Eine Einladung zum Fensterputzen klingt nicht gerade verlockend. Die Redaktion hat sie dennoch angenommen. Schließlich ging es um die wohl am meisten beachteten Fenster in ganz Würzburg: Die seit über sieben Jahren Wetter- und Umwelteinflüssen ausgesetzte Glasfassade am Hotelturm in der Schweinfurter Straße wird derzeit erstmals gereinigt.
„Das ist eine Herausforderung“, sagt Frank Menna am Treffpunkt – die Dachterrasse des 58 Meter hohen Turms, der einen jahrelangen Baustillstand hinter sich hat. Der Würzburger Gebäudereiniger hat mit seiner gleichnamigen Firma den Auftrag, die über 5000 Quadratmeter große Glas- und Aluminiumfassade des neuen „Ghotel hotel & living“-Hauses zu reinigen. Eine Herausforderung, weil über Jahre vor allem der Staub vom nahen Auto- und Bahnverkehr den Scheiben und den Aluminiumrahmen gut zugesetzt haben. „Da ist eine richtige Schicht drauf“, stellt Menna fest – mittlerweile in luftiger Höhe im Reinigungskorb unterwegs mit einem Redakteur an Bord, der lieber Fragen stellt als beim Fensterputzen zu helfen.
Um die Schmutzschicht runterzubekommen, verwenden Menna und seine Reinigungstruppe spezielle Reinigungsmittel und Osmose-Wasser, das heißt Wasser ohne Kalk und Mineralien. „Das hinterlässt keine Rückstände und man kann leichter damit arbeiten“, erklärt der Reinigungsspezialist. „200 Liter brauchen wir davon am Tag.“ Das Wasser wird in Kanistern angekarrt.
Am Dienstag haben Menna und seine Mitarbeiter – er beschäftigt 50 in seiner Firma – mit dem Großreinemachen begonnen. Minimal fünf Reinigungstage sind angesetzt. Somit werden mindestens 1000 Liter für die weit über 2500 Fenster- und Glasflächen am elipsenförmigen Hochhaus benötigt.
Was Menna jetzt schon sagen kann: „Nach so vielen Jahren ohne Pflege ist die Fassade in einem äußerst gutem Zustand.“ Nichtsdestotrotz haben Auswaschungen aus den Aluminiumrahmen an manchen Scheiben ihre Spuren hinterlassen haben. Mennas ehrgeiziges Ziel: „Ich möchte den Hotelturm wieder zum Strahlen bringen“. Und er ist optimistisch: „Er wird glänzen.“
Die Höhe ist keine Herausforderung für ihn. Seine Firma hält auch die Fassade des nicht gerade niedrigen Euro-Center in der Wörthstraße sauber. Wie wird die Reinigung auf dem Hotelturm bewerkstelligt? Auf dem Dach ist ein großer Kran fest installiert, an dem ein drei Meter breiter Korb für die Gebäudereiniger herabgelassen wird. „Wir putzen von oben nach unten“, erklärt Menna. Jeweils eine Reihe mit drei Fenster wird in einem Aufwasch erledigt, dann geht's ein Stockwerk tiefer. Sind die Gebäudereiniger im Erdgeschoss angelangt, geht's wieder hoch und die Prozedur beginnt mit den nächsten drei Fenstern.
Von den Hebkränen auf dem Dach gibt es laut Menna 349 auf der Welt – „vor allem auf den Wolkenkratzern in Dubai und New York, und jetzt auch in Würzburg“. Auf dem Headquarter von s.Oliver in Rottendorf, an dem Mennas Leute ebenfalls für Durchblick sorgen, steht auch einer.
Maximal zwei Leute dürfen im Korb arbeiten. „Regenwetter ist kein Problem“, sagt der Reinigungsspezialist. Im Gegenteil, das Regenwasser sorge für ein willkommenes Einweichen. Wind dagegen ist gefährlich für die Männer in luftiger Höhe. „Da brechen wir notfalls ab“, sagt Menna. Bislang gab's noch keine wetterbedingten Korb-Schwankungen am Turm mit seinen 17 Stockwerken.
Diesen werden Menna und seine Leute auch reinigen, wenn der Betreiber Ghotel den Turm in Betrieb genommen hat. Müssen die Gäste dann so lange warten wie der Turm auf den ersten Fensterputz? Menna lacht. „Nein, wir rechnen damit, das Gebäude ein bis zwei Mal im Jahr zu reinigen.“
Damit stehen die Bedingungen gut für ein strahlend aussehendes Wahrzeichen, mit dessen Fertigstellung manch einer gar nicht mehr gerechnet hat. Dass das Gästehaus mit seinen 204 Zimmern und 600 Quadratmetern Konferenzbereich auch mit inneren Werten glänzen kann, dafür sorgt nicht zuletzt Bauleiterin Stefanie Schupp vom Hamburger Generalplaner MPP (Meding Plan + Projekt GmbH). „Wir liegen voll im Zeitplan, 80 Prozent der Zimmer sind bereits fertig eingerichtet“, erklärt die Architektin. Es herrscht Hochbetrieb auf der Baustelle mit über 80 Handwerkern. Am 15. November soll der Hotelturm – so die Information von Ghotel – eröffnet werden.