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WINTERHAUSEN: Wasser, Bier und altes Werkzeug

WINTERHAUSEN

Wasser, Bier und altes Werkzeug

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    . . . doch der Lohn, wartete schon.
    . . . doch der Lohn, wartete schon.

    Scheppern, Klopfen, menschliche Stimmen – man könnte fast meinen, die 1920er Jahre seien zurückgekehrt in den Steinbruch auf der Höhe über Winterhausen und Goßmannsdorf. Obwohl das Werk jahrzehntelang nicht in Betrieb war, wird hier jetzt wieder gearbeitet. Ehrenamtliche Helfer sind dabei, die verschütteten Bauwerke auszugraben, die früher zu dem Steinbruch gehörten.

    Paul Lorenz Kraus aus Winterhausen interessiert sich schon seit Jahren für diese Relikte aus der Vergangenheit. „Ein Wanderer fragte mich einmal, was es mit diesem Wasserloch auf sich habe“, erzählt Kraus und weist zu einer zugewachsenen Mulde. Kraus wusste es damals nicht. Aber er nahm sich vor, es herauszufinden. Er entdeckte den ehemaligen Aufenthaltsraum der Steinbrucharbeiter, von den Einheimischen Kantine genannt, und die alte Schmiede. Die Gebäude waren von Erde verschüttet und inzwischen dicht bewachsen.

    Die Kantine war in den 1950er Jahren etlichen Winterhäusern wegen eines hässlichen Vorfalls ein Begriff, der sich im April 1945 dort ereignet hatte. Ein russischer Kriegsgefangener war in der Kantine erschossen aufgefunden und wenig später ganz in der Nähe auf dem Eichenleitenberg bestattet worden. Das sogenannte Russengrab war jahrelang von Einheimischen gepflegt worden, bis es Anfang der 1960er Jahre eingeebnet und der Tote auf der Kriegsgräberanlage in Hammelburg beigesetzt wurde.

    Ein Aufenthaltsraum war in den 1920er Jahren, als der Steinbruch seine Blütezeit erlebte, dringend nötig. Anders als heute, wo nur wenige Menschen große Maschinen bedienen, arbeiteten dort früher an die 30 Männer. Die hatten Hunger und vor allem Durst. Deshalb befand sich direkt neben der Kantine ein Bierkeller.

    „Der war wichtig“, betonen Gerhard Dremel, Richard Rüger und Eberhard Braungardt, die an diesem Tag gemeinsam mit Paul Lorenz Kraus am Steinbruch arbeiten. Morgens kam aus dem Tal ein Pferdefuhrwerk hinaufgefahren, brachte ein Bierfass mit und holte Steine ab. Eine alte Flasche mit Bügelverschluss haben die Helfer sogar noch in intaktem Zustand ausgegraben. Wie wichtig der Gerstensaft tatsächlich war, erläutert Kraus: Er hat einen Vermessungsriss aus dem Jahr 1936 studiert. Man hatte ihn angefertigt, weil sich die Gemeinden Winterhausen und Goßmannsdorf über die Frage in die Haare geraten waren, wer die Biersteuer kassieren darf. Der Steinbruch erstreckt sich nämlich über das Gebiet beider Orte. Die Grenze verläuft fast direkt durch die Kantine hindurch.

    Umso schöner findet es Kraus, dass jetzt Freiwillige aus beiden Orten an dem Projekt mitarbeiten. Außer den Vieren vor Ort sind noch Bruno Weinacht, Elmar Engert, Karl-Heinz Tausch, Manfred Neugebauer und Dominik Deppisch beteiligt. Sie wollen das Wissen um das alte Handwerk für die Nachwelt erhalten. Besonders gut zu sehen ist das in der alten Schmiede direkt neben der Kantine. Dort wurden die im Steinbruch benutzten Werkzeuge gleich an Ort und Stelle geschärft und repariert.

    Zu sehen sind noch die ehemaligen Feuerstellen und die Wasserbecken, in denen die heißen Eisenteile abgekühlt wurden. Für die Schmiede, glaubt Karl Lorenz Kraus, wurde das Wasser aus dem schon erwähnten Wasserloch benötigt. Auch eine Vertiefung im steinernen Fußboden ist zu erkennen. Kraus vermutet, dass dort der schwere Amboss gestanden haben könnte. Sogar das eine oder andere alte Werkzeug wurde entdeckt. Richard Rüger demonstriert die Funktionsweise eines sogenannten Pitschers. Damit wurden die Kanten der Steinblöcke geschlagen.

    Die Räume sollen nun so weit hergerichtet werden, dass ihre ursprüngliche Funktion erkennbar ist. Informationstafeln sollen Wanderern erläutern, was hier zu sehen ist. Die Firma Borst aus Kirchheim, der der Steinbruch gehört, hat den geschichtsbewussten Männern gestattet, ihr Projekt zu verwirklichen. Für Interessierte wird eine Wanderung angeboten, an deren Ende das Projekt erläutert wird.

    Die Wanderung beginnt am Sonntag, 17. Juni, um 14 Uhr am Bauhof in Winterhausen. Schlusspunkt ist um zirka 16 Uhr am Steinbruch.

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