Rund 250 Menschen, darunter zahlreiche Ehrengäste, kamen zum Ehrentag der Feldgeschworenenvereinigung Würzburg links des Mains nach Reichenberg. Unter den Gästen waren unter anderem der Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder (CSU), die Landtagsabgeordneten Volkmar Halblaib (SPD) und Manfred Ländner (CSU), Bezirks- und Kreisräte sowie viele Bürgermeister und Vertreter von Behörden, Verbänden und Vereinen.
Mit einem Frühstück in der Wolffskeelhalle und dem Gang zur evangelischen Kirche startete der Feldgeschworenentag. Während des feierlichen Gottesdienstes verpflichtete Landrat Eberhard Nuß per Handschlag zwölf neue Siebener getreu ihrem Wahlspruch: Tue Recht – fürchte Gott – scheue niemand.
Bereits zum vierten Mal richtete die Gemeinde Reichenberg einen Feldgeschworenentag aus. Dafür dankte Norbert Jesberger, Vorsitzender der Feldgeschworenenvereinigung Würzburg links des Mains, dem neuen Bürgermeister Stefan Hemmerich und seinem Vorgänger Karl Hügelschäffer, dem alten und neuen Gemeinderat, den Bediensteten der Gemeindeverwaltung und allen, die den Ort geschmückt und herausgeputzt hatten.
Dass Reichenberg für diesen Tag ausgewählt wurde, sei kein Zufall. Kam doch der allererste Vorsitzende der vor genau 110 Jahren gegründeten Vereinigung aus einem Ortsteil der Gemeinde: Jakob Dürr, der damalige Bürgermeister und Feldgeschworenenobmann von Albertshausen. Bis heute wurde in seiner Familie dieses Ehrenamt weiter vererbt.
Trotz moderner Vermessungstechnik könne auch in der heutigen Zeit auf die Arbeit der Feldgeschworenen nicht verzichte werden, machte Jesberger deutlich. Dabei beschränke sich deren Aufgabe nicht nur auf das Steine setzen und auf Hilfsarbeiten. „Viel wichtiger ist es, die Grenzen sichtbar zu halten, eben diese zu hüten“, so der Vorsitzende.
Denn, wo Grenzen eingehalten werden, herrsche Ruhe und Frieden. Und eine Grenze trenne nicht nur, sie verbinde auch. Das bestätigte auch Landrat Eberhard Nuß. Die Feldgeschworenen leisten seiner Meinung nach einen wichtigen Beitrag zur Organisation des Zusammenlebens in den Dörfern.
Friedliches Miteinander
„Sie sorgen für ein friedliches Miteinander in den Fluren und Gemeinden. Ihr Wort hat Gewicht“, lobte der Landrat. Und deshalb sei dieses kommunale Ehrenamt, das älteste in Bayern überhaupt, auch im Zeitalter der digitalen Vermessung durch keine Technik zu ersetzen. „Ihr Rat und vor allem Ihre Tat werden auch in Zukunft gebraucht“, machte Andreas Maier, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF Würzburg), deutlich.
Über Grenzen setzen, aufzeigen, einfordern und durchsetzen in der Erziehung, darüber sprach Bürgermeister Stefan Hemmerich. Feldgeschworene erfüllten als neutrale überparteiliche Personen im übertragenen Sinn eine ähnliche Aufgabe. Dafür dankte er ihnen.
Musikalisch umrahmt wurde der Tag von der Musikkapelle Uengershausen und dem Gospelchor Andiamo. Die Reichenberger Vereine sorgten gemeinsam für einen reibungslosen Ablauf der Bewirtung.
Neu: Eine Frau im Amt
Als erste Frau wurde Ilonka Scheuring aus Margetshöchheim in die Vereinigung links des Mains bestellt. Die junge Frau ist stolz und freut sich auf das neue Amt. „Als Winzerin bin ich schon mit der Landwirtschaft vertraut, aber als Feldgeschworene lerne ich jetzt die Flur noch ein bisschen besser kennen“, meinte sie. Und als Burkhard Ziegler, stellvertretender Kreisobmann des bayerischen Bauernverbandes, die Verschwiegenheit von Frauen in Frage stellte, schwieg sie – und schmunzelte.
Im Namen des Freistaates Bayern wurden langjährig tätige Feldgeschworene mit Urkunde und Ehrennadel geehrt:
für 50 Jahre: Artur Fuchs (Hettstadt), Eugen Schmitt (Kirchheim), Edmund Fleischmann (Kist), Hermann Schuckert (Leinach);
für 40 Jahre: Wilhelm Schwab (Albertshausen), Hermann Bauer (Geroldshausen), Edmund Genheimer (Höchberg), Heinrich Pfeuffer (Lindflur), Arnulf Wilhelm (Waldbrunn), Otto Fuchs (Rossbrunn), Johann Schiller (Eisingen); für 25 Jahre: Eduard Christ (Eisingen), Ferdinand Pscheidl (Holzkirchen), Josef Dirauf (Zell), Albin Seubert (Steinbach), Erhard Meyer und Thomas Meyer (beide Geroldshausen).
Von der Feldgeschworenenvereinigung Würzburg links des Mains für ihre Treue ausgezeichnet wurden:
für 30 Jahre: Gerd Hessenauer (Erlabrunn), Willi Kresser und Ludwig Hellfritsch (Albertshausen), Martin Heid (Remlingen);
für 20 Jahre: Richard Schmidt (Lindflur), Martin Reinhold (Helmstadt), Arno Götzelmann (Altertheim), Erwin Kemmer (Holzkirchhausen), Karl Öchsner (Versbach).
Feldgeschworene
Als erste Frau wurde Ilonka Scheuring aus Margetshöchheim als Feldgeschworene in die Feldgeschworenenvereinigung links des Mains bestellt.
Weitere neue Feldgeschworene sind: Michael Herold (Greußenheim), Klaus Weckesser (Zell), Jürgen Wittstadt und Stefan Oppmann (Margetshöchheim), Roman Billinger und Jochen Schmitt (Waldbüttelbrunn), Peter Duffek (Holzkirchen), Georg Göbel (Remlingen), Bernhard Kess (Hettstadt), Reiner Rockenmaier (Mädelhofen), Frank Hausknecht (Erlabrunn).
Siebener, wie Feldgeschworene auch genannt werden, werden nach wie vor traditionell von anderen Siebenern gewählt und auf Lebenszeit bestellt. Das ist im Abmarkungsgesetz des Freistaates Bayern geregelt. Sie werden deshalb bei der Übernahme ihrer Aufgaben durch den ersten Bürgermeister ihrer Gemeinde unter anderem zur Verschwiegenheit und zur Bewahrung des Siebenergeheimnisses in Eidesform verpflichtet.
Was genau das ist, darüber wurde und wird sehr viel spekuliert. „In jedem Fall ist es ein geheimes Zeichen, das unter den Grenzstein gelegt wird und das nur ein Feldgeschworener kennt“, erklärt Norbert Jesberger, Vorsitzender der Feldgeschworenenvereinigung Würzburg links des Mains. Ein Siebener darf niemals dieses Zeichen preisgeben.