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REMLINGEN: Holzmühle produziert eisern Strom

REMLINGEN

Holzmühle produziert eisern Strom

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    Im 1824 von Ernst Anschütz getexteten Lied klappert die Mühle am rauschenden Bach. Während der Feier in der Holzmühle von Josef und Roswitha Förster anlässlich der Vorführung des neuen Mühlrades klappern eher die Lippen der Redner und die Kinnladen der Zuhörer. Denn das Wasserrad – eines von Dreien in den Gehöften am Aalbach – läuft ruhig und „eisern“ in gleich zweifacher Hinsicht: Es ist ganz aus Stahl und verrichtet seine Arbeit rund um die Uhr.

    Das Rad treibt einen Stromgenerator an. Die so gewonnene Energie lässt die Lampen im Biergarten und drinnen im „Restaurant Holzmühle“ leuchten und die Maschinen in der Küche laufen. Der überschüssige Strom wird ins Netz eingespeist und vom Netzbetreiber mit rund elf Cent pro Kilowattstunde (kWh) vergütet. „Jetzt ist immer gutes Wetter bei uns“, kommentiert Holzmühle-Chefin Roswitha Förster sonnig lächelnd. „Entweder Biergartenwetter oder Kilowattwetter.“

    Während der vom vielen Regen „schwangere“ Aalbach quasi im Vorbeirauschen sechs kWh Leistung bereitstellt, lauschen die Gäste der Musik des Akkordeon-Duos Birgit und Jochen Hutzel und Geschichten von den Mühlen am Aalbach und vom weit verbreiteten Zwist unter Müllern. Worte des Dankes strömen ebenfalls reichlich, vor allem in Richtung der Behörden, die am Gelingen beteiligt waren.

    Thomas Herrmann und Raimund Fischer vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) hören sie gerne. Sie bewilligten der Familie Förster im Rahmen der Dorferneuerung Remlingen Zuschüsse für Mühlrad und Hofgestaltung von zusammen rund 52 000 Euro. Fischer, im ALE für die Dorferneuerung Remlingen verantwortlich, erwähnt auch die beträchtlichen Zuschüsse an die beiden Familien Aalbach-abwärts. Geld floss unter anderem für eine (Getreide-)Mahlstube der Familie Röhm, die jeden letzen Sonntag eines Monats zu besichtigen ist.

    Der Dank gilt auch dem Architekten Willi Müller aus Marktheidenfeld und dem früheren Kreisheimatpfleger Hans Schmelz (Würzburg). Sie sorgten dafür, dass auch die Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken die Sanierung des Förster'schen Wasserrades mit rund 11 000 Euro bezuschusste. Das ist ganz im Sinne des früheren Präsidenten der Direktion für Ländliche Entwicklung. Diethelm Richter lobt die Holzmühle in bewegenden Worten als „guten Bestandteil dessen, was wir als ländliche Kultur bezeichnen.“

    Dickes Lob bekommt auch der ab, der das neue Mühlrad konstruierte und in seinem Bad Kissinger Betrieb bauen ließ: Walter Schuhmann ist einer von elf Mühlenbau-Spezialisten in Deutschland. Die Anerkennung für die Arbeit ist Wasser auf Schuhmanns Mühlen. Ausgiebig erläutert er, warum es – anders als das frühere Rad an gleicher Stelle – vorwiegend aus Stahl besteht. Die Laufruhe ist nur einer der Gründe. Metallene Wasserräder vereisen nämlich bei Frost nicht so schnell wie hölzerne.

    Wartungsarm ist das neue Rad ohnehin. Mühlenbesitzer Josef Förster wird wenig Arbeit haben, die zwei Schmiernippel alle sechs Wochen mit frischem Fett zu versorgen. Er wird also wie bisher, auch das erwähnt Ex-Präsident Richter, Stein für Stein zusammentragen können zur Gestaltung der Außenanlagen.

    Natürlich fließt nicht nur Wasser in der Holzmühle, sondern Wein und Federweißer. Derart „geölt“ und von Willi Müllers Broschüre über „Mühlen, Müller und die Müllerin im Heimatlied“ angespornt schmetterte die Festgesellschaft zum Schluss „Das Wandern ist des Müllers Lust“.

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