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WÜRZBURG: Straße erinnert an ermordete Dichterin Marianne Rein

WÜRZBURG

Straße erinnert an ermordete Dichterin Marianne Rein

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    Eine von rund 2000 aus Würzburg deportierten Juden: Die Ottostraße zwischen Sanderring und Friedrich-Ebert-Ring ist nach der Dichterin Marianne Dora Rein benannt worden. Ihre Briefe und Gedichte sind Grundlage für die aktuelle Kammeroper „Refidim Junction“.
    Eine von rund 2000 aus Würzburg deportierten Juden: Die Ottostraße zwischen Sanderring und Friedrich-Ebert-Ring ist nach der Dichterin Marianne Dora Rein benannt worden. Ihre Briefe und Gedichte sind Grundlage für die aktuelle Kammeroper „Refidim Junction“. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    „Ich habe heute freien Tag, ach ich genieße jede Minute; es ist ein wunderbarer Oktobertag.“ Als die Dichterin Marianne Rein dies am 7. Oktober 1941 schreibt, darf sie als Jüdin nur noch in wenigen Würzburger Geschäften einkaufen, Anlagen nicht mehr betreten. Die Gestapo hat die Wohnung geplündert, sie muss im jüdischen Altersheim zwangsarbeiten. Und doch hat sie die Hoffnung nicht verloren.

    Sieben Wochen nach diesem letzten Brief an den Schriftsteller Jakob Picard wird sie mit ihrer Mutter und 200 weiteren Menschen ins KZ Jungfernhof bei Riga deportiert. Dort verlieren sich ihre Spuren. Vermutlich sind die beiden verhungert oder erfroren. Seit Montag ist in Würzburg eine Straße nach Marianne Rein benannt – ein Teil der Ottostraße zwischen Sanderring und Friedrich-Ebert-Ring.

    Von einer außergewöhnlichen Frau sprach Oberbürgermeister Georg Rosenthal bei einer kleinen Feierstunde – und gleichzeitig von einem Schicksal, das Marianne Rein mit Millionen Juden in der Zeit des Nationalsozialismus teilte: Tod, Vernichtung. Die Straßenbenennung passt zur Uraufführung der Kammeroper „Refidim Junction“ von Mainfranken Theater und Musikhochschule, gefeierte Premiere war am Samstag in der Bibrastraße. Der OB sprach von einem „eindrucksvollen Kulturereignis“, einem „großartigen Werk“. Komponistin Magret Wolf nahm an der Feierstunde zur Straßenbenennung teil, ebenso wie namhafte Vertreter aus Politik und Kirche. Die 113 Briefe Marianne Reins an Picard und zwölf an zwei Freundinnen sind Grundlage für „Refidim Junction“, ebenso der Briefwechsel zwischen der Jüdin Perl Margulis und ihrem Ehemann. Die beiden überlebten den Holocaust, zur Premiere am Samstag war eigens Alice Shalvi, die betagte Tochter von Perl Margulis, nach Würzburg gekommen.

    Naturlyrikerin Marianne Rein war 30, als sie deportiert wurde. Stand in der Blüte ihres Lebens. „Sie wäre vielleicht eine große Schriftstellerin geworden“, so OB Rosenthal. Nach ihrem Tod sei sie in Vergessenheit geraten. Er bedankte sich vor allem bei Rosa Grimm (Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit), die Rein durch jahrelange Recherchen ins Bewusstsein zurückgeholt und die Straßenbenennung angestoßen habe.

    Der Dulder – ein Gedicht von Marianne Rein

    Alle Worte haben mich verlassen.

    Alle Seufzer werden stumm in meinem Munde.

    Ach, ich leide.

    Wüssten es die andern, wie ich leide,

    weiser würden sie an meinen Schmerzen.

    Doch ich schweige.

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