Normalerweise ist die Regierung für die Unterbringung der Asylbewerber zuständig. Doch deren Kapazitäten, darunter die Gemeinschaftunterkunft im Auber Schloss mit 79 Plätzen, ist erschöpft. Jetzt wurden die Landratsämter angewiesen, Nothilfe zu leisten. Der Regierung läuft dabei die Zeit davon. Seit zwei Jahren steigen die Zahlen rasant, sagt Pressesprecher Johannes Hardenacke.
Fester Schlüssel
Üblicherweise leben Asylbewerber ein paar Monate lang in den zentralen Aufnahmelagern in München und Zirndorf und werden dann nach einem festen Schlüssel auf die Bezirke verteilt. Während Unterfranken 2009 noch 343 Asylbewerber zugewiesen wurden, waren es 2011 bereits 810 – und, so Hardenacke, „wir rechnen auch 2012 mit einem weiteren Anstieg“. Zurzeit werden dem Regierungsbezirk wöchentlich rund 40 neue Asylbewerber zugewiesen. Überwiegend stammen sie aus den Krisengebieten im Mittleren Osten.
Händeringend sucht die Regierung deshalb nach geeigneten Immobilien, die als Wohnheime genutzt, beziehungsweise entsprechend umgebaut werden können. Bis dahin müssen die Landkreise in die Bresche springen – und die tun sich ebenfalls schwer, geeignete Objekte zu finden, so Markus Heuschmann vom Landratsamt Würzburg.
Zwei Objekte ungeeignet
Drei Objekte waren dem Landkreis angeboten worden, eines in Unterpleichfeld, eines in Kist und eines in Winterhausen. Die beiden ersteren hatten sich als ungeeignet erwiesen. Übrig bleibt die „Alte Brücke“, die bis vor wenigen Jahren noch als Gasthaus betrieben wurde.
Nach einer Ortseinsicht hält Heuschmann das Gebäude grundsätzlich für geeignet. Zwischen 20 und 30 Plätze könnten dort nach Ansicht der Baufachleute aus dem Landratsamt untergebracht werden. Allerdings müssten noch einige Randbedingungen geprüft werden, etwa bezüglich des Brandschutzes. Ein Vertrag mit dem Eigentümer, einem Würzburger Immobilienmakler, sei deshalb noch nicht geschlossen worden. Spekulationen über eine Nutzung des leerstehenden Gasthauses als Asylbewerberheim beunruhigen auch Winterhäuser Bürger. Erst durch diese hatte Bürgermeister Wolfgang Mann von den Plänen erfahren, wie er in der Bürgersprechstunde zur jüngsten Gemeinderatssitzung mitteilte.
Der Winterhäuser Bürgermeister wandte sich deshalb auch an Landrat Eberhard Nuß mit der Bitte, die Gemeinde über die Entwicklung auf dem Laufenden zu halten und Informationen rechtzeitig an die Bevölkerung weiter zu geben. Dadurch solle verhindert werden, dass durch unzureichende Informationen Vorbehalte und Befürchtungen geschürt werden. In Gerüchten, die in Winterhausen kursierten, war zuvor von 80 Asylbewerbern die Rede. Das Antwortschreiben war erst am Tag der Gemeinderatssitzung im Winterhäuser Rathaus eingegangen, der rund zwei Dutzend Bürger aus der Nachbarschaft der Alten Brücke beiwohnten.
In der Sitzung äußerte Ratsmitglied Christian Braungardt Bedenken hinsichtlich der erforderlichen baulichen Veränderungen an dem Gebäude. Kurt Kleinschnitz hält die Unterbringung von 25 Personen in einem einzigen Gebäude für eine Zumutung. Auch ihm sei an umfassender Aufklärung gelegen. Bürgermeister Mann stellte klar, dass die Entscheidung über eine Unterkunft für Asylsuchende in Winterhausen allein von den Vertragspartnern, also dem Landkreis und dem Eigentümer, getroffen werde. „Wenn wir als Gemeinde eine Möglichkeit sehen, den Prozess und das Ergebnis mitzugestalten, werden wir diese Möglichkeit wahrnehmen.“
Sollte in der fraglichen Immobilie eine Unterkunft für Asylbewerber eingerichtet werden, so sollten Gemeinde und Gemeinschaft für ein menschenwürdiges Leben dieser Menschen sorgen und versuchen, sie positiv aufzunehmen, appellierte Mann. Auch für den Landkreis ist die vorläufige Bereitstellung von Unterkünften noch mit vielen Fragezeichen behaftet. Die Asylsuchenden sollen so lange in den Häusern bleiben, bis die Regierung genügend eigene Kapazitäten geschaffen hat. Die ungewisse Zeitvorgabe erschwere die Verhandlungen mit Anbietern, so Markus Heuschmann. Er geht davon aus, dass die Übergangswohnheime für einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren benötigt werden.
An der Regierung von Unterfranken tut man sich ebenfalls schwer mit Prognosen. In den 24 unterfränkischen Einrichtungen leben aktuell rund 1650 Asylbewerber. Wie sich der Zahl über die nächsten Monate hinaus entwickeln wird, kann niemand seriös voraussagen, so Pressesprecher Hardenacke.