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WÜRZBURG: Unruhe in der Martin-Luther-Gemeinde

WÜRZBURG

Unruhe in der Martin-Luther-Gemeinde

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    In seiner Kirche: Der Pfarrer der Martin-Luther-Gemeinde, Niko Natzschka.OBERMEIER
    In seiner Kirche: Der Pfarrer der Martin-Luther-Gemeinde, Niko Natzschka.OBERMEIER Foto: Foto:

    Dramatische Tage in der Martin-Luther-Gemeinde im Frauenland: Am vergangenen Sonntag verkündet Pfarrer Niko Natzschka im Gottesdienst den überraschten Gläubigen, er werde zum 30. April versetzt. Eine Kirchgängerin berichtet, ein Aufschrei sei durch die Gemeinde gegangen, viele Tränen seien geflossen. Zwei Tage später erklärt Natschka auf Nachfrage, dass er bleibt.
    Die Gemengelage ist unübersichtlich, die Gemeinde unruhig, Gerüchte kursieren. Natzschka ist ein beliebter Pfarrer. Im Internet-Blog http://kuerzer.de/niko berichten Gemeindemitglieder von lebendigen Gottesdiensten und lebensnahen Predigten. Natzschka kann die Gläubigen offenbar berühren und begeistern. Er gestalte die Kirche, schreibt eine Konfirmandenmutter, „inspirierend, modern, bewegend, zeitgemäß“.
    Damit eckt er an. Insider aus Gemeinde und Kirchenvorstand berichten von wenigen, aber sehr gut betuchten Gemeindemitgliedern, die sich beständig bei der Kirchenleitung über Natzschka beschwerten. Die Rede ist von der Drohung, die Überweisung großzügiger Spenden einzustellen für den Fall, dass er bleibe. Insider berichten von „zehn bis 15“ Leuten, der Pfarrer selbst spricht von einem „Würzburger Geschäftsmann und drei weiteren Personen“; Namen nennt er nicht.
    Insider erzählen von unterschiedlichen theologischen Auffassungen und zwischenmenschlichen Problemen. „Es ging um gar nichts“, außer um „persönliche Animositäten“, sagt der Pfarrer. „Wohlhabende, konservative“ Gemeindeglieder fänden ihn zu weltoffen, „unkirchlich“, hätten sich „vielleicht vernachlässigt“ gefühlt. „Die denken natürlich, dass der Pfarrer sie in besonderer Weise lieben müsste. Aber ich versuche alle Gemeindeglieder gleich zu behandeln.“
    Nach 15 Jahren wechselt ein evangelischer Pfarrer die Kirchengemeinde, es sei denn, der Kirchenvorstand will ihn behalten und der Regionalbischof stimmt zu. Zum 1. März war Natzschkas reguläre Dienstzeit erfüllt. Einer Verlängerung schien nichts im Wege zu stehen. Der Kirchenvorstand sprach sich für sein Bleiben aus, ohne Gegenstimme, bei einer Enthaltung. Aber die Beschwerden der einflussreichen Natzschka-Kritiker hatten offenbar ihre Wirkung getan. Der Pfarrer sagt, sie hätten ihn mürbe gemacht, er habe nicht mehr bleiben wollen.
    Während die Kirchenvorstände noch alles in bester Ordnung glaubten, liefen Gespräche zwischen Natzschka und der Kirchenleitung. Regionalbischof Christian Schmidt, berichten gut informierte Kreise, habe Natzschkas Abgang gewollt. Als Kompromiss habe er eine Verlängerung um zwei Jahre angeboten. Natzschka bestätigt das Angebot; er lehnte ab. Seine Autorität, sagt er, wäre untergraben gewesen. Er wurde aufgefordert, sich bis 30. April auf eine neue Stelle zu bewerben.
    Die Mitglieder des Kirchenvorstandes waren erschrocken und verärgert. Auch sie fühlten ihre Autorität als Vertreter der Gemeinde untergraben, weil die Kirchenleitung ihren erklärten Willen ignorierte. Gläubige protestierten, öffentlich im Blog http://kuerzer.de/niko: Nach „allen Prinzipien der Gemeinschaft, der Kirche und des Zusammenhalts in der Gemeinde und nicht zuletzt der Demokratie“ könne nicht angehen, „dass wegen persönlicher Vorwürfe Einzelner das von der Mehrzahl der Gemeindeglieder und Gottesdienstbesucher als reich und erfüllt empfundene Gemeindeleben“ zerstört werde.
    Offenbar machte der große Rückhaltung Eindruck auf Natzschkas Vorgesetzte; sie machten eine Kehrtwende. Der Pfarrer berichtet, Regionalbischof Schmidt habe ihm am Dienstag, zwei Tage nach der Verabschiedung, mitgeteilt, seine Anstellung in der Martin-Luther-Gemeinde werde verlängert – unbefristet.
    Der Bischof oder ein Vertreter der Kirchenleitung in Ansbach waren am Dienstagabend und am Feiertag nicht für Auskünfte zu erreichen.

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