Seit Ex-Oberbürgermeister Georg Rosenthal im vergangenen September in den Landtag gewählt worden ist, war Adolf Bauer das Oberhaupt im Würzburger Rathaus. Jetzt hat er seinen letzten Arbeitstag als Interims-OB. Der 68-Jährige ist mit seiner Bilanz zufrieden – und will weiter Bürgermeister der Stadt bleiben.
Frage: Sechs Monate waren Sie Chef im Rathaus. Am heutigen Dienstag leiten Sie noch einen Ausschuss des Stadtrats, dann führen Sie als letzte Amtshandlung den neuen OB Christian Schuchardt ein. Wie fühlt sich das an?
Adolf Bauer: Wehmütig bin ich nicht. Ich habe ja von Anfang an gewusst, dass die Zeit begrenzt ist.
Aber Sie wirken auch nicht so, als freuen Sie sich nach stressigen sechs Monaten, dass Sie jetzt endlich mehr Zeit für Frau, Hund und Garten haben.
Bauer: Na ja. Ein bisschen was im Garten habe ich tatsächlich zu tun. Aber freuen tue ich mich vor allem, weil ich mit dem Gefühl gehe, in meiner Zeit etwas erreicht zu haben.
Im Rathaus hört man viel Positives über Ihren Fleiß und Ihre Tatkraft. Was war Ihr wichtigstes Projekt?
Bauer: Viele. Die Gründung der Landesgartenschau GmbH war wichtig, um den ambitionierten Zeitplan für die Entwicklung des Hublands zu halten. Der Bahnhof liegt mir am Herzen, deshalb bin ich froh, dass es uns durch Hartnäckigkeit gelungen ist, den Umbau bis 2018 doch noch anzuschieben. Aber auch Gespräche mit Investoren waren hilfreich, um etwa Gewerbeansiedelung im Alten Hafen oder den Edeka-Neubau in der Nürnberger Straße voran zu treiben.
Wichtig war wohl auch das Vier-Augen-Gespräch mit einem Anlieger am Zeller Bock. Denn wenn er nicht dem Kompromiss mit der Stadt zugestimmt hätte, wäre der Ausbau weiter verzögert worden. Wie führen Sie solche Gespräche?
Bauer: Das ist ein Prozess, bei dem Atmosphäre und Geduld wichtig sind. Man geht nicht mit dem Ziel hin, den Anderen von seiner Meinung zu überzeugen, sondern muss versuchen, ihn zum Nachdenken zu bringen. Wichtig ist, dass man die Leute ernst nimmt. Und zwar nicht die Großkopferten, sondern die Leute, die die Arbeit machen.
Aber alles, was Sie sich vorgenommen haben, hat nicht geklappt. Am Mozart-Areal oder bei der Sanierung Nautiland ist man heute keinen Schritt weiter als vor sechs Monaten.
Bauer: Ich konnte nur das dem Stadtrat zur Entscheidung stellen, was entscheidungsreif war. Im Hintergrund haben wir an beiden Themen, vor allem aber an der Nautiland-Sanierung, weitergearbeitet. Gelungen ist nach einigem Hin und Her, einen Kompromiss bei der Erhöhung der Parkgebühren zu finden. Wichtig ist auch, dass der Stadtrat geschlossen auf ein Ratsbegehren im Tunnel-Bürgerbegehren verzichtet hat. Und alles trotz Wahlkampf.
Sie sind seit 18 Jahren zweiter Bürgermeister und waren 31 Jahre Finanzchef des Bischofs – Sie haben viel Erfahrung als Projektmanager. Haben Sie in den vergangenen sechs Monaten noch etwas Neues gelernt?
Bauer: Tatsächlich wurde mir noch deutlicher, wie aufwändig öffentliche Projekte vorbereitet werden müssen. Es ist ja schon beim Häuslebauer so, dass eine gute Planung mehr Zeit kostet als das Bauen. Und bei öffentlichen Projekten ist das noch wichtiger, weil da ja keiner alleine das Sagen hat. Damit ein Beschluss vom Stadtrat getragen wird, braucht es den nötigen Vorlauf, in dem alle Anregungen aufgenommen, geprüft und diskutiert werden. Ein Projekt wird nur erfolgreich sein, wenn es bei den Beteiligten im Herzen implantiert ist.
Zu den Beteiligten gehören bei städtischen Projekten zum einen die Politik, sprich der Stadtrat, zum anderen vor allem die Verwaltung. Hatten Sie als Interims-OB hier den nötigen Rückhalt?
Bauer: Absolut. Ich habe zu allen Referenten und Abteilungsleitern einen guten Draht. Mir ist es wichtig, dass alle gehört werden. Dass meine Zeit begrenzt war, schadete da nicht, denn es schaffte Druck, etwas zu bewegen.
Sie sind Doktor der Volkswirtschaften und haben von der katholischen Universität in Córdoba in Argentinien für Ihr „aus christlichem Geiste erwachsenes soziales Engagement“ einen Ehrendoktortitel bekommen. Die Verwendung des „honoris causa“ machte Schlagzeilen, weil einige CSU-Politiker ihn ohne Kennzeichnung führten. Dabei schreibt das Gesetz vor, dass der Zusatz h.c. und die verleihende Universität genannt werden müssen, um den geschenkten Ehrendoktor vom wissenschaftlichen Titel zu unterscheiden. Wie halten Sie das?
Bauer: Ich führe diesen Ehrendoktortitel nicht in meinem Briefkopf. Auch die Stadt Würzburg verwendet ihn bei meinem Briefverkehr nicht. In meinem Lebenslauf gebe ich ihn unter Angabe der Universität an. Diesen Ehrendoktortitel habe ich ja als Auszeichnung verliehen bekommen.
In Pressemitteilungen des Ordinariats und auf der Homepage des CSU-Kreisverbandes heißen Sie aber Dr. Dr. Adolf Bauer...
Bauer: Vermutlich ist dort nicht bewusst, dass man Dr. Dr. hc (UCC) schreiben muss. Ich werde dort noch einmal extra darauf hinweisen.
Wollen Sie wieder zweiter Bürgermeister werden?
Bauer: Ich stehe dafür gerne wieder zur Verfügung. Die nötige Akzeptanz habe ich ja bei den Bürgerinnen und Bürgern, die mir bei der Stadtratswahl am 16. März 30 769 Stimmen gegeben haben. Und gesund bin ich zum Glück auch.
Trotzdem könnte man mit 68 Jahren sich ja auch mal mit anderen Hobbys beschäftigen. Fällt Ihnen in der Kommunalpolitik Loslassen schwer?
Bauer: Es ist eine Leidenschaft. Man ist in die Verantwortung gewachsen und hat jahrelang vieles dafür zurückgestellt. Ich denke da immer an den Winzer, der für seinen Weinberg sorgt. Der ist sein Leben lang Winzer.