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WÜRZBURG: Würzburger Hotelturm ist fertig

WÜRZBURG

Würzburger Hotelturm ist fertig

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    Die Fassade ist geschlossen, der Hotelturm heißt jetzt Ghotel.
    Die Fassade ist geschlossen, der Hotelturm heißt jetzt Ghotel. Foto: Foto: THERESA Müller

    Der Hotelturm hat wohl die bewegendste Baugeschichte der jüngeren Würzburger Vergangenheit hinter sich. Wer hat zwischendurch noch an deren Happy End geglaubt?

    Am Anfang klingt es toll: 2001 plant die Euro-Gruppe ein 70 Meter hohes Vier-Sterne-Hotel von Arabella-Sheraton in der Schweinfurter Straße. Bis 2004 soll es fertig sein. Doch es kommt bekanntlich anders: Zuerst entbrennt ein heftiger Streit über die Stadtbildverträglichkeit des Hochhauses. Befürworter und Gegner argumentieren mit Fotomontagen – und werfen sich gegenseitig deren Fälschung vor. Der erste Bauherr lässt Heliumballons zur Höhensimulation steigen und versucht, die Stadtverwaltung unter Druck zu setzen. Gleichzeitig beginnt der Kommunalwahlkampf und CSU-Kandidatin Pia Beckmann tritt als Vermittlerin auf: 58 statt 70 Meter Höhe. Im April 2002 genehmigt der Stadtrat den Kompromiss.

    Ungewöhnlich im Rathaus ist, dass Stadtbaurat Christian Baumgart für den Turm und der damalige Oberbürgermeister Jürgen Weber dagegen ist. Schwante Weber schon, dass die Euro-Gruppe unseriös ist?

    Nach dem Abriss des ehemaligen Autohauses Buchner wird der Aushub immer wieder verschoben. Denn die Gründung des 150 000 Tonnen schweren Hochhauses ist kompliziert: Um Hohlräume aufzufüllen, wird durch Bohrrohre ein Zementgemisch in den Boden gespritzt – und die Bahnhofsquellen verschmutzt. Diese bleiben monatelang abgestellt, die Öffentlichkeit erfährt davon nichts.

    „Die Rechnungen wurden vereinbarungsgemäß beglichen.“

    Der Ibeka-Vorstand dementiert 2005 die Zahlungsunfähigkeit. Kurz darauf war das Unternehmen pleite.

    Im Dezember 2004 ist Richtfest. Gleichzeitig gibt es die ersten Gerüchte über Zahlungsschwierigkeiten bei der Euro-Gruppe. Architekt Stefan Buttler dementiert. Doch es wird immer deutlicher: Obwohl im Mai Siemensniederlassung sowie ein ambulantes Operationszentrum ins Nebengebäude einziehen, tut sich am Turm nichts mehr. Handwerker berichten, dass sie ihr Geld nicht mehr bekommen. Ibeka-Vorstand Jürgen S. versichert trotzdem: „Die Rechnungen wurden vereinbarungsgemäß beglichen.“ Die Ibeka ist eine der zahlreichen Töchter der Euro-Gruppe und S. wird später wegen Insolvenzverschleppung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt werden.

    Ende 2005 kommt die offizielle Pleite der Euro-Gruppe. Gläubiger und Anleger sind die Dummen: Der Bau hat 25 Millionen Euro verschlungen, sieben davon sind nicht bezahlt und weitere 16 müssten noch investiert werden. Der tatsächliche Wert des Turms wird auf gerade mal 13,5 Millionen Euro geschätzt. Die 117 Millionen Euro, die 27 000 Anleger in die Euro-Gruppe investiert hatten, sind verschwunden. Gerade einmal elf Prozent davon bekommen die Geprellten später zurück.

    Wie ein rettender Engel taucht in dieser Situation der ehemalige Snowboardprofi Jens Liebhauser auf. Der Geschäftsführer der Würzburg Estate S.A. (Tochter der britisch-schweizerischen Investorengruppe Montague Goldsmith AG) kauft Hotelturm samt Nebengebäude für 10,2 Millionen Euro und kündigt an, dass das Hotel nebst Skylounge in 16 Monaten fertig ist. Das ist Anfang 2006.

    Es wird noch fünf Jahre dauern, bis es weitergeht. In dieser Zeit ist das Licht des Nachtwächters das einzige, was sich im Rohbau bewegt. Die Würzburg Estate S.A. findet keinen Hotelbetreiber, Banken finanzieren den Weiterbau nicht. Also soll der Turm verkauft werden – unter anderem wird er auf dem russischen Immobilienmarkt angeboten. Nachdem sich die Montague Goldsmith AG 2009 auflöst, scheint das Schicksal des Turms als Bauruine besiegelt. Doch dann präsentiert der indische Eigentümer des Turms die Hotelkette Ghotel als künftigen Betreiber. OB Georg Rosenthal ist Anfang 2010 so optimistisch, dass er wettet, das Hotel werde noch 2011 fertig. Den eingesetzten Champagner hat er zwar verloren, doch im Dezember 2011 – fast auf den Tag genau sechs Jahre nach seinem Abbau – wird der Baukran wieder aufgebaut. Ab jetzt geht es mit Hochdruck voran: Die Glasfassade wird endlich geschlossen und 150 Handwerker arbeiten täglich am Innenausbau.

    Am morgigen Donnerstag ist es geschafft: Das 17-stöckige Ghotel mit 204 Zimmern und Suiten öffnet seine Pforten.

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