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ESTENFELD: Ein Auerochse macht Hoffnung auf mehr

ESTENFELD

Ein Auerochse macht Hoffnung auf mehr

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    Infos vor Ort: Archäologe Ulrich Müller (vorne, blaues T-Shirt) gab über den Stand der Ausgrabungen Auskunft. Neben Bürgermeister Michael Weber lauschten auch viele interessierte Estenfelder.
    Infos vor Ort: Archäologe Ulrich Müller (vorne, blaues T-Shirt) gab über den Stand der Ausgrabungen Auskunft. Neben Bürgermeister Michael Weber lauschten auch viele interessierte Estenfelder. Foto: Foto: Nadja Kess

    Die archäologischen Ausgrabungen am Südwestrand Estenfelds, wo einmal die Trasse der Ortsrandstraße verlaufen wird, gehen zügig voran. Die Funde die das Archäologenteam der Firma Heyse und Dr. Michael Hoppe, Referatsleiter des Landesamtes für Denkmalpflege in Unterfranken dort machen, sind teilweise sensationell – und geben gleichzeitig Rätsel auf.

    Dazu kommen jede Menge Gerüchte. Sogar von Gräberfunden ist die Rede. Um diese Gerüchte zu zerstreuen und den Bürgern fachkundige Informationen zukommen zu lassen, hatte Bürgermeister Michael Weber zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Das Interesse war groß und es mussten drei Gruppen gebildet werden, um jeden so gut wie möglich zu informieren.

    Mit archäologischen Funden kennen sich die Estenfelder aus. Es gibt in der Gemeinde viele Stellen, an denen bereits in frühen Zeiten Menschen siedelten. Der Bach, die Auenwälder, die sanften Hügel und der gute Lößboden waren ideal um sich niederzulassen. Schon 1906 wurden Scherben aus der Steinzeit gefunden und nach Würzburg ins Museum gebracht – wo sie durch Bombardierung und Kriegswirren verloren gingen.

    Seit gut zwei Wochen führt die Fa. Heyse nun die archäologischen Ausgrabungen in Estenfeld durch. Am Beginn standen dunkle Flecken im Boden, die auf eine Siedlungstätigkeit hinwiesen. Dann wurden erst einmal Suchschlitze gezogen, um das Ausmaß der Funde einschätzen zu können. Danach wurde ein Leistungsverzeichnis erstellt um die Kosten einschätzen zu können und die Arbeiten zu vergeben.

    Die ältesten Funde, die in Estenfeld zutage kamen, stammen aus der Jungsteinzeit, etwa 5500 v.Chr. Es handelt sich hauptsächlich um Tonfunde aus der sogenannten Linearbandkeramikzeit. Sie sind für die Forschung von Bedeutung, da sie in Nordbayern eher selten zu finden sind und sie zeigen die Wanderungsbewegung der damaligen Menschen auf. Linearbandkeramiken wurden bisher im Maindreieck, am Obermain und in Südbayern gefunden. Aufgrund des Alters der Funde konnte festgestellt werden, dass die Besiedlung durch die Steinzeitmenschen von Norden nach Süden, also von Franken nach Oberbayern und nicht umgekehrt statt fand. Genetische Untersuchungen eines Skeletts aus einem anderen Fund zeigten, dass die Wurzeln dieser Menschen in Anatolien liegen.

    Der Archäologe Ulrich Müller räumte zudem mit dem Vorurteil auf, dass diese Menschen „dümmer“ gewesen seien als heute. Die Jungsteinzeitmenschen bauten sich große, stattliche Häuser, bestellten den Boden und hüteten ihr Vieh. Alles nicht viel anders als in einem Dorf vor 200 Jahren. Die Steinzeitmenschen waren nicht viel kleiner und standen uns vom Intellekt her in nichts nach, so Müller. Aus der Bronzezeit gibt es in Estenfeld bisher keine Funde, dafür aber aus der darauf folgenden Eisenzeit.

    Doch einiges gibt den Archäologen auch Rätsel auf. Ein großer kreisrunder dunkler Fleck ist bisher eben so wenig einem Zweck zuzuordnen wie mehrere Schlitzgruben. Sie sind bis zu zwei Meter tief und laufen nach unten spitz zu. Bislang weiß niemand, wie sie ausgehoben oder zu was sie benutzt wurden.

    Aber noch sind die Archäologen mit ihren Grabungen ja noch nicht am Ende und vielleicht findet man ja doch noch ein Grab. Ausschließen wollen die Fachleute das nicht. Knochen eines Auerochsen, eines Urs hat man ja immerhin schon gefunden – und die Gerüchteküche könnte dann auch wieder brodeln.

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