Als Weinkönigin Christin Ungemach die Einladung zum Weinfrühling nach Rottendorf erhalten hat, wunderte sich die Expertin in Sachen Wein: „Rottendorf und Wein? Das konnte ich nicht miteinander in Einklang bringen“, erzählte die Weinhoheit den Gästen in der Erasmus-Neustetter-Halle. Erst seit Kurzem bemüht sich der im Frühjahr 2013 gegründete Verein der Kehlbergwinzer darum, dass der Weinbau in einer der ehemals größten Weinbaugemeinden des Landkreises erhalten bleibt. Die drei Familien Vogel, Körner und Amend haben nun bei ihrer zweiten öffentlichen Weinprobe die selbst angebauten Weine vorgestellt.
Während sich derzeit draußen an den Weinstöcken die jungen Triebe und das Weinlaub ihren Weg bahnen, schenkten die Freizeitwinzer insgesamt 15 verschiedene Weine aus. Die Besucher hatten die Möglichkeit, die Weine zu bewerten, von „sehr gut“ bis „nicht mein Geschmack“. Im Ausschank waren neben gängigen Rebsorten wie Müller Thurgau und Bacchus auch Rebsorten, die bei den Winzern der großen Weinbauorte kaum zu finden sind. Der „Alte Satz 1901“ etwa, den die Gebrüder Vogel gekeltert haben: Dabei handelt es sich um „wurzelechte“ Reben, bei denen der Weinstock unveredelt geblieben ist. Angepflanzt wurde er im „gemischten Satz“ unterschiedlicher altfränkischer Rebsorten ebenso wie die „Alten Reben“ der Familie Amend. Was damals die übliche Anbauform war, um auch den tollsten Wetterkapriolen standzuhalten, ist heute eine Rarität im Weinglas.
„Besonderheiten wie die alten Rebsorten oder die Weinbergsmauern, die andernorts längst verschwunden sind, zu erhalten und zu pflegen, ist unsere Ziel“, erzählte Winzer Wolfgang Körner. In einer kleinen Ausstellung informierten die Kehlbergwinzer über die Geschichte des örtlichen Weinbaus. Dabei zeigt eine Gemarkungskarte eindrucksvoll, wie weit der Weinbau gegen Ende des 19. Jahrhunderts um Rottendorf verbreitet war. Die heutige, in der Weinlage „Am Kehlberg“ vereinten Anbauflächen am Reißbach und am Kehlberg sind die eher bescheidenen Reste des früheren Weinreichtums.