Trotz des massiven Einsatzes einer privaten Initiative ist das über 150 Jahre „Onkel“-Haus in Zellerau wohl nicht zu retten. Während die „Onkel“-Initiative 800 Unterschriften für den Erhalt des Haus in der Frankfurter Straße gesammelt hat und sich in einem Schreiben – vornehmlich an politisch Verantwortliche und zahlreiche Medien – für einen Fortbestand als „sozialer Treffpunkt“ stark macht, wurde in der jüngsten Sitzung der Stadtbildkommission der Nachfolgebau – wenn auch mit Bauchschmerzen und Empfehlungen zu weiteren Verbesserungen am Entwurf – auf den weiteren Weg gebracht.
Dass einem der alte Bau, der die Ende vergangenen Jahres geschlossene Gaststätte „Zum Onkel“ beherbergt, „ans Herz gewachsen ist“, ist auch für Christian Baumgart „nachvollziehbar“. Doch noch bevor sich die Kommission mit dem Entwurf des Würzburger Projektentwicklers Peter Greiner befasste, stellte der Stadtbaurat klar: Für den privaten Bauherrn „gibt es grundsätzliches Baurecht“. Baumgart widersprach Kommissionsmitglied Stadtheimatpfleger Hans Steidle, der sagte, die Zukunft des „Onkel“-Hauses sei auch eine politische Frage. Es gibt nach Baumgarts Aussage keine rechtliche Handhabe, den Abriss des maroden Hauses und einen Neuaufbau zu verhindern.
Haus nicht denkmalgeschützt
Wochen zuvor bereits hatte Bürgermeister Adolf Bauer der „Onkel“-Initiative bei der Entgegennahme der Protestunterschriften gegen den Abriss wenig Hoffnung gemacht. So lobenswert der Einsatz für das angestammte Gebäude sei, könne die Stadt nicht in privates Eigentum eingreifen. Das Haus steht nicht unter Denkmalschutz. Bäume wurden bereits gefällt, mit dem Räumen des Hauses wurde begonnen. Der Abriss ist nicht genehmigungspflichtig, er muss bei der Stadt nur angezeigt werden.
Die Planungen für den fünfgeschossigen Nachfolgebau entfachten bislang keine Begeisterungsstürme. Wie berichtet, lehnte die Stadtbildkommission den ersten Entwurf ab, da er sich nicht in die Umgebung einpasse. Auch am „grundlegend überarbeiteten“ Entwurf für das Wohnhaus, den Projektplaner Greiner jetzt präsentierte, gab es reichlich Kritik – trotz umfangreicher Neuerungen. Greiner hat die offenen durch französische Balkone ersetzt und die Stellplätze vom Innenhof nach außen platziert.
Die von Greiner vorgetragenen Anpassungen an die Nachbarbauten über die Fassadengliederung und Gauben konnten die meisten Kommissionsmitglieder nicht erkennen. Rebecca Chestnutt fordert eine „mehr geschlossene Fassade“. Auch andere Architekturexperten in der Runde haben Probleme mit der Gliederung und vermissen eine klare Strukturierung.
Am härtesten kritisierte Stadtheimatpfleger Hans Steidle, der den alten „Onkel“ am liebsten erhalten sähe, die Planung: Das Haus habe „vier oder fünf verschiedene Baustile“, die Fassade sei im Gegensatz zu den Nachbarhäusern zu unruhig und füge sich nicht ins Straßenbild ein. Sein Fazit: „Eine Verschlechterung des Stadtbildes.“
Dennoch kam der Planer um eine Wiedervorlage bei der Kommission herum. Er muss allerdings ein paar „Hausaufgaben“ erledigen, unter anderem eine Überarbeitung des Eingangsbereiches.
Ein Zellerauer Treffpunkt
Während der Abriss des alten Gebäudes derzeit vorbereitet wird, hat die „Onkel“-Initiative in einem dreiseitigen Schreiben noch einmal ausführlich dessen Erhalt und eine Nutzung als „sozialer Treffpunkt“ gefordert. Dieser könne im Rahmen des Förderprogramms „Soziale Stadt“ geschaffen werden. Träger könne ein soziales Netzwerk verschiedener Einrichtungen wie Caritas, Kirchengemeinde, Sozialdienst Katholischer Frauen oder das Quartiersmanagement sein. Die Initiative beklagt zum einen, dass ein offener, sozialer Zellerauer Treffpunkt nie verwirklicht wurde. Zum anderen hätte sich die Stadt im Rahmen des „Soziale-Stadt“-Programms um einen Kauf des „Onkel“-Hauses, das das älteste im Stadtteil sei, mehr bemühen müssen.
So hätte die Stadt „von ihrem Vorkaufsrecht hätte Gebrauch machen dürfen und müssen, als sie von dem Verlauf erfahren hat“. Ein Vorwurf, den die Stadt zurückweist. Wie Rathaussprecher Christian Weiß auf Anfrage der Main-Post erklärt, gebe es dieses Vorkaufsrecht im Rahmen des „Soziale Stadt“-Programms nicht. Man könne den Eigentümer im Rahmen des Förderungsprogramms allerdings unterstützen, wenn er einen „Sozialen Treffpunkt“ dort errichten wolle. Davon ist nicht auszugehen. Geplant sind 15 Wohnungen.