Zum zehnjährigen Bestehen des Vereins Kulturgut, der sich um den Schutz und die Restauration des barocken Buchlerhauses in Gerlachsheim kümmert, öffnete das historische Weinhändlergebäude am vergangenen Wochenende seine Pforten.
Mit einer Fotoausstellung in der alten Scheune stellte der Verein seine Arbeit der letzten zehn Jahre vor. Am Samstagabend referierte der Würzburger Wissenschaftler Dr. Christian Naser über den Fränkischen Weinhandel im 18. Jahrhundert. Und am Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals, lud die Gruppe Wortlese zur audiovisuellen Ausstellung „Wort und Farbe“.
Auf mehreren Fotowänden zeigte der Verein, wie heruntergekommen das gesamte Anwesen vor zehn Jahren war. „Der Gewölbekeller war voller Schutt und Müll und die Scheune war sogar schon zum Abriss freigegeben“, erinnert Vereinsvorsitzender Josef Seubert an die Anfangszeit des Vereins. In über 8000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit befreiten die Vereinsmitglieder den Gewölbekeller vom Unrat, entfernten die nachträglichen Veränderungen in den Gebäuden und begannen mit der originalgetreuen Restauration. Das erste Ziel sei damit erreicht: „Wir haben das Buchlerhaus gerettet“, freut sich Seubert. Doch es gebe es noch viel zu tun.
Allerdings gibt es da ein Problem: „Uns fehlt einfach das Geld“, gibt Seubert offen zu. Beispielsweise für Fenster im Dachgeschoss der ehemaligen Scheune. Im Moment sind die Fensterrahmen lediglich mit Folie verhängt. Und natürlich müsse auch das Haupthaus saniert werden. Da jedoch Fördermöglichkeiten fehlen, will der Verein nun in der Scheune Gästezimmer einrichten. Die Einnahmen sollen dann in die Restauration des Haupthauses fließen.
Beim Vortrag von Naser im Dachgeschoss der größtenteils restaurierten Buchlerscheune lernten die rund 50 Besucher viel über den historischen Weinhandel im Taubertal. So erfuhren sie beispielsweise, dass die Taubertäler Weinhändler einige Jahrzehnte – von 1720 bis 1740 – den Frankfurter Weinmarkt kontrollierten. Durch den Reichtum, den der Wein mit sich brachte, entstanden im Taubertal zahlreiche Weinhandelshäuser.
So habe es beispielsweise in Königheim gleich acht und auch in Gissigheim zwei Weinhandelshäuser gegeben. In Königheim gebe es heute allerdings nur noch zwei und in Gissigheim gar keines mehr. Bis heute erhalten sind das Abendanzhaus in Distelhausen, das Schäffnerhaus am Sonnenplatz in Tauberbischofsheim (heute Reformhaus) und das Bögnerhaus am Marktplatz in Tauberbischofsheim (heute Fotogeschäft Mackert).
In diesem Zusammenhang kritisierte Naser den fortschreitenden Rückbau der historischen Gebäude. So habe Tauberbischofsheim gerade erst wieder ein anderes Bögnerhaus in der Nähe der Ringstraße verloren. „Wenn wir so weitermachen, steuern wir auf einen kulturellen Totalverlust zu“, warnte der Wissenschaftler.
Einer der bedeutendsten und reichsten Weinhändler im 18. Jahrhundert sei der Gerlachsheimer Weinhändler Johann Peter Buchler gewesen, erklärte Naser. Er war es auch, der 1706 das erste Buchlerhaus in Gerlachsheim errichten ließ. Heute das Weingut Günther. 1729 ließ er für seinen Sohn Michael Buchler das zweite Weinhandelshaus errichten, das heute im Besitz des Vereins Kultugut ist.
Weiter berichtete Naser über das von Balthasar Neumann errichtete Weinhändlerpalais in Zell am Main bei Würzburg, das große Ähnlichkeiten zum Buchlerhaus in Gerlachsheim aufweise.
Das Buchlerhaus in Gerlachsheim
Beim Buchlerhaus handelt es sich um ein barockes Weinhandelsgebäude (erbaut 1729), das einst der wohlhabende Gerlachsheimer Weinhändler Johann Peter Buchler für seinen ältesten Sohn Michael Buchler erbauen ließ. Von dort aus handelte die Familie Buchler mit Wein von Augsburg bis Amsterdam. Der Verein Kulturgut gründete sich vor zehn Jahren, um das Buchlerhaus vor dem Verfall zu retten. Anfang 2005 erwarb der Verein mit finanzieller Unterstützung der Buchler-Nachfahren das stark heruntergekommene Anwesen mitsamt Haupthaus und Scheune. Seitdem bewahrt der Verein das barocke Kleinod nicht nur vor dem Verfall, sondern restauriert es auch in liebevoller Kleinarbeit. jer