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WÜRZBURG: Interims-OB Adolf Bauer: Wie er Würzburg lenken will

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Interims-OB Adolf Bauer: Wie er Würzburg lenken will

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    Schnell und souverän: „Was entscheidungsreif ist, wird entschieden“, sagt Adolf Bauer.IVO KNAHN
    Schnell und souverän: „Was entscheidungsreif ist, wird entschieden“, sagt Adolf Bauer.IVO KNAHN Foto: Foto:

    Nein, zum Italiener lieber nicht. „Ich soll ja abnehmen.“ Und nein, auch keinen Schoppen. Denn Adolf Bauer muss anschließend ja noch arbeiten. Das neue Stadtoberhaupt trinkt beim Journalistengespräch im Johanniterbäck Saftschorle. Seitdem Georg Rosenthal im Landtag sitzt, ist der bislang ehrenamtliche Bürgermeister Bauer kommissarischer Nachfolger – bis zur Wahl eines neuen Oberbürgermeisters im März.

    Viel Zeit hat der CSU-Politiker nicht zum Plaudern. Denn der Terminkalender, den Bauer selbst mit Bleistift führt, ist vollgeschrieben. Anfang der Woche besucht er mit Vertretern der Landesgartenschau-Gesellschaft die Internationale Gartenschau in Hamburg. Anschließend bereitet er mit den Referenten die städtischen Haushaltsberatungen vor, dazwischen bearbeitet er die Post, am Abend wird er beim Alumni-Festakt erwartet. Er blättert weiter: „Bis Weihnachten ist der Kalender dicht. Ferien sind gestrichen.“ Gestresst wirkt der 68-Jährige deswegen nicht. Eher ziemlich zufrieden, dass er die Sachen im Griff hat. „Ich werde ja mitten in laufende Vorgänge geworfen.“

    Durch die wichtigsten Akten hat er sich in den vergangenen Wochen gewühlt. Fleiß, gute Nerven sowie seine 31 Jahre Erfahrung als Finanzdirektor des Bischofs und die fast ebenso lange Zeit als Kommunalpolitiker machen es ihm leichter. Ebenso sein menschliches, aber bestimmtes Auftreten: Wer Bauer auf der „Regierungsbank“ im Wappensaal erlebt hat, weiß, wie schnell und souverän er Sitzungen leitet. Stadtbaurat Christian Baumgart ist mit der Interimslösung Bauer glücklich: „Er verkörpert ein ganz authentisches Stück Würzburg, mit dem man sich gut identifizieren kann.“

    Seit drei Jahren ist Bauer pensioniert, ehrenamtlich und politisch zwar nach wie vor stark engagiert, aber nach 17 Jahren als OB-Stellvertreter hat er nicht mehr damit gerechnet, in die erste Reihe zu treten. „Ich dränge mich nicht vor“, sagt er. „Aber Angst davor, Verantwortung zu übernehmen, habe ich nicht.“

    Das wird am Tisch im Johanniterbäck schnell klar: Das halbe Jahr an der Spitze von Verwaltung und Politik will der Winzersohn aus Thüngersheim nicht ungenutzt verstreichen lassen. „Die Bevölkerung hätte zurecht kein Verständnis dafür, wenn im nächsten halben Jahr nichts voran gehen würde“, meint Bauer. Dazu gehöre auch die Bürgersprechstunde, die er „mit Freude“ abhalten werde. Diese Gespräche seien wichtig, auch weil dabei Kritik geäußert wird. „Man darf da nicht gleich eingeschnappt sein. Ich nehme die Leute so, wie sie sind, es gibt keine anderen.“

    Zur Sprechstunde geht Bauer aus seinem Arbeitszimmer im Rathaus einen Stock tiefer in das des Oberbürgermeisters. Auch Konferenzen wird er dort abhalten. Aber ansonsten bleibt er an seinem alten Arbeitsplatz im zweiten Stock. „Das brauche ich nicht“, lacht er über die Vorstellung, im OB-Sessel zu sitzen.

    Zahlreiche Termine stehen im letzten Jahresquartal zusätzlich zu den normalen Verwaltungsgeschäften an. Es ist die Zeit wichtiger Beschlüsse, zum Beispiel bei den Haushaltsberatungen der Stadt oder beim Aufstellen der Wirtschaftspläne ihrer Gesellschaften. „Was entscheidungsreif ist, wird entschieden“, betont Bauer – auch, was die Dauerbrenner-Projekte wie Nautiland-Sanierung und Mozart-Faulhaber-Areal angeht. „Wenn ein Investor ein gutes Angebot abgibt, können wir das nicht hinausziehen.“ Mehr sagt er dazu nicht.

    Wird das nächste halbe Jahr in der Stadt CSU-Politik gemacht? Diese Befürchtung beziehungsweise Hoffnung haben einige Stadträte. Doch Beobachter schildern Bürgermeister Bauer in seinem neuen Amt genau so, wie man ihn kennt: geschickt und ausgleichend. Er selbst antwortet, dass dies gar nicht in seiner Macht stehe. Schließlich könne die Verwaltung nicht mehr tun, als Beschlüsse vorzubereiten. „Souverän ist der Stadtrat.“ Doch Bauer wäre nicht so lange und so erfolgreich im Geschäft, wenn er nicht die richtigen Weichen stellen könnte. Als „gewieft und kreativ“, hat er sich selbst einmal bezeichnet. Es dürfte spannend werden.

    Aber jetzt muss er los: Kurz nach Hause, um Anzug und Hemd für den Abendtermin zu wechseln. Trägt er zu offiziellen Anlässen die Amtskette des OB oder die des Stellvertreters? Er weiß es nicht. „Muss ich vom Protokoll klären lassen“, schreibt er in ein Notizblöckchen, das er immer einstecken hat. „Dann verschwendet man keine Energie damit, sich an Dinge zu erinnern, die man nicht vergessen will.“ Spricht's und eilt davon.

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