Der Hof zum Probst Gerlach ist heute kaum noch jemandem ein Begriff. Der Gebäudekomplex stand einst im Geviert zwischen Franziskanergasse, Klostergasse, Ursulinengasse und Wolfhartsgasse. Der Ursprung des Hofes geht auf das Jahr 1181 zurück und ist damit älter als die Franziskanerkirche in unmittelbarer Nachbarschaft. Beide wurden am 16. März 1945 durch Fliegerbomben in Schutt und Asche gelegt. Im Hof zum Probst Gerlach starben mindestens 37 Menschen.
Das ist die Zahl, die Maria Fischer-Flach aufgrund alter Adressbücher nachweisen konnte. Sie hat sie alle namentlich aufgelistet. Es müssen aber wohl wesentlich mehr Menschen gewesen sein, die allein hier umkamen. Viele wurden nicht identifiziert und kamen als Unbekannte in eines der Massengräber der Stadt.
Die 84-jährige Maria Flach-Fischer hatte von 1931 bis 1935 bis kurz vor dem Krieg im Hof zum Probst Gerlach gewohnt. Durch einen glücklichen Umstand, der ihren Vater und damit die Familie beruflich ins Umland nach Arnstein zwang, blieb sie von der Katastrophe verschont.
Flach-Fischer hat Bilder von damals, die Kinder zeigen, mit denen sie gespielt hatte. Sie alle starben am 16. März. Ganze Familien wurden ausgelöscht, wie die Namenslisten zeigen. Die schreckliche Zerstörung hat sie nie los gelassen. Schließlich blieb sie auch in Arnstein wegen der Bombardierung Schweinfurts vom Kriegsgeschehen nicht verschont. Zu stark waren die Erinnerungen an die Menschen, den schönen Innenhof, der nur zur Ursulinengasse offen war und die engen Gassen. Heute wohnt Flach-Fischer schon lange wieder in Würzburg.
Was schließlich im Jahr 1962 an der Franziskanergasse aufgebaut wurde, hat nichts mehr mit den Gebäuden vor der Zerstörung zu tun. Deshalb war es für Maria Flach-Fischer seit Jahren ein Wunsch, auf ihre Kosten ein kleines, aber sichtbares Denkmal auf einer kleinen öffentlichen Grünfläche installieren zu dürfen. Die Stadt lehnte ab. Eine Gedenktafel am Haus wurde auch nicht genehmigt. Die Zuständigkeiten wurden hin und hergeschoben. Schließlich wurde eine Möglichkeit an der Außenfassade der Franziskanerkirche diskutiert. Auch das fand keine Akzeptanz.
In diesen Tagen wurde nun doch noch zusammen mit dem Guardian der Franziskanerminoriten, Josef Bodensteiner, im Eingangsbereich zum Kloster neben der Pforte ein würdiger Platz gefunden. Die große Bronzetafel zeigt die Franziskanerkirche als Ruine, daneben eine Inschrift, die an die Kinder, Frauen und Männer erinnert, die beim Luftangriff am 16. März 1945 ihr Leben gelassen haben. Zu sehen ist auch ein Grundriss des früheren Hofes zum Probst Gerlach.
Geschaffen hat die Tafel der Bildhauer Herbert Holzheimer, der sein Atelier in Langenleiten in der Rhön hat. Er ist ein namhafter Künstler mit Referenzen für sakrale Kunst auch in Würzburg. Seine Spezialität ist allerdings, Fundstücke aus der Natur zu meisterhaften Objekten zu gestalten.
Die neue Gedenktafel hängt in bester Gesellschaft. An der gleichen Wand erinnert schon seit vielen Jahren an einem Ausleger ein Teil einer Fliegerbombe an die Zerstörung der Franziskanerkirche.
Der Hof zum Probst Gerlach ist 1181 unter dem Besitzer Gerlach von Abenberg erwähnt, Domherr und Archediakon in Würzburg. Er war ab 1189 Probst im Stift Neumünster. Gerlach war Neffe von Bischof Reginhard von Abendberg (1171 bis 1186). Es gab im Hof zum Probst Gerlach eine Jacobuskapelle und ein Vicarienhaus, das dem Augustiner-Konvent gehörte. Über Jahrhunderte gab es auf der Hofgrundfläche von rund 1000 Quadratmeter vier Häuser um einen großen Innenhof einen Pumpbrunnen, ein Weinkeller, Weinverkauf, Kornhäuser, Kammern und Stallungen. Die Eigentumsfolge ist über die Jahrhunderte schwer nachzuvollziehen. Jedenfalls haben Kuno vom Rebstoke, Ritter, und seine Ehefrau, den Hof verkauft und er wurde geteilt.