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WÜRZBURG: „Gott will es“: Helfen und Versöhnen

WÜRZBURG

„Gott will es“: Helfen und Versöhnen

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    Dynamische Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem: Leitender Komtur Berthold Orschler und sein Vorgänger Manfred Spall beim Auszug aus St. Burkard vor Beginn der Reliquienprozession zum Kiliansfest.
    Dynamische Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem: Leitender Komtur Berthold Orschler und sein Vorgänger Manfred Spall beim Auszug aus St. Burkard vor Beginn der Reliquienprozession zum Kiliansfest. Foto: Foto: Römmelt

    Weihrauchduft liegt in der Luft, und langsam formiert sich im Mainviertel vor St. Burkard die Reliquienprozession mit den Köpfen der Würzburger Bistumsheiligen Kilian, Kolonat und Totnan. Nach den Ministranten stellen sich gerade sieben Männer, die ein schwarzes Barett und einen elfenbeinfarbenen Mantel tragen, und eine schwarz gekleidete Dame auf. Die Gruppe verbindet das rote Jerusalemkreuz mit vier kleinen griechischen Kreuzen. „Das sind die Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Ein päpstlicher Ritterorden, der Männer und Frauen aufnimmt. Die Ritter und Ordensdamen kümmern sich vor allem um das Wohl der Christen in Israel, Palästina und Jordanien“, erklärt Margit Rotter, die Geschäftsführerin des Diözesanbüros Würzburg.

    Und Ordensdame Eva-Maria Bossle, die Ehefrau des bekannten Soziologen und ehemaligen Leitenden Komturs Professor Lothar Bossle, ergänzt: „Zu unserer 1976 gegründeten Würzburger Komturei, die 1986 den Namen „St. Kilian“ erhalten hat, gehören 39 Mitglieder. Davon sind fünf Damen.“

    Die Ritter und Damen aus der Diözese Würzburg treffen sich einmal im Monat in Würzburg zu Gottesdienst, Vortrag und Abendessen. Bei den „Komtureiabenden“ tauschen sich die Vertreter der unterschiedlichsten – meist akademisch gebildeten – Berufsgruppen aus: Gerade haben Diplomkaufmann Berthold Orschler und Mediziner Manfred Spall, der neue und der vormalige Leitende Komtur, St. Burkard verlassen und warten auf das Signal zum Aufbruch in Richtung Neumünster.

    Nach der Prozession berichtet Prälat Heribert Brander, von 1981 bis 2005 Prior der Würzburger Komturei St. Kilian, von den Zielen und Projekten der in Deutschland rund 1400 Mitglieder zählenden Ritter vom Heiligen Grab. Mit Blick auf die schwierigen Verhältnisse im Nahen Osten sagt er: „Helfen und Versöhnen, das sind unsere wichtigsten Aufgaben.“

    Das „Heilige Land“ im Blick

    Der 1868 von Papst Pius IX. errichtete Orden mit Sitz in Rom und dem Kreuzfahrer-Motto „Deus lo vult“ – „Gott will es“ konzentriert sich auf das „Heilige Land“, den Raum des Lebens und Sterbens Jesu. „Es ist wirklich ein Brennpunkt, an dem alles aufeinander stößt.“ Dies gilt nicht nur für die Jerusalemer Grabeskirche: „Die verschiedenen Gruppen verschlagen sich auch. Das ist nicht gerade eine Versöhnungsgemeinschaft.“ Gravierender als die innerchristlichen Konflikte, die Franziskaner und Benediktiner vor Ort zu entschärfen suchen, wirkt sich das von Gewalt bestimmte Verhältnis zwischen Israelis und Palästinensern auf die christliche Präsenz im „Heiligen Land“ aus. Nach den beiden Palästinenseraufständen hat sich das Verhältnis zwischen Israelis – „einem wahnsinnig tüchtigen Volk“ – und Palästinensern nachhaltig verschlechtert. Brander, der fünfmal im „Heiligen Land“ war, berichtet nachdenklich: „Die Palästinenser sind sehr zerstritten. Durch die Feindschaft zu Israel schaden sie sich selbst.“ Allerdings bemerkt er auch: „Die Mauer, durch die sich Israel vor den palästinensischen Anschlägen schützen möchte, hat das Leben schon sehr stark beeinflusst.“

    Den zwischen Israelis und Muslimen und damit zwischen allen Stühlen sitzenden Christen bleibt momentan nur die Auswanderung, wenn sie ein menschenwürdiges Leben führen wollen. „Viele junge, oft hervorragend ausgebildete Christen wandern aus, weil sie in Israel keine Chance haben“, so Brander. Um das sich abzeichnende Ende des christlichen Lebens in Bethlehem, Jerusalem und Nazareth zu verhindern, unterstützen die Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem das 1847 wieder errichtete lateinische Patriarchat von Jerusalem finanziell und ideell. Bildungsarbeit spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle, und die Katholische Universität von Bethlehem profitiert vom Engagement der Ritter vom Heiligen Grab ebenso wie die christlichen Kindergärten und Schulen. Das hohe Niveau der Ausbildungsstätten schätzen auch viele Muslime.

    Über die von der Würzburger Komturei mit finanzierten Projekte berichtet detailliert Leitender Komtur Orschler: „Unsere Komturei unterstützt die Projekte der Deutschen Statthalterei des Ritterordens für Bildung, humanitäre Hilfe durch Sozialfonds, caritative Einrichtungen, Partnerschaften mit Pfarreien und Sonderprojekte.“ Ein Beispiel: „Wir übernahmen als Teil der Provinz Bayern 2010 den Großteil der Operation eines palästinensischen Jungen im Hamburger Wilhelmstift. Die Kosten beliefen sich auf 15 000 Euro.“

    Hilfsprojekte

    Weitere Projekte sind das Ergebnis persönlicher Kontakte, die sich bei Pilgerreisen ergeben haben. Orschler: „So hat eine unserer Ordensdamen in Bethlehem eine Werkstatt gegründet, wo arbeitslosen Frauen sich um die „Creche“, das örtliche Waisenhaus, versammeln.“ Dort entstehen Weihnachtssterne, Holzschnitzarbeiten und Stickereien. Außerdem pflegt die Komturei zusammen mit der Provinz Bayern Patenschaften mit einer Pfarrei in Bir Zait (West Bank) und im jordanischen Kerak.

    Brander blickt deswegen positiv in die Zukunft: „Im Heiligen Land wird sehr viel für das gegenseitige Zusammenleben getan. Da wächst viel Versöhnungsbereitschaft heran“. Und auf die Frage nach der Zukunft christlichen Lebens zwischen Mittelmeer und See Genezareth antwortet der langjährige Prior, der an diesem Freitag sein Diamantenes Priesterjubiläum feiert: „Ich sehe da durchaus eine realistische Perspektive.“

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