Als die Kommission zur Vergabe der Landesgartenschau 2018 im Februar 2010 in Würzburg weilte und das Konzept der Stadt in Augenschein nahm, war einer der Anlaufpunkte bei der Tour über das zukünftige Gelände eine improvisierte Straßenbahn-Haltestelle „Landesgartenschau“. Dies war eine der Visionen, die man für ein erfolgreiches Gelingen der zweiten Landesgartenschau auf Würzburger Boden miteinander umsetzen wolle, hieß es damals. In der offiziellen Broschüre zur Bewerbung ging man vor zwei Jahren von einer Fertigstellung der Linie 6 bis Ende 2017 aus – und von einer direkten Verbindung zu Hauptbahnhof und Residenz.
Begründet mit 450 Einwendungen
Seit Montag ist diese Vision Geschichte, selbst im günstigsten Falle werde die Linie 6 zum Hubland erst im Herbst 2019 fahren können, erklärten – wie berichtet – WVV-Chef Thomas Schäfer und WSB-Aufsichtsratsvorsitzender Matthias Pilz nach einer Aufsichtsratssitzung der WSB. Als Grund gaben sie die hohe Anzahl von rund 450 Einwendungen im derzeit laufenden Planfeststellungsverfahren und die lange Bearbeitungszeit an. Beobachter des Prozesses geben aber auch der mangelnden Entscheidungsfreudigkeit der Stadtratsfraktionen bezüglich des Streckenverlaufes und der Sperrung des Oeggtores neben der Residenz im Vorfeld eine Mitschuld für die Verzögerung.
„Das Planungsverfahren war bislang ein transparenter Prozess“, schreibt Oberbürgermeister Georg Rosenthal in einer Stellungnahme. „Wir haben über die ,Fortschreibung' an der Hublandlinie stets umfangreich informiert und so werden wir es beibehalten.“ Die Entwicklung der Hublandlinie sei und bleibe ein zukunftweisendes Projekt. Nur mit einer Straßenbahn könne es gelingen, auch zu Stoßzeiten die Bürger des neuen Viertels, des Frauenlands und Studenten und Mitarbeiter vom Campus sicher, störungsfrei und umweltfreundlich in die Stadt zu transportieren. An der Richtigkeit und Wichtigkeit dieses Projekts habe sich nichts geändert, so der OB.
„Die Stimmung ist weiterhin gut“, berichtet Umwelt- und Kommunalreferent Wolfgang Kleiner, eine der größten Triebfedern des Projektes LGS 2018, aus dem Rathaus. „Die Landesgartenschau steht und fällt nicht mit der Linie 6 und findet auch ohne Straßenbahn statt, auch wenn es mit der Straba selbstverständlich schöner gewesen wäre.“ Man befinde sich ja noch in der Anfangsplanung, habe also genügend Zeit, sich mit der WVV und WSB an einen Tisch zu setzen, wie Shuttle-Busse eingeplant werden könnten.
„Da läuft uns die Zeit nicht davon, wir werden sicherlich gute Konzepte entwickeln können“, sagt Kleiner. „Im Vergleich mit anderen Landesgartenschau-Städten, wie zum Beispiel Bamberg, haben wir ja auch den Vorteil, große Parkplatzflächen direkt am Gelände der Schau einplanen zu können, so zum Beispiel im Bereich des früheren Gerbrunner Tores.“
Klaus Heuberger, zukünftiger Geschäftsführer der sich in Gründung befindlichen Landesgartenschau Würzburg 2018 GmbH, bleibt ebenfalls gelassen. „Es ist bedauerlich, dass es nicht klappt. Aber meine Lebenserfahrung sagt, wenn irgendwo eine Tür zu geht, geht woanders wieder eine Tür auf“, sagt er. „Wir werden jetzt gemeinsam mit der WVV nach anderen Lösungen suchen und uns etwas einfallen lassen.“
Kein Kommentar aus München
Es sei ein demokratischer Akt der Beteiligung gewesen, den die WVV vollzogen habe, und wenn sich das nun so lange hinziehe, helfe es alles nichts. „Die Straßenbahn wird ja nicht für die Landesgartenschau gebaut, sondern zur Erschließung des neuen Stadtteils, der dann danach dort entstehen soll“, sagt Heuberger.
In München, bei der Vergabekommission für die Landesgartenschauen, hält man sich noch bedeckt. Dagmar Voß, 2010 federführend in der Kommission, weilt derzeit im Ausland im Urlaub und wollte keine Erklärung abgeben, ohne sich vorher näher über die Umstände informiert zu haben. Ihre Kollegin in München, die künftige zweite Geschäftsführerin der GmbH neben Heuberger, sei krank, sagte Voß am Telefon.