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THULBA: Mit der Trauer leben lernen

THULBA

Mit der Trauer leben lernen

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    Ein geliebter Mensch ist gestorben: Beim Trauern können Freunde eine wichtige Stütze sein.
    Ein geliebter Mensch ist gestorben: Beim Trauern können Freunde eine wichtige Stütze sein. Foto: Foto: Thinkstock

    So voll und gleichzeitig still ist es im Thulbaer Schützenhaus selten. „Das liegt wohl am Thema“, meinte Hildegard Fenn vom Büchereiteam des Ortes. Auf ihre Einladung hin war Main-Post-Redakteur Herbert Scheuring als Referent zum Frauenfrühstück gekommen. Mit einem berührenden Vortrag „Mit der Trauer leben“ zog er eineinhalb Stunden die Aufmerksamkeit der 60 Teilnehmerinnen auf sich.

    Das gelingt dem 51- Jährigen vor allem deshalb, weil er zu Beginn sehr offen von seiner eigenen Geschichte erzählt. Denn Scheuring, der sich bundesweit als Autor von Büchern über Trauer einen Namen gemacht hat, sah sich vor zehn Jahren durch den Tod seiner Lebenspartnerin selbst mit einem schweren Verlust konfrontiert.

    „Der Schmerz war groß, die Hoffnung klein“, fasst Scheuring seine damalige Gefühlslage zusammen. Doch letztlich gebe es keinen anderen Weg als den, mitten durch die Trauer hindurchzugehen. Als Journalist habe er zudem für sich einen Weg gesehen, das Thema in einer Trauer-Serie für die Zeitung aufzubereiten. Das wurde möglich, „weil ich sehr viele Briefe von Betroffenen erhalten habe, die bereit waren, mir ihre Geschichte zu erzählen“, zeigt sich Scheuring noch immer dankbar.

    Wie können andere einem trauernden Menschen beistehen? Wie kann sich ein Trauernder auch selbst helfen? Und wie kann es weiter gehen, obwohl ein Trauernder manchmal für lange Zeit kein Licht mehr am Ende des Tunnels sieht? Das sind Fragen, denen sich Scheuring in seinen Vorträgen widmet und die er mit Beispielen aus zahlreichen Gesprächen beantwortet.

    Den in der Psychologie gern verwendeten Begriff der erfolgreichen Trauerbewältigung sieht er distanziert. „Es geht nicht um Erfolg, sondern darum, mit einem Verlust leben zu lernen.“ Und da, so Scheuring, gehe jeder seinen eigenen Weg, brauche jeder seine eigene Zeit. „Wichtig ist, das zu tun, was einem guttut.“

    Dabei können Freunde und Begleiter eine wichtige Stütze sein: „Wer die Tränen eines Trauernden aushalten kann, persönliche Worte auf eine Beileidskarte schreibt oder ganz einfach praktische Hilfe anbietet“, leiste aktive Hilfestellung für einen trauernden Menschen. Fehl am Platz seien dagegen Floskeln wie die, dass das Leben weitergehe, mahnt Scheuring, und seien sie auch noch so gut gemeint. „Nach dem Verlust eines geliebten Menschen wollen viele ja gerade nicht, dass das Leben weitergeht, sondern empfinden das als Zumutung.“

    Da kämpfte manche Zuhörerin schon längst mit ihren eigenen Tränen. Viele folgten Scheurings Worten mit nachdenklichen Blicken, andere hielten die Augen geschlossen. Manch eine Teilnehmerin befand sich wohl gerade selbst mitten im Trauerprozess. Sie habe erst vor kurzem ihre Mutter verloren, erzählt eine 52-Jährige am Rande des Vortrags.

    Menschen wie ihr möchte Scheuring Zuversicht zusprechen. Er erzählt die Geschichte eines Vaters, der seinen zwölfjährigen Sohn durch einen Sportunfall verlor. „Beim Blick auf die, wenn auch sehr kurze, gemeinsame Zeit konnte er am Ende doch ein dickes Plus sehen“, so Scheuring. Das dicke Plus stehe für die Dankbarkeit und die Liebe zu dem verstorbenen Menschen, mit dem man über ein unsichtbares Band verbunden bleibe, auch wenn der Tod das sichtbare zerschnitten habe.

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