner Visitationsreise durch das Dekanat Ochsenfurt vorgestellt. Junior Matthias Dürr entschloss sich 2007 zu diesem Unternehmen, weil er etwas Neues, Zukunftsträchtiges anpacken wollte, bei dem er auch als Landwirt mehr Unternehmer sein kann.
Strom für etwa 1000 Vier-Personen-Haushalte liefert er heute an das Überlandwerk Schäftersheim. Dafür hält er die Anlage rund 8500 Stunden im Jahr ausgelastet. Seit sie in Betrieb ist, hatte der Motor noch keine Gelegenheit, unter 60 Grad abzukühlen, berichtet er stolz. Er räumt aber auch ein, dass er für diese Auslastung auch ständig hinterher ist, alles am Laufen zu halten. Im Zweifelsfalle ist er auch nachts an der Maschine zu Gange. Der Dosierer für die Biomasse direkt an der Anlage hat Kapazität für einen Tag, muss täglich befüllt werden. Ein Ölwechsel fällt alle vier Wochen an, und Wartung alle drei Monate.
Dürr speist die Anlage mit dem Strohmist aus dem Kuhstall und Silomais, von dem er etwa 150 Hektar einsiliert gleich nebenan lagert. Die Menge würde etwa eineinhalb Jahre reichen. Knapp die Hälfte des Maises produziert er selbst, den Rest kauft er mit Verträgen von Kollegen aus nächster Nähe. Mit Restgetreide, durch Kornkäfer unbrauchbar gewordenes Getreide oder auch Überkapazitäten an Zuckerrüben kommt er auf eine vielseitige Mischung für einen effektiven Gärprozess. 65 Tage vergärt das Substrat in der Anlage. Übrig bleibt geruchsneutrale Kompostmasse, die noch als Gartendünger vermarktet werden könnte.
Von der Abwärme nutzt der 30-Jährige zurzeit nur einen Bruchteil für das eigene Wohnhaus und sucht noch nach einem praktikablen Konzept. So günstig die Lage des Aussiedlerhofes für das Betreiben der etwas lärmintensiven Biogas-Anlage ist, für die Nutzung der Abwärme, wäre die Nähe zu weiteren Abnehmern wünschenswert. Etwa 70 Häuser könnten mit der Abwärme beheizt werden, doch die Investition dazu würde voraussichtlich nochmals 1,5 Millionen Euro betragen – soviel wie die Biogas-Anlage als schlüsselfertiger Bau gekostet hat.
Die Amortisation, nach der sich der Bischof unter anderem erkundigte, sei schwer zu berechnen, da die Preise für die Biomasse sehr großen Schwankungen unterliegen. Von zwölf bis 13 Jahren geht Dürr aus – und investiert bereits in eine zweite Maschine, um die Leistung der Anlage von 350 Kilowatt je Arbeitsstunde auf 500 Kilowatt zu steigern. Als großen Vorteil gegenüber Wind- und Sonnenenergie sei vor allem die kontinuierliche Energieversorgung zu sehen – und dass Biogas auch gespeichert werden könne.
Auf den richtigen Mix und auf sinnvolle Alternativen auch bei den erneuerbaren Energien zu setzen, sei jedoch die Schwierigkeit, wurde im Gespräch zwischen Bischof, Dürr und dem Umweltreferenten der Diözese, Edmund Gumpert klar.