„Würzburg, das waren wunderbare Jahre für mich.“ Noch heute begeistert sich die jüdische Musikpädagogin und Komponistin Tzipora Jochsberger über ihre Studienjahre in Würzburg. Von 1934 bis 1938 hatte sie die Israelitische Lehrerbildungsanstalt besucht. 2003 führte sie ein Konzert in der Musikhochschule wieder an den Main geführt. Die Wegbereiterin der jüdischen Musikerziehung feierte am 27. Dezember in Jerusalem ihren 90. Geburtstag.
Kulturpreisträger Prof. Klaus Hinrich Stahmer organisierte im März 2003 ein Benefizkonzert für das Projekt „Shalom Europa“. Ausgewählt hatte er zeitgenössische Musik, unter anderem mit Werken jüdischer Komponisten mit fränkischen Wurzeln. Von Tzipora Jochsberger erklang das „Lamento und Kaddisch“: Musik, die die Erfahrung und den Schmerz des Holocaust ausdrückt.
Studium am Lehrerseminar
Hilde Jochsberger kam 1920 im mittelfränkischen Leutershausen zur Welt. Sie besuchte in Ansbach den Klavierunterricht, in Heilbronn die Realschule und in Würzburg das jüdische Lehrerseminar. Unvergessen blieben ihr die vielen Konzerte in Würzburg. 1939 zog sie zum Musikstudium nach Palästina. Sie wurde Musikerzieherin und unter anderem Mitbegründerin des Jerusalemer Musikkonservatoriums.
Bei einem Studienaufenthalt in Amerika 1947 fand sie zu ihrem Lebensziel: Sie wollte über die Musik die Geschichte und die Werte des Judentums vermitteln. 1950 erhielt sie einen Ruf nach New York. Dort baute sie eine jüdische Musikschule auf und entwickelte diese über drei Jahrzehnte zu einem der größten amerikanischen Kinder-Konservatorien.
Nach der Pensionierung begann sie 1986 in Israel neue Projekte als Komponistin und Musikwissenschaftlerin. Mit großer Einfühlsamkeit erforschte sie das musikalische Erbe der verschiedenen ethnischen Volksgruppen und brachte es in die Konzertsäle. Dabei entstanden zahlreiche CDs und Dokumentarfilme.
Bei ihrem rastlosen Schaffen ist Tzipora, wie sie sich in Palästina nannte, innerlich jung geblieben und noch immer energiegeladen. Jetzt feierte sie in Jerusalem mit Familie und Freunden ihren 90. Geburtstag.
Der Autor war viele Jahre Pressesprecher der Stadt Würzburg.