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WINTERHAUSEN: Aus Winterhausen nach Hollywood

WINTERHAUSEN

Aus Winterhausen nach Hollywood

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    Busenfreund: Werner Luksch (links) hat sich intensiv mit dem Leben des berühmten Winterhäusers Valentin Hamm beschäftigt und eine Ausstellung zusammen getragen.
    Busenfreund: Werner Luksch (links) hat sich intensiv mit dem Leben des berühmten Winterhäusers Valentin Hamm beschäftigt und eine Ausstellung zusammen getragen. Foto: Foto: Wilma Wolf

    Den gebürtigen Winterhäuser Johann Valentin Hamm kennt Werner Luksch seit 20 Jahren und ist mit ihm per Du, sagt er schmunzelnd – und dies obwohl der in der Region wenig bekannte Musiker bereits 1874 verstarb. Luksch hat sich derart in die Biografie des Musikers eingelesen, dass er sogar von seinem Busenfreund spricht.

    Und weil Hamm hier kaum einer kennt, hat der Verein für Ortsgeschichte ihm den Schwerpunkt der Ausstellung „Gesang und Musik in Winterhausen“ gewidmet. Im Rahmen des sechsten Kulinarischen Kunstsonntags, kurz KuKuSo genannt, wurde sie am Sonntag im Rathaus eröffnet und ist noch an zwei weiteren Wochenenden zu sehen. Kurz vorher haben noch zahlreiche eifrige Hände mit herbstlicher Blumendekoration der Ausstellung den letzten Schliff verpasst.

    Wenn Luksch, Vorsitzender des Vereins für Ortsgeschichte (VfO) über Hamm spricht, leuchten seine Augen und er ist kaum mehr zu bremsen. 20 Jahre intensive Recherche nach Daten und Fakten des Winterhäusers haben ihre Spuren hinterlassen. Geboren wurde Johann Valentin Hamm 1811 im Haus Nummer 85, vermutlich heutige Untere Gasse 11. Schon in der Geburtsurkunde wird sein Vater Johann Christian Hamm, der dreimal verheiratet war, als „Musikus“ bezeichnet.

    Musikalität im Winterhäuser Blut

    Die Musik lag ihm also im Blut, auch sein Bruder wurde Musiklehrer in Würzburg. Und weil heute nach 138 Jahren praktisch jeder in Winterhausen mit Hamm verwandt sei, sei das ganze Dorf so musikalisch, meint Luksch. Deswegen bezeichnet er seinen Heimatort auch als „Perle der Musik“. Einen Stammbaum der Familie Hamm bis in die heutige Zeit wollte er eigentlich ausdrucken, aber der wäre 13 Meter lang geworden, erzählt er.

    Fest steht, dass Hamm mit 33 Jahren nach Würzburg zog. Dort heiratete er Theodora Graner, eine Sängerin und Pianistin aus einer angesehenen Würzburger Familie. Mit ihr hatte er drei Kinder, deren Spuren aber im Sande verlaufen, wie Luksch weiß. Ein Sohn ging als Musiker nach Amerika und seine Tochter wurde in Würzburg Musiklehrerin. Sehr offensichtlich war Hamms Beziehung zu Richard Wagner, den er auch in Würzburg kennenlernte. „Die beiden waren Busenfreunde“, sagt der Hobbyhistoriker.

    Originale aus einem regen Briefwechsel hat er dazu aufgetrieben. Ebenso wie Dokumente, die belegen, dass Hamm von Kaiser und Zar hoch gelobt wurde, denn in Würzburg war er Konzertmeister beim Theater und in Bad Kissingen Kurmusikdirektor. Vom Zar bekam er sogar einen Ring für seine musikalischen Leistungen geschenkt.

    Über 300 Kompositionen stammen aus der Feder des Winterhäusers, die berühmteste und weltweit immer wieder gespielte, ist der „Milanollo-Marsch“, den er den Schwestern Maria und Theresa Milanollo aus Italien widmete. Nicht mit diesem, sondern einem anderen Marsch bestückt, ist die Original Edison-Walze, die Luksch 2010 für 18 Euro in Ohio (Texas) erwarb. Spielen kann er sie aber nicht, weil das nötige Gerät dafür fehlt. Dennoch ist er darauf besonders stolz, denn es ist eine von zwei solcher Walzen, die es heute noch weltweit gibt.

    Auch zahlreiche Original-Notenblätter und Tonaufnahmen sowie originelle Objekte im Zusammenhang mit Hamm's Leben konnte Luksch beschaffen. Von überall auf der Welt. Die Suche sei daher spannend und langwierig gewesen. „Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie aufwendig Lokalgeschichtsforschung sein kann“, sagt er.

    Ältester Chor Bayerns

    Ziel ist es nun, den Winterhäuser Komponisten auch in seiner Heimat wieder bekannter zu machen. Und vor allem die Winterhäuser Musiker dazu zu bringen, Hamm's Kompositionen in ihr Repertoire auf zu nehmen.

    Auch in berühmte Hollywood-Filme ist Hamms Musik eingeflossen, so zum Beispiel in „Der Prinz und die Tänzerin“ mit Marylin Monroe und „Rebell und Verführer“ mit Stewart Granger und Liz Taylor.

    Einen großen Rahmen der Ausstellung nimmt auch die Geschichte der Winterhäuser Kapellen und Chöre ein. So ist der 1625 gegründete evangelische Kirchenchor der Gemeinde der älteste in ganz Bayern, ist zu erfahren.

    Ein umfangreiches musikalisches Rahmenprogramm mit allen musizierenden Vereinen, zwei Flohmärkten, ein Dorfquiz, historische Häuserführungen und viele kulinarische Highlights, so beispielsweise die handgemachten Schneeballen der ehemaligen Ortsbäuerin Brigitte Hoffmann, machten den KuKoSo zu einem Vergnügen für die ganze Familie.

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