Würzburger, die in der Welt bekannt sind? Da gilt es künftig einen neuen Namen hinzuzufügen. Der gebürtige Würzburger Martin Wagner hat eine journalistische Karriere hingelegt, die vom Nahen Osten bis in die USA reicht. Zum 1. Mai 2014 wird der 59-Jährige Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks in München. Eine berufliche Laufbahn, die wie aus dem Bilderbuch scheint, doch hart erarbeitet ist.
Und? Kann er sich noch an die allerersten Anfänge als Journalist erinnern? Nein, sagt Wagner, beim allerbesten Willen nicht. Die Erinnerung reicht nicht weit genug, um noch zu wissen, um welche heißen Themen es genau ging. Damals in der Volksblatt-Redaktion, in die er als junger schlaksiger Mann kam, um bei der neu geborenen Jugendseite mitzuarbeiten.
Miteigentümer der „Pupille“
Es muss wohl so um 1975 herum gewesen sein. Ein Novum damals, Jugendseite in einer Zeitung. Martin Wagner war engagiert bei der Schülerzeitung am Wirsberg-Gymnasium dabei. Für die Tageszeitung zu schreiben war da schon eine Nummer größer. In der Medienlandschaft in Würzburg kam damals manches in Bewegung – und Martin Wagner war dabei. Er wurde Miteigentümer und verantwortlicher Redakteur des neuen Stadtmagazins „Pupille“. Die Zeitschrift war für diese Zeit jung und frech, vor allem kommunalpolitisch.
Schon bald aber wechselte Wagner das Medium, weg vom Printjournalismus: Der Bayerische Rundfunk hatte gerade sein Regionalstudio Würzburg aufgebaut, damals noch im Sparkassengebäude am Dom, dem heutigen Kilianshaus. Da war er sofort dabei.
Nach seiner Zeit bei der „Welle Mainfranken“ in Würzburg arbeitete Wagner in der aktuellen Redaktion „Zeitfunk“ in München, ehe er ab 1989 für die ARD als Korrespondent den Nahen Osten betreute. Herausragende Ereignisse waren dabei der Golfkrieg 1991 und die Ermordung des israelischen Premierministers Rabin 1995. Über diese Zeit veröffentlichte Wagner ein Buch: „Gebrauchsanleitung für Israel“. 1996 stellte er es auch in seiner Heimat Würzburg vor. Und er schrieb dazu ein Fachbuch für Kollegen, in dem er seine Erfahrung als Auslandskorrespondent weitergab – mit Tipps für Journalisten allgemein.
Nach einer kurzen Zeit als stellvertretender Nachrichtenchef des BR ging Wagner wieder ins Ausland. Er wurde Hörfunk-Korrespondent in Washington – und mit den Anschlägen des 11. September 2001 in ein Chaos geworfen, das die Welt erschütterte. 2006 kam der Unterfranke wieder nach Deutschland zurück, hatte beim BR mehrere leitende Funktionen inne, ehe er im August 2009 die Verantwortung für das Studio Franken in Nürnberg übernahm.
Chef der Rundfunkorchester
Nun steht er nach einer Entscheidung des Rundfunkrats vor einer der nächsten, großen Verantwortung: Als Hörfunkdirektor wird Wagner künftig nicht nur für die Programmbereiche, sondern auch für die Orchester des Bayerischen Rundfunks zuständig sein. Eine der schönsten Aufgaben, sagte er beim Besuch in Würzburg. Denn Konzertbesuche sind für ihn ein Genuss. Sie werden ihn künftig sicher öfter nach Würzburg führen, schließlich ist das Orchester des Bayerischen Rundfunks alljährlich Gast beim Mozartfest.
Dass Würzburg seine Heimat ist, daran lässt Martin Wagner keinen Zweifel. Er lässt sich Zeit beim Gespräch an alter Wirkungsstätte, schmunzelt und fragt nach, wenn die Erinnerungen an Weggefährten von einst schon ein wenig verblasst sind. Am „Wirsberg“ hat Wagner 1974 sein Abitur gemacht. Kürzlich hörte die Würzburger evangelische Gemeinde auch von ihm, als er zum großen Jubiläum der evangelischen Dekanatskirche St. Stephan äußerte, er fühle sich wohl, wenn er in diese Kirche komme. Hier war er getauft und konfirmiert worden. Sein Vater, Pfarrer Erwin Wagner, hat hier über viele Jahre gepredigt. Mancher erinnert sich auch noch an die Zeit, als Martin Wagner bei den Würzburger Kickers Hockey spielte.
„Hässlichster Großbahnhof
Er komme immer wieder gerne nach Würzburg zurück, sagt der 59-Jährige. Hauptsächlich um Verwandtschaft zu besuchen. Oder die BR-Redaktion im Posthochhaus am Bahnhof. Viel Zeit bleibt ihm meist nicht. Aber über den Marktplatz laufen, am Falkenhaus vorbei, Eindrücke sammeln, schauen, was sich verändert hat – das gehöre zu jeder Stippvisite dazu. Würzburger Entwicklungen möchte Wagner nicht bewerten. Doch in einem Punkt platzt es förmlich aus ihm heraus: „Dass in meinem Heimatort der hässlichste Großbahnhof Deutschlands steht, den ich kenne, macht mich traurig.“
Lustig dagegen findet er die große Faschings-Show in Veitshöchheim. Da war er schon als BR-Franken-Chef live dabei und freute sich jedes Mal riesig, dass „wir Franken so viele Bayern zum Lachen gebracht haben“. Am 21. Februar will er wieder mit von der Partie sein. Auch wenn er kein Karnevalist sei, wie er gesteht, sei er doch bisher jedes Mal schwer beeindruckt gewesen.