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SOMMERHAUSEN: Kartäusermönch Georg Koberer hinterließ seiner Heimatgemeinde wertvolle Bücher

SOMMERHAUSEN

Kartäusermönch Georg Koberer hinterließ seiner Heimatgemeinde wertvolle Bücher

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    Verborgener Schatz: In einem alten Schrank im Sommerhäuser Rathaus befinden sich die wertvollen Bücher des Kartäusermönches Georg Koberer.
    Verborgener Schatz: In einem alten Schrank im Sommerhäuser Rathaus befinden sich die wertvollen Bücher des Kartäusermönches Georg Koberer. Foto: Foto: EBERHARD LANTZ, Landesamt für Denkmalpflege

    Die Innenrenovierung des historischen Gebäudes hat sein stilles Dasein nun gestört: Das wertvolle, vom Kartäusermönch Georg Koberer einst seiner Heimatgemeinde Sommerhausen hinterlassene, Archiv musste für die Dauer der Arbeiten ausgelagert werden. Genauso wie alle anderen, teils sehr alten Schriftstücke, die im Rathaus aufbewahrt werden.

    Das Koberer-Archiv gehöre einmal richtig wissenschaftlich erforscht, meint Sommerhausens Bürgermeister Fritz Steinmann. Zwar hätten sich immer wieder Historiker mit dem Archiv beschäftigt, vollständig ausgewertet seien die alten Bände aber nicht.

    Trotzdem lässt sich aus den Aufsätzen und Schriften über das Koberer-Archiv ein aufschlussreiches Bild über das Wirken des Mönchs in der Reformationszeit und über die von ihm gesammelten Bücher zusammensetzen.

    Etwas Besonderes ist schon der Aufbewahrungsort der Bände: ein mehr als 400 Jahre alter mächtiger Schrank im Erdgeschoss des Rathauses. An seinen Türen finden sich jahrhundertealte Aufzeichnungen in Kreide. Sie sind eine Art Ausleihverzeichnis. Obwohl einige Ausleiher Bücher nicht zurückbrachten, auf diese Weise ging unter anderem im Jahr 1540 der Sachsenspiegel verloren, ist die Sammlung bis zum heutigen Tag relativ vollständig geblieben, der Erhaltungszustand der Bücher hervorragend.

    Dr. Klaus Arnold, der in den 1970ern am Institut für Geschichte der Universität Würzburg tätig war, hatte 1976 in Sommerhausen einen Vortrag über das Koberer-Archiv gehalten. In seinen Aufzeichnungen ist von mehr als 800 Titeln die Rede, zusammengebunden in 276 Bänden. Es handelt sich um Drucke, nicht um Handschriften. Die Werke stammen zumeist aus den ersten drei Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts.

    Hauptsächlich sind es theologische Schriften, darunter solche der deutschen Reformatoren Luther und Melanchthon, des Humanisten Erasmus von Rotterdam und des Schweizer Reformators Zwingli. Architekt Fritz Staib, der die Renovierung des Sommerhäuser Rathauses planerisch leitet, verweist auf viele jüdische Schriften, die der vielseitig interessierte Georg Koberer ebenfalls erworben hatte. Im Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Österreich und Europa ist nachzulesen, dass zahlreiche Kommentarwerke zur Bibel vertreten sind, aber auch philologische Grundlagenwerke. Die Auswahl der Schriften deutet auf die reformatorischen Bestrebungen Georg Koberers hin. Geboren wurde er um das Jahr 1480 in Sommerhausen. Alfred Wendehorst schreibt in seinem Beitrag „Der Kartäuser Georg Koberer“, dass dieser wahrscheinlich aus einer wohlhabenden Familie stammte. Er studierte in Leipzig, wo er 1499 zum Bakkalaureus und 1502 zum Magister Artium promoviert wurde. An der neuen Universität in Frankfurt an der Oder dürfte Koberer sogar unterrichtet haben.

    Zu einer nicht näher bestimmbaren Zeit trat er in die Würzburger Kartause Engelgarten ein, wo er 1521 Prior wurde. Zu dieser Zeit hatte er bereits Kontakte zu führenden Köpfen der Reformation. Seine Predigten machten Georg Koberer über Würzburg hinaus bekannt. Auch in Nürnberg hörte man von ihm.

    Der Rat der Stadt Nürnberg lud Koberer zu dem Religionsgespräch im Jahr 1525 ein, bei dem sich die Anhänger der Reformation und die der alten Lehre auf ein einheitliches kirchliches Leben in der Stadt einigen wollten.

    Die Katholiken unterlagen in dieser Diskussion, Nürnberg wurde protestantisch. Bald darauf wurde Koberer Prior in der Nürnberger Kartause, unterhielt aber weiterhin Beziehungen nach Würzburg.

    1525 baten ihn Bürgermeister und der Rat der Stadt, beim Nürnberger Rat um Hilfe im Bauernkrieg zu bitten. Der Würzburger Rat hatte sich mit den Bauern verbündet, die drauf und dran waren, die Festung zu stürmen. Die Nürnberger verweigerten militärische Unterstützung, Koberer mahnte die Würzburger statt dessen zur Geduld.

    Geholfen hat es nicht, die Bauern unterlagen. In der Kartause zu Nürnberg waren unter Koberers Leitung die Anhänger der Reformation inzwischen in der Mehrheit.

    Koberer blieb nach der Übergabe der Kartause an die Stadt im November 1525 dort „Haushalter“, eine Art Verwalter. Er hatte dieses Amt bis zu seinem Tod im Jahr 1534 inne, doch blieb sein theologischer Rat auch weiterhin gefragt.

    Die vielen Schriften, die er im Laufe seines Lebens erwarb, fanden den Weg zurück in seinen Heimatort in Sommerhausen am Main. Die Worte „1534 Jahr ist Jörg Köberer zu Nürnberg gestorben. Der hat die Bücher in das Dorf gestift und sein gewest an der Zahl 274, sein um 328 Gulden erkauft worden“, in einem der Bücher dokumentieren seinen Nachlass.

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