Die Sonne ist zurückgekehrt auf das Würzburger Africa Festival. Das gilt für das Wetter wie für die Gesamtsituation der Groß-Veranstaltung auf den Talavera Mainwiesen. Im Jahr eins nach der Flut – mit einem Defizit von rund 400 000 Euro – hat sich das Festival in seiner 26. Auflage wieder gefangen. In den vier Tagen kamen laut Organisationschef Stefan Oschmann 75 000 bis 80 000 Besucher. Das reicht zwar nicht an frühere Rekordzahlen heran. Dennoch sei man zufrieden, bilanzierte Oschmann am Sonntag vor der Presse.
Es wären wohl noch mehr Gäste geworden. Doch ein verregneter und kühler Feiertag zum Auftakt und ein nur wenig besserer Freitag ließ Basarhändler und Veranstalter zunächst frösteln. Der Besuch an den beiden Tagen: bescheiden. Am Samstag dann füllte sich bei Sonnenschein das Gelände. 27 500 kamen – und am Sonntag dürften es nach ersten Schätzungen noch ein paar mehr gewesen sein.
- Unsere Redaktion hat das Festival in den vier Tagen intensiv begleitet – mit Videos, Bildern und kurzen Texten vom Gelände und Konzerten im Liveblog: www.mainpost.de/africa-festival-live.
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Grund zur Euphorie hat der Festivalleiter nicht. Aber nach der Überflutung im letzten Jahr sieht Oschmann für die Veranstaltung nun finanziell wieder Land. Gleichwohl kündigte er an, im nächsten Jahr noch einmal einen Sparkurs fahren zu müssen. So wie diesmal, als aus Kostengründen auf teure Stars verzichtet wurde. Die Not wurde zur Chance – für noch unbekannte Musiker und für das Publikum. „Das Konzept ist aufgegangen“, freute sich Oschmann am Sonntag, alle Abendkonzerte seien ausverkauft gewesen.
Dabei fanden sich einige musikalische Perlen auch im Nachmittagsprogramm der Offenen Bühne, so etwa Lindigo (Reunion), Debademba (Mali/Burkina Faso) und Mounawar (Komoren). Nicht wenige Besucher hätten sich diese Gruppen sogar im Abendprogramm gewünscht. Für Oschmann und die Organisatoren sind die Auftritte auf der Offenen Bühne mittlerweile Testläufe – eine Art Bewerbung für das Abendprogramm. Und so könnte der eine oder die andere schon im nächsten Jahr im großen Zirkuszelt gastieren.
Die Höhepunkte dort lieferten in diesem Jahr zwei Damen, die 50 Lebensjahre trennen – aber die Kraft der Musik verbindet. Am ersten Tag begeisterte die junge Gasandji aus der Demokratischen Republik Kongo. Oschmann: „Sie ist der neue Star am afrikanischen Musikhimmel.“ Und am Samstagabend bewegte und berührte die 74-jährige Calypso Rose aus Trinidad und Tobago samt starker Band im Rücken das Publikum.
Als Folge der Hochwasserkatastrophe von 2013 stand das Konzertzelt erstmals seit den Anfangsjahren wieder am Viehmarktplatz. Dort soll es auch künftig bleiben. Die neue Festival-Logistik hat sich laut Oschmann bewährt. Vor allem die Mitarbeiter seien erleichtert über deutlich kürzere Laufwege. Und auch die Besucher hätten den Standort akzeptiert.
Entspannt zeigten sich am Sonntag auch die Rettungsdienste. Sie hatten zwei Meter Pflaster an Besucher ausgegeben, die sich ihre Füße wund gelaufen hatten. „Nur zweimal mussten wir zu echten Notfällen ausrücken“, bilanzierte BRK-Bereitschaftsleiter Stefan Dietz.