Die Freiwillige Feuerwehr Steinbach (Lkr. Würzburg) ist zwar im Vergleich zu anderen Wehren mit 110 Jahren noch ziemlich jung, dennoch ist sie wohl einmalig in Franken: Von 98 mit Hauptwohnsitz gemeldeten Einwohnern des kleinen Ortes, der zwischen Unteraltertheim und Wenkheim liegt, sind 58 Mitglieder der Wehr, davon sind 37 aktiv im Einsatz. Seit vergangenem Jahr verstärken 16 Frauen, die Feuerwehr. Und: Dort hat eine Frau das Sagen. Renate Schmitt ist seit Januar die Kommandantin, der kleinen, feinen Truppe. Viele Steinbacher Feuerwehrleute dürfen Abzeichen der höchsten Leistungsstufe „Gold-Rot“ tragen.
Wer im idyllisch gelegenen Steinbach das Feuerwehrhaus sucht, muss allerdings schon ganz genau hinschauen, um es zu finden: Unscheinbar wie eine Garage steht es in der Hachtelstraße. Lediglich zwei Schilder weisen darauf hin, die Feuerwehrausfahrt doch bitte frei zu halten. Das kleine Feuerspritzenhaus wurde bereits 1891 gebaut, erst elf Jahre später, nach einer Übung der damals bestehenden Pflichtfeuerwehr, gründete der Lehrer Geiersbach die Freiwillige Wehr.
Mit dem Anhänger zum Brand
Rasante Blaulichtfahrten mit Martinshorn sind in Steinbach jedoch nicht zu erwarten. Wenn die Lösch- und Hilfsgruppe – von der Sirene alarmiert – zum Einsatzort eilt, ziehen entweder ein Traktor oder die Männer und Frauen den Tragkraftspritzenanhänger TSA heraus. Damit geht es dann möglichst schnell zum Brandherd oder Unfallort.
1959 schafften die Floriansjünger eine Motorkraftspritze des Typs TS 8 an, die bereits zwei Jahre später bei einem Großbrand von drei Scheunen ihre sprichwörtliche Feuertaufe bei einem zweitägigen Löscheinsatz bestand. Die Pumpe ist Geschichte, doch der Anhänger von einst ist immer noch im Einsatz. Heute ist eine rund 15 Jahre alte Pumpe montiert: Sie muss mit einer Kurbel in Gang gesetzt werden. „Wir Frauen schaffen es nicht allein, den Anhänger mit der Pumpe aus dem Gerätehaus zu ziehen“, sagt Kommandantin Renate Schmitt. Immerhin beträgt das Gewicht samt Ausrüstungsgegenständen circa 800 Kilogramm. Normalerweise wird aber für Einsätze einer der zehn Traktoren im Ort verwendet.
Abgesehen von einigen Malen, als sie Nachbarschaftshilfe leisteten, hatte die kleine Wehr im vergangenen Jahr zwei Einsätze zu meistern. So barg die Gruppe ein bei Glatteis in den Graben gerutschtes Auto. Außerdem rückte man zu einem Hausbrand in Oberaltertheim zur Unterstützung aus. Auch heuer gab es schon einen Kaminbrand in Steinbach zu bekämpfen. Zwölf ortsansässige Helfer waren im Einsatz. Gemeinsam mit Kollegen aus Unter- und Oberaltertheim löschten sie das Feuer.
Nur noch ein weiterer Verein
Den beneidenswerten Mitgliederanteil unter den Steinbachern erklärt sich der Vereinsvorsitzende Elmar Kuhn so: „Wir prägen das kulturelle Leben.“ Die Floriansjünger laden nicht nur zu Bergfest, Fasching und Nikolausfeier ein, sondern beteiligen sich aktiv und finanziell an der Gestaltung des Dorfes. „Bei der Neuanlage unseres kleinen Dorfplatzes mit Rosengarten am Gemeindehaus gestaltete und finanzierte die Feuerwehr die komplette Bepflanzung und übernimmt darüber hinaus auch die Pflege und den Unterhalt.“ Ein weiterer Grund für die Traum-Mitgliederzahlen: Außer der Feuerwehr gibt es im Ort nur noch einen Verein – den Kegelverein.
Die Einsätze des Spritzenanhänger scheinen indes gezählt. Wie Kuhn ankündigt, sei der Verein „drauf und dran“, sich aus Eigenmitteln im nächsten Jahr ein gebrauchtes Feuerwehrfahrzeug zu kaufen. Dafür würde dann jedoch eine Unterstellmöglichkeit benötigt. „Trotz unserer bescheidenen Ausrüstung und des manchmal mitleidigen Lächelns anderer Wehren wegen unserer Traktoren mit dem Spritzenanhänger bleiben wir Feuerwehrleute“, sagt Kuhn. „Aus Überzeugung.“
Jubiläumsfeier: Am Samstag, 18. August, feiert die Feuerwehr Steinbach ihr 110-jähriges Bestehen auf dem Aussiedlerhof der Familie Püschel in den Quelläckern. Beginn ist um 18 Uhr.