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WÜRZBURG: KBA-Seniorchef Hans-Bernhard Bolza Schünemann gestorben

WÜRZBURG

KBA-Seniorchef Hans-Bernhard Bolza Schünemann gestorben

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    Mitarbeiter nannten ihn respektvoll den „Doktor“ oder „Dr. HBS“. 2006, zum 80. Geburtstag von Hans-Bernhard Bolza-Schünemann, bereitete die Belegschaft der KBA-Werke ihrem Seniorchef eine besondere Freude: Sie spendeten Arbeitszeit von ihren Gleitzeitkonten, bis sie die stattliche Summe von 35 000 Euro zusammenhatten. Das Geld spendeten sie zu Gunsten des Würzburger Mainfranken Theaters. Sein Erhalt lag Bolza-Schünemann besonders am Herzen. Mit Bolza-Schünemann ist nicht nur ein Unternehmer, Erfinder und Konstrukteur gestorben, sondern auch ein Repräsentant und Mäzen. Er wurde am 20. Mai 1926 in Bremen als Hans-Bernhard Schünemann geboren, stammt aus der Kaufmannsfamilie Schünemann, die seit Generationen im Druck- und Verlagswesen der Hansestadt tätig ist. Nach Kriegseinsatz und Gefangenschaft schloss er 1949 sein Studium als Diplom-Physiker ab. 1951 folgte die Promotion zum Dr.-Ing. Maschinenbau. Im gleichen Jahr trat er bei der Koenig & Bauer AG in Würzburg als Konstrukteur ein. Dort wurde er 1956 Chefkonstrukteur für Bogendruckmaschinen mit Prokura, 1957 stellvertretendes Vorstandsmitglied für Konstruktion und Entwicklung, 1964 dann ordentliches Vorstandsmitglied. Bereits zuvor, 1959, hatte Dr. Hans Bolza, der Urenkel des Firmengründers Friedrich Koenig, nach dem frühen Tod seiner eigenen Söhne den Techniker und Erfinder adoptiert. Seither führte er seinen Doppelnamen.

    24 Jahre lang, von 1971 bis 1995, führte Bolza-Schünemann KBA als Vorstandsvorsitzender. Als vorausschauender Unternehmer, Erfinder und begeisterter Konstrukteur positionierte er die fränkische Schnellpressenfabrik unter den Topherstellern der internationalen Druckmaschinenindustrie. Spektakuläre Neuerungen in der Drucktechnik und die Übernahme anderer Hersteller (Albert-Frankenthal AG, Maschinenfabrik Mödling, Planeta Druckmaschinenwerke), die aus der Würzburger Wiege des Druckmaschinenbaus hervorgegangen waren, halfen dabei.

    1995 wechselte der Architekt der rasant gewachsenen KBA-Gruppe in den Aufsichtsrat, dem er bis 2006 angehörte. Auch im hohen Alter brachte Bolza-Schünemann seine strategischen Ansichten und sein Wissen ein. So etwa bei der Entwicklung der Digital-Bogenoffsetmaschine 74 Karat. Zum 75. Geburtstag, im Jahr 2001, wurde der Seniorchef für seine 50-jährige Firmenzugehörigkeit geehrt. Bolza-Schünemann hat den Fortschritt in der Printmedienindustrie durch wegweisende Neuentwicklungen gefördert wie kaum ein anderer. Als Vertreter der fünften Familiengeneration an der Spitze von KBA fühlte er sich dem Vermächtnis der Firmengründer Friedrich Koenig und Andreas Bauer stets verpflichtet: Sie hatten mit der Erfindung der Zylinderdruckmaschine zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Weg geebnet für den industriellen Druck. Über 250 Patente tragen den Namen von Bolza-Schünemann. An technischen Meilensteinen war er entscheidend beteiligt. Und er liebte schnelle Maschinen: Die Entwicklung der damals mit einer Leistung von 15 000 Bogen pro Stunde ihrer Zeit weit vorauseilenden ersten Bogenoffsetmaschinen der Rapida-Reihe ist seiner Konstrukteurs-Leidenschaft zu verdanken. Herausragende Leistungen, die 1960 durch den VDI-Ehrenring und 2003 durch den Leonardo da Vinci-Preis der italienischen Konstrukteursvereinigung AIPI gewürdigt wurden. Bolza-Schünemann repräsentierte die Branche: Ehrenamtliches Engagement im VDMA, im Vorstand der Forschungsgesellschaft Druckmaschinen und im Fachbeirat Drucktechnik des Deutschen Museums. Er war Präsident der drupa, der weltweit größten Fachmesse. Für die Interessen der regionalen Wirtschaft setzte sich Bolza-Schünemann im Präsidium der IHK Würzburg-Schweinfurt ein. Von 1983 bis 1987 war er ihr Präsident. Für dieses Engagement erhielt er zahlreiche Auszeichnungen: das Bundesverdienstkreuz, die Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft, den Bayerischen Verdienstorden, das große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich, die Ehrenbürgerwürde der Universität Würzburg, die Große Verdienstmedaille des VDMA, den Goldenen Ehrenring der IHK Würzburg-Schweinfurt und die Ehrensenatorwürde der Hochschule für Druck und Medien. Würzburg, die zur zweiten Heimat gewordene Stadt, verlieh ihm 2000 das Ehrenbürgerrecht und den Ehrenring.

    Wohlstand schafft Verpflichtungen gegenüber der Allgemeinheit: das war das Credo von Bolza-Schünemann. „Man kann nicht nur fordern. Man muss auch was bringen. Wer es sich leisten kann, sollte für Kunst und Kultur spenden“, sagte er einmal. Bolza-Schünemann warf seinen Einfluss in die Waagschale, um dem Mainfranken Theater unter die Arme zu greifen. Den „Stifterkreis Rosenkavaliere“ zog der Manager 2001 nach dem Vorbild US-amerikanischer Fundraisings auf. Durch unermüdliches Werben, „Klinkenputzen“, wie er es nannte, konnten die „Rosenkavaliere“ über den Theaterförderverein dem Mainfranken Theater im Lauf der Jahre mehrere Millionen Euro überweisen. Ehrensache, dass er mit seiner Gattin selbst auf der Spender-Liste steht. In einer der teuersten Kategorien. Die Wiederbelebung des Mozartfest-Gesangswettbewerbs, den die Stadt aus Geldmangel eingestellt hatte, geht ebenso auf das Konto des Kulturfreundes Bolza-Schünemann wie die Wiedereinführung der „Meisterkonzerte der Musikalischen Akademie“, deren Erlös der Musikhochschule zugutekommt. Bolza-Schünemann, Mitgründer der Würzburger Bachgesellschaft, war zeitweise Mitglied des Hochschulrates. Für Klassik und Oper interessierte sich Bolza Schünemann seit er als junger Mann seine Frau begleitete, die in Chören sang. Und immer, wenn er als Koebau-Chef im Ausland war, besuchte er Opernhäuser und Konzertsäle.

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