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WÜRZBURG: Volksgarten: Abriss oder Erhalt?

WÜRZBURG

Volksgarten: Abriss oder Erhalt?

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    Volksgarten heute: Seit zwei Jahren ist das Tor geschlossen. Biergarten und Pavillons verwahrlosen.
    Volksgarten heute: Seit zwei Jahren ist das Tor geschlossen. Biergarten und Pavillons verwahrlosen. Foto: Foto: OBERMEIER

    Die städtische Mozartschule, die Zellerauer Kneipe „Zum Onkel“ oder die Frankenhalle in der Pleich. Der Umgang mit historischen Markenzeichen Würzburgs scheidet die Geister. Bewahrt man sie, oder reißt man sie ab? Auch der Volksgarten im Steinbachtal könnte gerettet werden – oder eben nicht.

    Der Biergarten, vor 113 Jahren eröffnet, ist bereits die zweite Saison geschlossen. Die Eigentümer suchen seit mehreren Jahren einen Käufer, der das Grundstück bebaut. 2011 hatte die Stadt einen Bauanfrage auf dem Gelände abgelehnt: Der Denkmalschutz bewahrte die Pavillons mit ihren charakteristischen Haubendächern vor der Abrissbirne. Doch wie lange noch? Schlingpflanzen wuchern im Volksgarten, Schindeln fallen vom Dach, und die Balken der Holzkonstruktion der Pavillons werden morsch. Ist das Denkmal erst völlig ruiniert, gibt es nichts mehr zu schützen.

    Wäre das ein Verlust? Nein, sagt ein hiesiger Projektentwickler, der auf dem Gelände dort eine Eigentumswohnanlage bauen möchte. „Biergärten im Wald braucht kein Mensch mehr, denn in der Stadt gibt es mittlerweile genügend Freiflächen, wo junge Leute viel lieber sitzen als ab vom Schuss im kalten Tal.“ Dagegen sei die Nachfrage nach exklusiven Wohnungen im Steinbachtal groß, so der Projektentwickler.

    „Bei schönem Wetter wird der Volksgarten gut angenommen.“

    Werner Schneider, ehemaliger Pächter

    Dass Würzburg „einen der letzten, original Biergärten mit alten Baumbestand“ nicht verlieren darf, meint dagegen Stadtheimatpfleger Hans Steidle. Er glaubt, dass auch junge Menschen den Flair historischer Orte schätzen. „Sonst würden die Menschen doch nicht so gerne auf der Alten Mainbrücke stehen oder vor dem Falkenhaus sitzen.“

    Diese Einschätzung bestätigt Biertümpel-Wirt Werner Schneider, der letzte Pächter des 600-Plätze-Biergartens im Steinbachtal. Ihm ist vor zwei Jahren gekündigt worden. „Bei schönem Wetter wird der Volksgarten gut angenommen“, hat Schneider die Erfahrung gemacht. Vor allem Familien würden nach wie vor gerne Ausflüge ins Steinbachtal unternehmen. Und tatsächlich gibt es sogar einen Gastronomen, der sich zutrauen, den Biergarten mit seinen riesigen Kastanien wieder zu beleben. Unsere Redaktion hat mit dem Würzburger gesprochen. Er hat Erfahrung mit solchen Projekten und hat sich Biergarten und Wirtshaus im Steinbachtal kürzlich angeschaut. Seine Meinung: „Man muss natürlich einiges sanieren, aber dann könnte man den Volksgarten durchaus rentabel betreiben.“

    Und die Besitzer? „Uns ist es eigentlich egal, was mit dem Areal passiert“, sagt Karl Oechsner. Seine Familie führte den Volksgarten 35 Jahre lang. Seit dem Jahr 2011 sucht sie einen Käufer. „Angebote gibt es, aber bislang keines, das unseren Preisvorstellungen entspricht“, sagt Oechsner. Also warte man ab.

    „Der Eigentümer ist zum Erhalt des Denkmals verpflichtet.“

    Rathaussprecher Christian Weiß zum Verfall des Volksgartens

    Solange, bis der achteckigen Pavillons endgültig verfallen ist? Laut Rathaussprecher Christian Weiß will die Stadt das verhindern: „Wir sind bereits auf den Eigentümer zugegangen, um ihn darauf hinzuweisen, dass ihn das Denkmalschutzgesetz zum Erhalt des Baudenkmals verpflichtet.“ Laut Artikel 4 haben Eigentümer ihre Baudenkmäler „instandzuhalten, instandzusetzen, sachgemäß zu behandeln und vor Gefährdung zu schützen, soweit ihnen das zuzumuten ist“. Oechsner dazu: „Wir machen, was wir finanziell stemmen können.“ Öffentliche Zuschüsse gäbe es dafür leider kaum.

    Laut Weiß wird die Stadt „in den nächsten Tagen erneut mit dem gebotenem Nachdruck auf den Eigentümer zugehen“. Ob dieser das Grundstück an einen Gastwirt oder Wohnungsbauentwickler verkauft, sei freilich dessen Sache. Würde die Stadt die Wiederbelebung des Biergartens unterstützen? „Die Schwierigkeit, eine Gastwirtschaft in dieser Lage zu betreiben, ist der Stadt bewusst. Gleichwohl handelt es sich um eine Würzburger Traditionsgastronomie, mit deren Zukunft behutsam umzugehen ist“, so Weiß. Wenn ein Wirt auf die Stadt zu käme, würde die städtische Wirtschaftsförderung ihn beraten und unterstützen.

    Was könnte die Stadt noch dafür tun, um den Volksgarten vor dem Schicksal des inzwischen abgerissenen Wirtshauses „Onkel“ zu bewahren. Stadtheimatpfleger Steidle: „Die Stadt muss klar signalisieren, dass es keine Bereitschaft gibt, dort Wohnungsbau zu genehmigen.“

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