Schon seit langem gibt es in Würzburg Bestrebungen, ein historisches Main-Waschschiff als Freilichtdenkmal zu präsentieren. Damit soll daran erinnert werden, wie vor dem Waschmaschinen-Zeitalter die Wäsche am Mainufer gereinigt wurde. In der städtischen Kulturverwaltung war man der Auffassung, das Schiff an Land, beispielsweise an der Leonhard-Frank-Promenade, aufzustellen, weil dies kostengünstiger sei als eine Lösung auf dem Main. Doch die Mehrheit der Mitglieder des Schul- und Kulturausschusses meinte: „Das Schiff gehört ins Wasser!“
Das wäre sicher die authentischste Nutzung, wie auch Ole Kruse vom Fachbereich Kultur den Ausschussmitgliedern erklärte. Allerdings würden die Sanierungskosten in diesem Fall rund 125 00 Euro betragen. Dazu kämen laufende Kosten für Sommer- und Winterquartier des Schiffes, regelmäßige Revisionen und Instandsetzung sowie für die Einrichtung eines Liegeplatzes. Günstiger käme es, das Schiff an Land aufzustellen. Das koste laut Kruse „nur“ 100 000 Euro. Transportkosten fielen nur einmal an, man müsse keine Liegegebühren zahlen und das Schiff könne leicht erreicht werden.
Bei einer Wasserlösung müsse man einen Steg errichten, habe einen größeren Haftungsumfang und aktuell keinen geeigneten Platz, an dem das Schiff anlegen könnte, und der Pflegeaufwand sei deutlich höher. Ein weiterer Nachteil: Die neue Kaimauer versperre an den meisten möglichen Liegeplätzen die Sicht auf das Schiff, so dass es von Passanten nicht wahrgenommen werde.
Auch ein ehrenamtliches Expertenteam, zu dem unter anderem der Ochsenfurter Gerd Wingenfeld gehört, der sich seinerzeit um die Instandsetzung und Sanierung der „Nixe“ kümmerte, habe seine Tätigkeit von der Landlösung abhängig gemacht, berichtete Kruse. Aufgrund dieser Abwägungen empfahl die Verwaltung dem Ausschuss, sich für eine Landlösung auszusprechen, um das im letzten Jahr zum Preis von 4500 Euro vom Yachtclub Eibelstadt erworbene Schiff auszustellen. Doch Karl Graf (FDP) und Willi Dürrnagel (CSU) waren zunächst die Ersten, die das Schiff im Main haben wollten: „Das Schiff gehört ins Wasser“, sagten sie übereinstimmend. „An Land ist es nur ein besserer Mülleimer“, fügte Dürrnagel hinzu und sprach sich für einen Liegeplatz am Alten Kranen aus.
Mehrheit für Wasserlösung
Ihre Argumente überzeugten offensichtlich: Mit acht zu sechs Stimmen sprach sich der Ausschuss für die Wasserlösung aus, wofür die Verwaltung jetzt neue Vorschläge unterbreiten soll, obwohl sie das Gegenteil wünschte. Noch ein anderes Schiff bereitete dem Kulturausschuss Kopfzerbrechen: die Arte Noah, die ihren Liegeplatz im Alten Hafen hat. Weil dort die Hafenmauer und die Treppe saniert werden müssen, hat die Hafen GmbH als Vermieter dem Kunstverein den Platz für sein Ausstellungsschiff vorsorglich gekündigt, um Interessenkollisionen während der Bauarbeiten zu vermeiden.
Wie Kulturreferent Muchtar Al Ghusain erläuterte, wolle man das Schiff während der Bauzeit im innerstädtischen Bereich unterbringen, beispielsweise am Alten Kranen: Problem: Der dortige Liegeplatz gehört einem privaten Pächter, der ihn immer wieder für sein Fahrgastschiff nutzt. Das heißt: Die Arte Noah müsste jedes Mal ausweichen, wenn der Pächter den Platz nutzen will.
Christine Bötsch (CSU) schlug als Alternative das Mainufer vor der Mainkuh vor – einen Platz, den auch der Kulturreferent favorisiert. Auch hier ist die Hafen GmbH am Zug, die den ihr gehörenden Platz aber weiterhin Sportbootfahrern zur Verfügung stellen möchte.
Al Ghusain spielte den Ball weiter an Bürgermeister Adolf Bauer, der den politischen Willen an die WVV überbringen solle. Die Zeit drängt, denn der Kunstverein braucht in den nächsten zwei bis drei Monaten Klarheit, wie es mit dem Kunstschiff weitergeht.
Bürgermeister Bauer will jetzt Gespräche mit der WVV führen und ausloten, wie dem Kunstverein geholfen werden kann.