Die Tucher Bräu gehört zur Radeberger Gruppe.
Welches von beiden das bessere ist, bleibt Geschmackssache. Der Stadt Würzburg jedenfalls ist das Tucher Bier etwas sauer aufgestoßen. Der städtische Festbeauftragte Alexander Hoffmann macht keinen Hehl daraus, dass man sich vom Auftreten der Nürnberger überrascht sieht. Man sei wegen der Beteiligung der Distelhäuser Brauerei in der Eigentümergesellschaft davon ausgegangen, dass es im „Stadlwirt“ selbstverständlich deren Bier gebe.
Wie berichtet, wurde die Distelhäuser Brauerei, die bisher den „Stadlwirt“ belieferte, abserviert. Hinter dem „Stadlwirt“ stehen Peter Pracht, Chef der Würzburger Konzertagentur Argo, und seine Frau Friederike (Veranstaltungsagentur Mainpublic). Pracht arbeitet mit der Tucher Bräu bei vielen Konzertveranstaltungen zusammen und hat die Entscheidung für Nürnberger Bier auf Kiliani mit der Wirtschaftlichkeit begründet. In der Gastronomiebranche ist bekannt, wie die Nürnberger mit Preisdruck in neuen Märkten Fuß fassen wollen, so auch in Würzburg. Die Distelhäuser Brauerei fühlt sich von Pracht hintergangen. Geschäftsführer Peter Grethler sagte auf Anfrage, man wolle und könne als qualitätsorientierte Brauerei mit regionaler Verantwortung „gewisse Preistreibereien" nicht mitmachen.
Bei der Stadt Würzburg ist man über die Entwicklung „alles andere als glücklich“, so Alexander Hoffmann, der hier wohl auch die Rückendeckung des zuständigen Kommunalreferenten Wolfgang Kleiner hat. Er verweist auf das große Engagement der Distelhäuser Brauerei auch bei Veranstaltungen der Stadt. Es gehöre zur langen Tradition der Volksfeste in Bayern, dass hier die regionalen Brauereien ihre Plattform zur Darstellung und Betätigung haben.
Allerdings räumt Hoffmann ein, dass die Stadt keine Möglichkeiten hat, gegen die Entscheidung des „Stadlwirt“ rechtlich vorzugehen. Man werde sich aber als Konsequenz Gedanken über eine Änderung der Vergaberichtlinien für das Volksfest machen.
Peter Pracht wiederum sieht die Diskussion als einen Sturm im Bierglas. Er verweist auf den Ausschank anderer Biere auf dem Festplatz.
„Wir sind über diese Entwicklung nicht glücklich.“
Alexander Hofmann Stadt Würzburg
In der Tat ist da eines geboten: Bei „Heidi's Treff“ am Riesenrad gibt's Münchner Augustiner Bräu oder ein Dunkles der Brauerei Alt in der Fränkischen Schweiz, „Antonis Gartengrill“ schenkt Erdinger Weißbier und Köstritzer Schwarzbier aus, im „Alten Brathaus“ der Nürnberger Familie Dölle trinkt man Herbsthäuser Bier aus Bad Mergentheim und Gutmann Hefeweißbier aus dem Altmühltal. Peter Pracht sieht deswegen ein „ferngesteuertes Manöver“. Das gleiche Problem habe er im ersten Jahr gehabt mit der Einführung des Distelhäuser Bieres. Er habe mit allen Brauereien gesprochen, Tucher habe sich sehr bemüht und auch ein „sehr gutes Bier“ gebraut.
Die Stadt sieht dies etwas anders und verweist auf die exponierte Position des „Stadlwirt“. Bei der Vergabe des Festzeltes ist eine Brauerei aus der Region ein wesentliches Vergabekriterium, bei den „normalen“ Geschäften nur eines von vielen Kriterien wie Gestaltung, Attraktivität oder Zuverlässigkeit. Wegen der herausgehobenen Position des „Stadlwirt“ werde man nun aber prüfen, ob die Vergabe nicht ähnlich gehandhabt werden soll wie beim Festzelt, so Hoffmann.
Keineswegs will der Festbeauftragte aber den „Stadtwirt“ abwerten. Er sei „zweifellos“ eine Bereicherung für das Kiliani-Volksfest und habe viel neues und junges Publikum auf den Platz gebracht. Wegen seines Bieres habe er noch keine einzige Klage von seinen Gästen bekommen, sagt Pracht. Dass gelegentlich Lücken in den Reihen waren, habe seine Gründe in der extremen Hitze und im Fußball. Der „Stadlwirt“ jedenfalls sei sehr gut gebucht, und der überdachte „Kuhstall“ davor ziehe wieder eine neue, junges und partyfreudiges Publikum an.
Alle Informationen rund um das Kiliani-Fest: www.mainpost.de/kiliani