Das Speierloch im Städtle wird saniert. Diesen Vorschlag der Verwaltung befürwortete der Umwelt- und Planungsausschuss des Stadtrates. Beschließen muss dies nun der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung an diesem Donnerstag. Finanziert werden soll die rund 190 000 Euro teure Maßnahme zur Hälfte durch einen Zuschuss aus der Bund-Länder-Städtebauförderung.
Derzeit wird das sanierungsbedürftige Speierloch von der Bürgervereinigung Heidingsfeld für Vereinstreffen und Veranstaltungen genutzt. Auch die Stadt Würzburg zeigt Interesse an einer Nutzung für Aktivitäten im Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilszentren“ für Beratungen und Sitzungen der örtlichen Beiräte. „Da schlagen wir also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe und schaffen auch den Raum für eine Bürgerbeteiligung“, sagt Stadtkämmerer Robert Scheller.
Allerdings ist die Ausstattung des nach den schweren Schäden der Bombennacht vom 6. März 1945 erst im Jahr 1978 durch den Verein „Freunde der Meisterschulen“ wieder aufgebauten Speierlochs in die Jahre gekommen. Sanitäreinrichtungen und Versorgungsleitungen entsprechen nicht mehr dem heutigen Standard. „Die Sanierung wird aufwändig und teuer, aber wenn man schon drangeht, muss die Technik auch gleich erneuert werden“, so Scheller weiter. Im Rahmen einer Untersuchung der Bausubstanz seien zudem schadstoffbelastete Materialien festgestellt worden.
Die äußere Erscheinung des Speierlochs bleibt von der Neugestaltung des Innenraumes nahezu unberührt. Die im Zuge des Wiederaufbaus eingebrachten Bleiglasfenster mit den Emblemen der Handwerkszünfte bleiben erhalten. Der Innenraum wird neu gestaltet und aufgewertet und bleibt im Bereich des Aufenthaltsraums zum Dach hin geöffnet. Der Raum bekommt Eichendielen, der Treppenaufgang wird mit Muschelkalkplatten belegt.
Im Veranstaltungsraum werden an der Stirnseite des Gebäudes eine elektrische Leinwand und ein fest eingebauter Beamer für Präsentationen und Vorträge eingebaut. Da der Veranstaltungsraum zukünftig flexibel nutzbar sein soll, werden stapelbare Stühle und klappbare Tische vorgesehen. Fest eingebaut wird lediglich die Teeküche mit integriertem Kühlschrank und an der Stirnseite des Raumes eine Bank, unter der eine Kirchenbankheizung angebracht wird.
Für die Zeit während der Sanierung des Speierlochs zwischen Februar und Juni 2015 wird der bestehende Mietvertrag mit der Bürgervereinigung Heidingsfeld ausgesetzt und ein neuer Vertrag vereinbart, der keine Miete, wohl aber eine Beteiligung an den laufenden Betriebskosten für Strom und Wasser vorsehen soll, sagte Scheller. Die geplante Sanierung des Speierlochs wird auch in der Sitzung des Quartiersbeirats Heidingsfeld am 1. Oktober vorgestellt.
Seit dem Programmjahr 2010 hatte sich die Stadt bemüht, mit der Maßnahme „Ortskern Heidingsfeld“ in das Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm aufgenommen zu werden. Am 25. August teilte die Regierung von Unterfranken der Stadt mit, dass die Maßnahme „Ortskern Heidingsfeld“ mit den Einzelmaßnahmen Sanierung des Speierlochs, Erstellung eines Gestaltungshandbuch und dem Wettbewerb Rathausplatz für das Jahr 2014 in das Programm aufgenommen wurden. Weitere Informationen darüber stehen auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung.
Das Speierloch
Altes Gemäuer: An den beiden Schwachstellen, an denen die aus dem 14. Jahrhundert stammende Stadtmauer Zwischengemäuerbach durchquert, wurden einst zwei Wehrbrücken, das Speierloch sowie als Pendant der Stegenturm mit Döle, zur Sicherung des Bachein- bzw. Bachaustrittes angelegt. Der Wehrgang war ursprünglich geschlossen. Es gab nur einen inoffiziellen Durchschlupf in der Heidingsfelder Stadtmauer, den man von der kleinen Stichstraße an der Klosterstraße über den Hof von Schuhmachermeister Speier erreichen konnte. Von dort aus führte sodann ein Steg über den Bach unter dem Wehrbau hindurch in Richtung Seegärten. Der Name „Speierloch“ leitet sich daraus ab und wurde in späterer Zeit im Volksmund auf den Wehrbau übertragen.