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BERGTHEIM: Unterfränkische Überlandzentrale schafft Einspeisemöglichkeit für Strom aus erneuerbaren Energien

BERGTHEIM

Unterfränkische Überlandzentrale schafft Einspeisemöglichkeit für Strom aus erneuerbaren Energien

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    Knapp 57 Tonnen: Der zweite Trafo wurde von einem zehnachsigen Sattelzug aus Regensburg zum neuen Umspannwerk der ÜZ in Bergtheim transportiert.
    Knapp 57 Tonnen: Der zweite Trafo wurde von einem zehnachsigen Sattelzug aus Regensburg zum neuen Umspannwerk der ÜZ in Bergtheim transportiert. Foto: Foto: Irene Konrad

    Die Unterfränkische Überlandzentrale e. G. (ÜZ) muss gewaltig investieren, weil sie sonst die Menge des produzierten Stroms nicht mehr aufnehmen kann. Fast 16 Millionen Euro sind es 2013. Das „Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien“ (EEG) mit der garantierten Abnahme von Ökostrom aus regenerativen Energiequellen fordert die Lülsfelder Genossenschaft heraus. Zu den Baumaßnahmen zählt ein Umspannwerk zwischen Bergtheim und Opferbaum mit einem Investitionsvolumen von 4,8 Millionen Euro.

    Als große Herausforderung bezeichnet Elmar Tell, der Leiter der Abteilung Netz das Erneuerbare Energien Gesetz. Bereits mehr als 100 Jahre seit der Gründung der Genossenschaft sei es immer noch die erste Aufgabe der ÜZ, ihre 3300 Mitglieder und 122 000 Stromkunden in den Landkreisen Schweinfurt, Hassberge, Kitzingen, Würzburg und Main-Spessart zufrieden zu stellen.

    Die ÜZ hätte es am liebsten, „wenn unsere eigenen Kunden die Energie verbrauchen, die auf unserem Gebiet produziert wird“, meint Tell. Aber die Leistung der angeschlossenen Erzeugungsanlagen im Zuständigkeitsbereich übersteigt mittlerweile um ein Vielfaches den Kundenbedarf. Jeder zehnte ÜZ-Kunde betreibt ein regeneratives Kraftwerk und trägt mit Fotovoltaik, Wind, Biomasse oder Wasserkraft zur Energiewende und dezentralen Energieversorgung bei. Aufgrund der Aufnahmeverpflichtung des so genannten „EEG-Stroms“ muss die ÜZ deshalb aber viel Geld in die Hand nehmen.

    Das regionale Mittelspannungsnetz ist bisher für die Versorgung von Kunden ausgelegt worden und deshalb nicht überall in der Lage die hohe Leistung aus regenerativer Erzeugung aufzunehmen. Die Genossenschaft kann und muss ihre überschüssige Energie ins überlagerte deutsche Stromnetz einspeisen. Im Bergtheimer Fall geschieht das über die Leitung des überregionalen Hochspannungsnetzes zwischen Würzburg und Schweinfurt mit 110 000 Volt. Dafür wird das Umspannwerk gebaut.

    Die Bergtheimer Anlage ist nach Brünnstadt, Zeuzleben, Knetzgau und Heidenfeld das fünfte Umspannwerk der ÜZ. Im April haben dort die Bauarbeiten begonnen – nach einer kurzen Planungs- und Genehmigungsphase. Lediglich die Standortsuche und der Ankauf von rund 4000 Quadratmetern Ackerland seien nicht ganz einfach gewesen, berichtet Tell. Denn das neue Umspannwerk muss neben einem Mast des Hochspannungsnetzes liegen und gut zugänglich sein.

    Die Hochspannungsleitung gehört der E.ON Netz GmbH Bayreuth. Seit 90 Jahren gibt es diese Leitung zwischen Würzburg und Schweinfurt schon und demnächst muss E.ON den Mast austauschen und die Leitung ausbauen. Die ÜZ will zügig ihren Bau des Umspannwerks in Bergtheim fertig bringen und baut zudem ein sechstes Umspannwerk in Geldersheim.

    Die Bergtheimer Anlage soll im Dezember nach nur zehn Monaten Bauzeit, in Betrieb gehen. Projektleiter Gerald Gräf ist zuversichtlich und lobt die Firmen vor Ort: „Wir liegen gut im Zeitplan“. Täglich sind zehn bis 20 Arbeiter damit beschäftigt aufzubauen, zu mauern, Kabel zu verlegen, zu verdrahten und zu prüfen. Allein im Bereich zwischen Bergtheim und Wasserlosen sind Windparks mit einer Gesamtleistung von mehr als 100 Megawatt angemeldet. Sie wollen demnächst ans Netz.

    Reserveplatz

    In der letzten Woche sind die beiden Trafos nach Bergtheim gekommen. Die Kolosse wiegen je knapp 57 Tonnen und wurden in zweitägigem Abstand mit einem zehnachsigen Tieflader vom Werk in Regensburg nach Bergtheim transportiert. Jeder Trafo ist 6,50 Meter lang, fast drei Meter breit und rund vier Meter hoch. Es dauerte Stunden, bis die Trafos mit hydraulischen Vorrichtungen über spezielle Stahlschienen auf den vorgefertigten Fundamenten ihren Standort gefunden hatten. Für einen dritten Trafo ist in Bergtheim bei Bedarf später noch Platz.

    Das Umspannwerk in Bergtheim wird zunächst mit einer Trafoleistung von 63 Megawatt ausgerüstet. Damit können rechnerisch 21 Windkraftanlagen der neuesten Baureihe mit drei Megawatt pro Anlage einspeisen. Aktuell sind im Dipbacher Windpark sieben Windräder errichtet, aber im näheren Umfeld sind weitere im Genehmigungs- oder Planverfahren.

    Umspannwerk

    Im Begriff Umspannwerk steckt das Wort Spannung. Im Um-Spann-Werk wird die Spannung von einer geringeren auf eine höhere oder von einer höheren auf eine geringere Spannung umgespannt. Dazu sagt man auch transformiert. Das Umwandeln geschieht mit den Transformatoren, kurz Trafos.

    In einem Umspannwerk gibt es mehrerer Leitungen. Sie transportieren Strom vom Umspannwerk in die umliegenden Gemeinden oder auch den Strom von den großen regenerativen Erzeugungsanlagen zum Umspannwerk hin. Anhand der Anzahl der Isolatoren an den Hochspannungsmasten kann man die Spannungsebene erkennen. Die Trafos in Bergtheim transformieren den Strom von 20 Kilovolt aus dem Mittelspannungsnetz der ÜZ auf 110 Kilovolt für das Hochspannungsnetz der E.ON Netz GmbH. Das Umspannen erfolgt – vereinfacht ausgedrückt – mit unterschiedlichen Spulen und über Magnetfelder im Trafo.

    Netzkunden der ÜZ profitieren von einem Umspannwerk, obwohl die Baukosten auf die Netzentgelte und damit auf den Strompreis umgeschlagen werden. Durch die Anlagen ist eine hohe Versorgungssicherheit gewährleistet. Die jährliche Ausfallzeit bei der ÜZ beträgt 2,9 Minuten je Kunde. Im Vergleich: Die jährliche Ausfallzeit beträgt in Deutschland durchschnittlich 17,7 Minuten im Jahr.

    Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) verfolgt das Ziel, den Anteil an erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2020 auf mindestens 35 Prozent und danach kontinuierlich weiter zu erhöhen. Im Jahr 2050 sollen 80 Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugt werden.

    Die ÜZ rüstet sich für dieses Vorhaben als Energielieferant und Netzbetreiber. Sie ist in der Region auch Arbeitgeber und Ausbilder für qualifizierte Berufe wie Ingenieure, Industriekaufleute, Automatisierungs- und Vermessungstechniker. TEXT: iko

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