Das Internationale Filmwochenende vor zwei Wochen – erstmals komplett im Central-Kino veranstaltet – war ein voller Erfolg. 8000 Besucher kamen, viele waren auch und besonders „von der tollen Atmosphäre“ in der Mozartschule angetan. Sätze wie „Das Moz muss bleiben“ oder „Das Kino gehört hierher“ waren häufig zu hören. Zum Leidwesen von Heidrun Podszus.
Als Vorstandsvorsitzende der Kino-Genossenschaft kann die Central-Chefin die „schönen Träume vom Moz“ zwar verstehen, bremst diese aber ein: „Das Kino hat in der Mozartschule keine Zukunft.“ Und Podszus betont: Wer beim derzeitigen Bürgerbegehren zum Erhalt des Moz unterschreibt, rette damit nicht das Kino im Haus. Dessen Verbleib bringe zu viele Probleme und Risiken mit sich.
Deshalb hatten die Genossenschaftsmitglieder schon im Herbst 2012 mit großer Mehrheit beschlossen, den Umzug des Kinos auf das Bürgerbräu-Areal in der Frankfurter Straße voranzutreiben, wo Architekt Roland Breunig ein großes „Kultur- und Kreativzentrum“ plant. Die Zukunft des Baudenkmals Mozartschule war schon damals ungewiss. Und Breunig will bei seinem Projekt „ein Kino unbedingt dabei haben“.
Die Baupläne für einen großen und zwei kleinere Kinosäle mit 225 Plätzen hat Breunig nach eigener Aussage im vergangenen Herbst zur Genehmigung eingereicht. Das Central hat in der Mozartschule derzeit einen großen Saal mit 150 und einen kleinen mit 30 Plätzen. Für das geplante Kino in der Zellerau soll es neben der Central-Genossenschaft noch einen weiteren Interessenten geben.
„Wichtiger als der Standort ist das Programm und der Kino-Standard“ verteidigt Podszus die Umzugspläne an den den Rand der Stadt – trotz der „aktuellen Mozart-Wallung“, wie Podszus die Entwicklung bezeichnet: Die Bürgerinitiative „Rettet das Moz!“ sammelt Unterschriften für einen Bürgerentscheid, viele Stadträte, die noch vor kurzem die Pläne für ein Einkaufszentrum dort begrüßten, legten im Wahlkampf eine Kehrtwende zum Teilerhalt hin. Das i-Tüpfelchen auf die aufblühende Moz-Liebe setzte nun das Filmfestival.
Das alles, sowie die 46 000 Kinobesuchern im vergangenen Jahr, ändern nach Auffassung von Podszus aber nichts an der Situation: Das Central hat nach wie vor mit der Stadt einen Vertrag, der vierteljährlich kündbar ist. Das Gebäude und sein Innenleben sind, nachdem jahrelang nichts gemacht wurde, sanierungsbedürftig. „Es kann jederzeit etwas kaputtgehen, die Heizung ist schon mal ausgefallen“, sagt Heidrun Podszus. Zudem sei das Central weder barrierefrei noch in allen Belangen kinogerecht. „Wir müssen das Kino aber zukunftstauglich machen und auch aufs junge Publikum achten.“
„Es kann jederzeit etwas kaputtgehen.“
Heidrun Podszus, Central-Chefin, über die Mozartschule
Außerdem verliert die Genossenschaft immer viel Geld, wenn sie investiert wie beim Umbau oder der Anschaffung digitaler Technik, weil die Filmförderung nur zahlt, wenn der Kinobetreiber einen Mietvertrag von mindestens fünf Jahren hat. Dieser „Verlust“ beläuft sich bislang auf über 50 000 Euro. Für die Central-Chefin genug Gründe, „auf Bürgerbräukurs zu bleiben“, wenngleich sie ihre emotionale Bindung an die Mozartschule nicht verhehlt. „Natürlich hängen wir an dem Ding.“
Doch trotz möglicher Szenarien gebe es dort keine Zukunft für das schon beim Start vor dreieinhalb Jahren als „Übergangsspielstätte“ angelegte Central: Sollte ein Bürgerentscheid das geplante Einkaufszentrum stoppen, werde das Moz dennoch wohl nicht umgehend saniert. Und sollte sich wider Erwarten ein Investor finden, der ein richtiges Kino einbaut, könne man dann wahrscheinlich die Miete nicht bezahlen. „Zudem ist das zeitlich alles überhaupt nicht absehbar“, nennt die Kinochefin ein Hauptmanko.
Von der Stadt ist finanziell nichts zu erwarten. Kulturreferent Muchtar Al Ghusain hatte zwar vor vier Jahren das Central-Projekt mit mittlerweile fast 100 ehrenamtlichen Mitarbeitern maßgeblich mitangeschoben, einem von der Stadt finanzierten Kommunal-Kino aber eine klare Absage erteilt. Auch Al Ghusain begrüßt die Umzugspläne.
Diese bekräftigten erst vor wenigen Tagen Central-Aufsichtsrats- und Vorstandsmitglieder bei einem Treffen angesichts der aktuellen Diskussion um die Mozartschule. Aufsichtsratsmitglied Berthold Kremmler von der Filminitiative sagt: „Ich sehe zu den Bürgerbräu-Plänen keine Alternative.“ Schuld daran sei nicht zuletzt die Stadt, die das Moz „seit Jahren vergammeln lässt“.
Ende 2015 könnte laut Podzus und Breunig der Kinobetrieb auf dem Bürgerbräu-Gelände starten – in Kooperation mit dem Ochsenfurter „Casablanca“-Kino. Dessen Mitbetreiber Johannes Tietze blickt bereits voraus: „Wir arbeiten schon bei der Programmauswahl zusammen und wollen dies fortsetzen. Es ist reizvoll, ein neues Kino mitzugestalten.“
Noch ist allerdings nichts fix. Bevor der Mietvertrag für das Kino in der Zellerau unterschrieben wird, müssen die über 480 Genossenschaftsmitglieder in einer Generalversammlung zustimmen.