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WÜRZBURG: Ratskeller wird für 2,6 Millionen Euro erneuert

WÜRZBURG

Ratskeller wird für 2,6 Millionen Euro erneuert

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    Ins Blickfeld gerückt: die gotische Kapelle, um die sich künftig Stehtische gruppieren. Rechts der noch verstellt Blick auf die Langgasse. Im Gespräch Stadtbaurat Christian Baumgart (rechts) und Architekt Roland Breunig.
    Ins Blickfeld gerückt: die gotische Kapelle, um die sich künftig Stehtische gruppieren. Rechts der noch verstellt Blick auf die Langgasse. Im Gespräch Stadtbaurat Christian Baumgart (rechts) und Architekt Roland Breunig. Foto: Fotos: Thomas Obermeier

    Der Würzburger Ratskeller ist ein Haus mit großer Geschichte. Sie beginnt mit einer kleinen romanischen Burg, vor der ihr Besitzer Graf Eckart 1109 erschlagen wird. Seit 1914 besteht der Ratskeller als Wirtschaft, die nun grundlegend erneuert wird. Dabei wird auch ein Blick in die Historie möglich geworfen.

    „Wir wollen ein zeitgemäße Gastronomie in ansprechenden Räumen, die auch die historische Dimension zeigt“, umreißt Stadtbaurat Christian Baumgart als Projektmanager das Ziel. Es ist ein kompliziertes Projekt, denn hier geht es um 14 verwinkelte Gaststuben und 25 Nebenräume auf 1500 Quadratmeter Fläche.

    Spannender Kontrast

    Verwirklicht wird es in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten Roland Breunig vom Büro Archicult Breunig Architekten in Zell. Der hatte zuletzt den Aufsehen erregenden Umbau der Residenzgaststätten in der Hand. Breunigs Entwurf spricht eine klare, moderne Sprache, die im spannenden Kontrast steht zu den nun stärker sichtbar gemachten historischen Elementen. Das Landesamt für Denkmalpflege hat die Arbeiten begleitet und für gut befunden, als erfahrener bauhistorischer Berater hat Dr. Christian Naser wichtige Impulse gegeben.

    Der Umbau ist der kompromisslose Abschied von den verschnörkelten und pseudohistorischen Elementen der 1970er Jahre, mit dem sich auch die Wolpertinger im Jägerzimmer verabschiedet haben. „Wir machen hier nichts Elitäres, sondern ein Gasthaus für alle“, sagt Architekt Breunig, auch wenn er weiß, dass er es nicht allen recht machen kann. Für Nostalgiker bleibt genug Raum, der unangetastet bleibt: die von Wolfgang Lenz gemalte Laube im Keller, die gotische Kapelle, der Bürgersaal mit „entrümpelter“ Stuckdecke und restauriertem Wandgemälde von 1914 und die Schiestl-Stube mit Originalen des berühmten Würzburger Künstlers.

    Ausgefeilte Beleuchtung

    Ein Leitmotiv der Umgestaltung ist zum einen die ausgefeilte Beleuchtung aus direkten und indirekten Lichtquellen. Das andere sind neue Ein-, Aus- und Durchblicke, die den bislang abgeschotteten Ratskeller zu einem neuen Sicht-Erlebnis für Gäste nach draußen ebenso wie für Passanten ins Innere des Hauses machen. So wurde neben dem inzwischen barrierefrei gepflasterten Eingang an der Südseite ein vermauertes Fenster geöffnet, das nun den Blick freigibt in eine neue Weinbar, von der aus man nun wiederum das Leben am Vierröhrenbrunnen genießen kann. Neue Ein- und Ausblicke gibt es auch in der Langgasse die so nachts verspielte Lichtblicke erhält.

    Ein optischer Höhepunkt der Umgestaltung ist die renovierte gotische Kapelle und ihr Umfeld. Sie wurde 1369 konsekriert und ist so 40 Jahre älter als die Marienkapelle. Sie war anstelle eines jüdischen Hofes errichtet worden, den christliche Eiferer beseitigt hatten. Die Kapelle war ursprünglich freistehend, wurde aber in der Renaissance mit der Überdachung des Kalter-Hofes, in dem Bier und Wein gelagert wurden, eingebaut.

    Illuminierte Fenster

    Nun ist die Kapelle, die Ende des 17. Jahrhunderts profaniert wurde, von der einengenden Ummauerung befreit und mit ihren illuminierten farbigen Fenstern ein beieindruckendes Erlebnis, das sich von der neuen geschwungenen Theke aus patiniertem Kupfer und den Stehtischen davor gut genießen lässt, zumal sie sich hinter der Theke spiegelt.

    Ein gänzlich neues Raumerlebnis bietet die große Ratsbierstube. Auf einem neuen Holzboden stehen nun frei gruppierbare Tische und Stühle aus heller und dunkler Eiche. Der Raum wird von zwei massiven Säulen aus koloriertem Stampfbeton gegliedert. An den Wänden wird mit Porträts Würzburger Persönlichkeiten von Walther von der Vogelweide bis Emy Roeder Geschichte der Stadt erlebbar.

    Einen großen Teil der Kosten von 2,6 Millionen Euro verschlingen allerdings Teile, die weniger auffallen: die weitgehende Barrierefreiheit, eine Entlüftung mit Wärmerückgewinnung, eine neue Küche, eine neue Installation mit zwölf Kilometern Kabel und der Brandschutz.

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