„Schade um das alte Gebäude“, „Das war ja eh nur ein Nachbau, außerdem wird's wieder aufgebaut“ – zwei Passantenaussagen an Würzburgs prominentester Altstadt-Baustelle, die die Diskussionsbreite um den Ab- und Wiederaufbau des historischen Hofes Emeringen an der Ecke Martin- und der künftigen Otto-Wels-Straße widerspiegeln. Jetzt hat der Abbruch des 44 Jahre alten Denkmals begonnen, rege verfolgt von interessierten Passanten.
Wie berichtet, wird das Haus abgerissen, um Platz zu schaffen für die neue Einfahrt zur Marktgarage in der Martinstraße. Der neue Hof Emeringen soll nach dem Vorbild des Vorgängers entstehen, aber etwa zwei Meter schmäler werden. Optisch eigenständig, wird das Gebäude vom Inneren her in das neue benachbarte Geschäftshaus der Freier-Hof Emeringen GmbH Co KG integriert. Das historische Portal wurde abgebaut und wird wieder den neuen Hof zieren.
Dennoch wird der Neubau keinen Denkmalstatus mehr erhalten. Das hatte das Landesamt für Denkmalschutz bereits im Vorfeld der Abbruchentscheidung erklärt. Wie nun die Freier-Hof Emeringen GmbH Co KG auf Anfrage erklärte, habe man die alte Bausubstanz von einem Bamberger Restaurator untersuchen lassen. Demnach ist die Madonnenfigur, das darunter liegende Mittelstück sowie der „Schlussstein“ am Portal originale Bausubstanz aus dem 17. Jahrhundert. Die anderen Steine des Portals sowie die Fensterrahmen und Ornamente stammten allesamt von 1968, dem Jahr des ersten Wiederaufbaus. Dieses Gutachten erhalten das Landesamt für Denkmalpflege und die städtische Bauaufsicht. Das abgebaute Portal, so der Bauherr, sei bei einem Natursteinbetrieb ausgelagert.
Nach den Entwürfen des Trientiner Baumeisters Antonio Petrini war Hof Emeringen Ende des 17. Jahrhundert als Teil des Stiftes Neumünster entstanden. Der Hof wurde im zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört, nur ein Teil der Außenfassade sowie das Portal mit Wappen und Madonna blieben erhalten. 1963 erwarb die Bayerische Vereinsbank die Ruine, um fünf Jahre später den Hof Emeringen neu zu errichten.
Diesen jetzt abzureißen, stößt bei Denkmalschützern auf massive Kritik, während Stadtbaurat Christian Baumgart überzeugt ist: „Nach dem Wiederaufbau wird niemand den Unterschied erkennen. Der Abbruch soll etwa drei Wochen dauern.