Geht es in der Stadt um Chorgesang, dann spielt der Polizeichor Würzburg inzwischen in einer eigenen Liga. Von Beginn an unter Regie von Chorleiter Jürgen Pfarr haben die heute 69 aktiven Sänger einen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad erreicht, der weit über die Stadtgrenzen hinausreicht. Zum Klassiker sind inzwischen die Weihnachtskonzerte in St. Josef in Grombühl geworden. Der Kirchenraum war in den letzten Jahren gleich zweimal an einem Tag ausverkauft. Heuer feiert der Polizeichor sein 25-jähriges Bestehen.
Es wird sehr würdig begangen, wie der Ehrenvorsitzende des Polizeichors Alois Henn berichtet. Höhepunkt ist ein Jubiläumskonzert in der Hochschule für Musik. Außerdem halten aus diesem Anlass die Delegierten der 75 Polizeichöre in Deutschland heuer ihre Jahreshauptversammlung Würzburg ab. Rund 300 ihrer Vertreter werden am Festkonzert teilnehmen.
In der Musikhochschule wird der Polizeichor Würzburg das Beste aus seinem Repertoire von über 100 Liedern präsentieren. Vor allem werden die Sänger zeigen, dass sie in mehreren Sprachen sattelfest sind: ein russischer Vespergesang, drei italienische Lieder, darunter „La Montanara“, der Originalsatz des Tridentinischen Bergsteigerchors „Coro della SAT“, und eine Fülle von Evergreens. Unterstützt werden die Sänger von der Sopranistin Brigitte Wohlfahrth und dem Bläserquartett des Heeresmusikkorps Veitshöchheim. Die Moderation besorgt Stefanie Stockinger vom Bayerischen Rundfunk. Das Jubiläumskonzert ist ein Benefizkonzert zugunsten von im Dienst verunglückten Polizeikollegen.
Die Geschichte des Würzburger Polizeichors hatte 1987 mit 21 Sängern begonnen. Auslöser war Gerhard Härtel, der damals von Augsburg als Polizeipräsident nach Würzburg kam und wissen wollte, warum es hier keinen Polizeichor gibt. So wurde nach München, Augsburg, Nürnberg und Bamberg der fünfte bayerische Polizeichor gegründet.
Die Würzburger Polizei-Sänger entfalteten sich dann sehr schnell, was Alois Henn den Qualitäten von Chorleiter Jürgen Pfarr zuschreibt. Durch das hohe Niveau, das Pfarr von Anfang an in den Chor brachte, wollten auch viele ambitionierte Sänger von außerhalb der Polizei dabei sein, was durch die Organisation als gemeinnütziger Verein möglich ist.
Heute singen im Polizeichor Würzburg 69 aktive Sänger im Alter zwischen 35 und 80 Jahren, davon die Hälfte aktive und ehemalige Polizisten. Mit den passiven Förderern hat der Polizeichor rund 180 Mitglieder. Das Durchschnittsalter liegt beim Chor bei 62 Jahren, was für Männerchöre noch relativ gut ist, sagt Henn. Er muss es wissen, schließlich ist er auch Vorsitzender des Sängerkreises Würzburg mit rund 110 Chören. Vorsitzender des Polizeichors ist Horst Assmann.
Alles ist auf Jürgen Pfarr fixiert
Kenner wissen natürlich längst um die Besonderheiten des Würzburger Polizeichors. Er singt zum Beispiel grundsätzlich ohne Notenblätter. Die Sänger haben die Texte all ihrer Lieder im Kopf, das gilt auch für die Lieder in italienischer, englischer oder gar russischer Sprache. Das Blättern und der Blick auf die Noten oder Texte würden die Aufmerksamkeit gegenüber dem Chorleiter stören. Auf ihn ist alles fixiert. Und wer einmal dabei war versteht das. Jürgen Pfarr lebt jeden Liedbeitrag mit seinem ganzen Körper bis in die Fingerspitzen. „Er hat da ein ungeheueres Gespür“, so Henn. Deshalb wird die besondere Disziplin auch vom ganzen Chor akzeptiert. Einmal in der Woche wird im Sängerheim der Bereitschaftspolizei in der Sedanstraße geprobt. Da fehlen von 69 Sängern höchstens zehn Prozent – ein Traum für jeden Chorleiter.
Natürlich gibt es auch ein gesellschaftliches Leben außerhalb der Proben und Konzerte. So wurden in den letzten Jahren Reisen innerhalb Deutschlands, aber auch ins europäische Ausland und sogar in die USA organisiert.
Und wie steht es mit den Frauen, die es ja auch im Polizeidienst gibt ? Da hat Alois Henn eine klare Position: „Das ist ein reiner Männerchor. Und das wird er auch bleiben.“