Das war am Dienstag eine wichtige Weichenstellung für den Bau der neuen Straßenbahn ans Hubland. Nach monatelanger Bearbeitung fällt nun der volkswirtschaftliche Nutzen für das Projekt größer aus als die Kosten. Dies ist die Voraussetzung, um an die hohe staatliche Förderung für das Millionenprojekt zu kommen – rund 60 Prozent der Gesamtkosten, wie Thomas Schäfer, Geschäftsführer der Würzburger Versorgungs- und Verkehrsbetriebe (WVV) dem Umwelt- und Planungsausschuss des Stadtrates darlegte.
Die volkswirtschaftliche Abwägung erfolgt in einem bundeseinheitlichen Verfahren („standardisierte Bewertung“). Dabei ist der Faktor von 1,0 zu übertreffen. Keine leichte Sache, auch nicht in anderen Städten, wie Schäfer sagte. Die geplante 5,4 Kilometer lange Linie 6 vom Barbarossaplatz durchs Frauenland zum Hubland liegt jetzt bei 1,05. Vor einem Jahr hatte es mit einem Stand von 0,84 noch recht düster ausgesehen.
Was ist seitdem passiert? Die WVV hat ein Verkehrsbüro als Berater hinzugezogen. Dessen Analysen liegen mittlerweile vor. Fahrgastdaten wurden überprüft, Liniennetze, bisherige Verkehrsmodelle. Den entscheidenden Schritt nach vorn schaffte man offenbar durch genauere Betrachtung des „Ohne-Falls“: Würde die Straßenbahn nicht gebaut, müsste aufgrund steigender Kapazitäten bis 2025 der Busbahnhof erweitert werden, ebenso vier Haltestellen. Drei, so Schäfer, müsste man neu bauen. Dies alles würde Kosten verursachen, die durch die neue Straba vermieden werden.
Im Stadtrat kritisierten Patrick Friedl (Grüne) und Wolfgang Scheller (CSU) erneut die vorgeschriebenen Kriterien der volkswirtschaftlichen Bewertung: Schüler würden viel zu gering angesetzt, was diese Linie rechnerisch verschlechtere. Laut WVV-Chef Schäfer läuft bis Anfang August die öffentliche Auslegung der Pläne. Bis Anfang November sollen die Einwendungen gesichtet sein, dann gebe es voraussichtlich einen Erörterungstermin mit der Regierung. Diese könne dann in die eigentliche Planfeststellung eintreten. Schäfer hofft auf Baurecht bis Ende 2013.
Spürbar war im Stadtrat die Erleichterung, dass mit dem Nutzen-Kosten-Faktor von 1,05 eine entscheidende Hürde zunächst genommen ist. Die WVV will nun in erste Gespräche mit dem Bund als Zuschussgeber gehen. Erwartet werde dort ein klares Ja von der Kommune und dem Freistaat: „Man muss zusammenstehen.“