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WÜRZBURG: Schätze unterm Dach: Woher stammen die Kunstwerke der Kapuziner am Käppele?

WÜRZBURG

Schätze unterm Dach: Woher stammen die Kunstwerke der Kapuziner am Käppele?

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    Ein düsterer Raum im ersten Stock des Käppele, über dem Mirakelgang, nur über eine steile Wendeltreppe erreichbar: In einfachen Holzregalen lagern dort etwa 150 Krippenfiguren aus aller Welt. Ihr Alter wird von den dort lebenden Kapuzinern, die die berühmte Wallfahrtskirche betreuen, auf 80 bis 200 Jahre geschätzt. Verlässliche Informationen gibt es nicht. Auch wer die Figuren gesammelt hat, bleibt im Dunkel. Nur eines steht fest: Sie waren irgendwie schon immer da.

    Es ist ein buntes Sammelsurium, das dort lagert. Da gibt es den grimmig blickenden Gevatter Tod neben einem Südseekrieger, das Christuskind neben einem blutenden römischen Soldaten, mal filigran aus Holz, mal grober aus Gips. Die meisten Menschen kennen Krippen nur zur Weihnachtszeit, doch das Anliegen von Guardian Markus Thüer ist es, die alte bayerische Tradition der Jahreskrippe dauerhaft wiederzubeleben. 

    Das Material dazu lagert in den einfachen Holzregalen und ist leicht vorsortiert. Thüer: „Die Männer sind oben, die Frauenfiguren unten.“ Sein Mitbruder Jeremias, erst kurze Zeit im Männerkloster am Nikolausberg, will ihn bei dem Vorhaben unterstützen. „Wir können viele kirchliche Feste in Form einer Krippe darstellen“, sagt der Guardian. Es gibt einige Kulissen, die beispielsweise für Ostern oder Pfingsten taugen. Die Gläubigen, die das Käppele besuchen, finden das Schau-Fenster am Nebeneingang zum Mirakelraum. Früher war dort ein Kiosk untergebracht, hat Thüer in Erfahrung gebracht.

    Der Guardian glaubt, dass die Kirchenstiftung Eigentümerin der Figuren ist. Doch was ist noch bekannt über die geheimnisvolle Versammlung im Kirchenspeicher. Eine Spurensuche beginnt: Bruder Johannes ist seit 1992 in Würzburg. Er erinnert sich an Bruder Ausonius, der sich um die Figuren gekümmert, sie aber nicht gesammelt hat. Der war von Beruf Schmied, sagt Johannes, und hat orthopädische Reparaturen mit Draht an den Figuren gemacht.

    Main-Post-Fotograf Thomas Obermeier hat die Figuren für eine Inventarliste der Diözese abgelichtet. Er erinnert sich, dass Wolfgang Schneider aus dem Kunstreferat mit dem Auftrag betraut war. Doch Schneider hat sich noch nicht mit dem Speicher im Käppele befasst. Er hat eine andere Spur: „Vielleicht steht ja was in Christoph Daxelmüllers Buch „Krippen in Franken“. Norbert Kandler vom Diözesanarchiv hilft. Er legt das Buch bereit. Doch auch dort kein Hinweis auf sammelwütige Kapuziner. Im Buch wird das Wesen der Jahreskrippe beschrieben und der Opferautomat, der im Mirakelgang des Käppele steht, ein krippenähnliches Panorama eines Wallfahrtszuges zur Wallfahrtskirche. Gebaut hat das der Würzburger Künstler Ludwig Sonnleitner.

    Vielleicht könnte der Völkerkunde-Professor Wolfgang Brückner weiter wissen, mutmaßt Kandler. Der kennt sich baulich und geschichtlich gut im Käppele aus. Er weiß, dass der Raum, in dem die Figuren lagern, früher der Sitzungssaal der Maria-Schmerz-Bruderschaft war. Die Bruderschaft war mit dem Bau der Kirche nach den Plänen von Balthasar Neumann zwischen 1748 und 1750 entstanden. Sie unterstützt bis heute die Arbeit in der Wallfahrtskirche. Bruderschaftssekretär Elmar Fries weiß auch nichts Genaues über die Krippenutensilien, nur so viel: „Uns gehören sie jedenfalls nicht.“ Eine neue Spur tut sich über ihn auf: Kapellenpfleger Wolfgang Münzel, der sich im Namen der katholischen Kirchenstiftung Käppele um die Kirche kümmert, soll es nun richten. Und tatsächlich weiß er ein wenig mehr über das bunte Sammelsurium.

    Bei den Kapuzinern hatte die Jahreskrippe Tradition. „Ich erinnere mich aus Kindertagen daran“, sagt Münzel. Anfangs war der Bestand wohl eher klein, doch dann kamen Figuren aus anderen Klöstern hinzu. Er weiß, dass Figuren aus den Kapuzinerklöstern Lohr und Karlstadt nach Würzburg gewandert sind, als der Orden sie auflöste. Für ihn sind zumindest die Eigentumsverhältnisse klar: „Sie gehören den Kapuzinern.“

    Ganz befriedigend ist das Ergebnis der Recherche nicht. Wer also etwas mehr über die bunte Figurent, über ihre Herkunft und ihre Geschichte weiß, kann ab Montag, 10. Januar, unter Tel. (09 31) 60 01-7 70 anrufen.

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