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WÜRZBURG/COBURG: Brose baut neue Verwaltung nicht in Würzburg

WÜRZBURG/COBURG

Brose baut neue Verwaltung nicht in Würzburg

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    Arbeiten bei Brose: Ein Produkt mit Zukunftspotenzial sind elektrische Lenkungsantriebe, die seit 2007 in Würzburg gefertigt werden.
    Arbeiten bei Brose: Ein Produkt mit Zukunftspotenzial sind elektrische Lenkungsantriebe, die seit 2007 in Würzburg gefertigt werden. Foto: Foto: Brose

    Würzburg hat gewonnen und doch verloren. Der Automobilzulieferer Brose wird im Raum Bamberg expandieren und dort in einem neuen Verwaltungsgebäude rund 500 Arbeitsplätze schaffen. Dies gab am Donnerstagnachmittag Jürgen Otto, Vorsitzender der Geschäftsführung, vor Journalisten in Coburg bekannt.

    Die Entscheidung basiert auf der Studie eines externen Beratungsunternehmens, die die jetzige wie künftige Attraktivität von Coburg, Bamberg und Würzburg als Wirtschafts- und Industriestandort untersuchte. Würzburg gewann den Städtevergleich vor Bamberg.

    Weshalb dennoch die Oberfranken den Vorzug erhalten, erklärt Brose-Chef Otto: „Wir haben uns trotz des Vorsprungs von Würzburg für die Region Bamberg entschieden, weil wir besonderes Augenmerk auf die Auswirkungen für unsere Mitarbeiter gelegt haben. Ausschlaggebend war schließlich die bessere Erreichbarkeit der Region für unsere Coburger Mitarbeiter.“ Rund 300 Arbeitsplätze werden aus Coburg zum neuen Standort in Bamberg oder im nahen Hallstadt verlegt. Die Brose-Gruppe hat in den vergangenen zehn Jahren ihren Umsatz fast verdreifacht und die Zahl der Mitarbeiter vervierfacht.

    Welche Auswirkungen hat die Entscheidung für den Standort Würzburg, beziehungsweise das Motorenwerk an der Nürnberger Straße? Offensichtlich keine negativen. Denn Jürgen Otto deutet an, bei weiteren Expansionen Würzburg auf der Liste zu haben: „Wir werden die hervorragenden Verkehrsanbindungen durch ICE- und Autobahnanbindungen sowie die Nähe zum Frankfurter Flughafen zukünftig stärker in unsere Überlegungen einbeziehen.“ Konkrete Pläne gibt es allerdings noch nicht.

    Verwundert über die Stadt

    Otto lobt „die engagierte, kompetente und flexible Haltung der Bamberger und Hallstadter Stadtspitze. Diese hat uns überzeugt, dass wir in der Region willkommen sind. Wir haben enorme Bemühungen um bessere Rahmenbedingungen für unsere Expansionsaktivitäten vorgefunden.“

    War das in Würzburg nicht der Fall? „Die Beziehungen zur Stadt Würzburg sind eigentlich hervorragend,“ sagt Otto. „Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass Oberbürgermeister Rosenthal Brose als Glücksfall für Würzburg bezeichnet hat. Umso mehr hat es uns verwundert, dass uns die Stadt mit einer Forderung von 2,6 Millionen Euro konfrontiert hat, die wir als Anlieger der Nürnberger Straße für deren Ausbau zahlen sollen.“ Dass die Anlieger für 600 Meter Straßenausbau 3,3 Millionen Euro zahlen sollen, ist in der Stadt ein Reizthema. Ob das ein entscheidende Punkt bei der Standortentscheidung war, lässt man bei Brose offen.

    Erfolg hatte Würzburg wenigstens bei der Studie zur Standortsuche. Die Stadt gewann in den Kriterien Demografie (hohe Zuwanderungsrate), Verfügbarkeit von Arbeitskräften (Universität und FH), Verkehrsanbindung (ICE-Direktverbindungen, Flugplatz Giebelstadt) sowie bei der Hotel- und Tagungskapazität. Bei den öffentlichen Finanzen wird Würzburg wegen der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung nur Dritter. Bamberg hat nicht zuletzt dank seines Kulturangebotes in Sachen Lebensqualität die Nase vorn. Würzburg zum Trost: Es hat die attraktivste Restaurantlandschaft der drei Städte.

    Brose und der Standort Würzburg

    Die Unternehmensgruppe mit Stammsitz in Coburg beliefert rund 80 Automobilmarken und über 30 Zulieferer mit mechatronischen Systemen und Elektromotoren. Mehr als 19 000 Mitarbeiter sind an weltweit 52 Standorten in 23 Ländern für Brose tätig. In Würzburg sind derzeit 1800 Mitarbeiter beschäftigt. Sie stellen in der Ohmstraße 2a Motoren für Fensterheber her. Im Geschäftsjahr 2011 erzielte die Gruppe einen Umsatz von vier Milliarden Euro. Unter den 100 weltweit führenden Automobil-Zulieferern ist Brose derzeit das fünftgrößte Unternehmen in Familienbesitz. In Würzburg ist Brose seit Dezember 2007 vertreten. Damals erwarb die Coburger Gruppe die ehemalige Siemens VDO Electric Motor Drives von Continental. Conti hatte die Siemensianer wohl eher als Durchlaufposten betrachtet: Man war nur wenige Tage Eigentümer des Werkes, bevor Brose einstieg. Damit endete ein jahrelanges Ringen um den Produktionsort Würzburg. 2004 waren nämlich Siemens-Pläne bekannt geworden, Arbeitsplätze nach Tschechien zu verlagern. Mit Hilfe von Politikern aus der Region und einem Lohnverzicht der Belegschaft wurde das drohende Aus abgewendet. Text: ej

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