Sanierung oder Neubau? Diese Frage stellt sich – wieder einmal – zur Zukunft des Nautiland-Bades in der Zellerau. Nachdem im Frühsommer alle Zeichen auf Sanierung standen, geht die Planerei und Rechnerei – fast – von vorne los. Durchgerechnete 21,6 Millionen Euro für eine Generalsanierung stehen geschätzte 24,1 Millionen für einen Neubau gegenüber.
Während CSU-Stadtratsfraktion und -Kreisvorstand für einen Neubau plädieren, legt sich CDU-Oberbürgermeister Christian Schuchardt, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender des Bauherrn städtische Bädergesellschaft, noch nicht fest. „Zunächst geht es darum, für die Ertüchtigung des Nautilandes einen möglichst breiten Konsens zu schaffen“, erklärt der Oberbürgermeister auf Anfrage der Main-Post.
Derzeit arbeitet die Fritz Planung GmbH aus Bad Urach an der Entwurfsplanung, um die Neubau-Kosten konkret zu ermitteln. „Noch in diesem Jahr“ will Jürgen Athmer, Geschäftsführer der bei der WVV angesiedelten Bäder GmbH, dem Aufsichtsrat Zahlen und Pläne für die Alternative Neubau vorstellen, um einen richtigen Vergleich zu ermöglichen. Auf die geschätzten 24,1 Millionen Euro „kann noch etwas draufkommen“, mutmaßt Athmer. Mit großen Millionenbeträgen rechnet er dabei nicht.
200 000 Euro neue Planungskosten
Für Mehrkosten sorgt in jedem Fall die Entwurfsplanung für die Neubau-Variante. Diese belaufen sich laut Athmer auf „maximal 200 000 Euro“. Kosten, die eigentlich gar nicht vorgesehen waren. Denn im Sommer hatten der Aufsichtsrat der Bäder GmbH und die Verwaltung den Stadträten besagte 21,6 Millionen Euro teure Sanierungsvariante vorgeschlagen – auch aus dem Grund, ein Neubau käme zu teuer.
Der Vorschlag fiel, nicht zuletzt wegen Kritik aus den Reihen der CSU, durch – der Entwurf sollte überarbeitet werden. Vor allem über die Zahl der Außenbecken herrschte Uneinigkeit. Im Zuge dieser „Überarbeitung“ kam nun die eigentlich abgehakte Neubau-Variante wieder zum Vorschein.
Sie wurde – wie berichtet – vor zwei Wochen neben dem Sanierungsmodell öffentlich vorgestellt – und gefiel neben zahlreichen Bürgern auch der CSU: Besonders im Außenbereich des Bades biete ein Neubau „wesentlich bessere Möglichkeiten“. Bei der Sanierungsvariante würden wegen weit auseinanderliegender Becken für größere und kleiner Kinder „Familien auseinandergerissen“, monieren die Christ-Sozialen. Zudem käme ein Neubau lediglich knapp zehn Prozent teurer als die Generalsanierung.
SPD: Mindestens sechs Millionen
Nicht zuletzt deswegen geht die SPD auf Konfrontation mit der CSU. Während die Kosten für eine Sanierung berechnet seien, basierten die 24,1 Millionen Euro für den Neubau lediglich auf einer Kostenschätzung, kritisiert Fraktionschef Alexander Kolbow. Er rechnet mit tatsächlichen Mehrkosten „zwischen sechs und acht Millionen Euro“.
„Für die ÖDP gibt es keine Festlegung auf Neubau oder Sanierung“, schreiben die Stadträte Raimund Binder und Heinz Braun in ihrer Pressemitteilung. Die Lösungen bei einer Sanierung hätten bislang aber nicht überzeugt. Die Barrierefreiheit mit einem Aufzug am Eingang herzustellen, reiche nicht aus.
Und die Kuppel, unter der bei der Sanierungsvariante die neue Saunaanlage angesiedelt wäre, habe „eher den Charme der 70er Jahre als den eines modernen Bades“. Bei einem Neubau könne man dagegen losgelöst von der bisherigen Struktur planen.
Das sind nach bisherigem Stand die großen Unterschiede beider Varianten: Bei der Sanierung wird der 1973 als Zellerauer Bad erstellte und 1990 zum Nautiland erweiterte Bau völlig entkernt, das Sport- und Nichtschwimmerbecken werden saniert, der Eingang wird Richtung Straba-Haltestelle Neunerplatz verlegt – mit einem Außenaufzug wegen der Barrierefreiheit.
Besucherrückgang
Bei einem Neubau wird ab Kelleroberkante alles neu, der dann ebenerdige Eingang kommt wieder an die jetzige Stelle. Neben die Eisbahn kommt der Saunabereich, zweigeschossig mit Gastronomie und Sonnenterrasse im Obergeschoss, Sport- und Nichtschwimmerbecken „wandern“ in Richtung Neunerplatz.
Im Außenbereich sind bei beiden Varianten kleinere Becken als bisher vorgesehen: ein Schwimmerbecken mit drei 25-Meter-Bahnen, ein beheiztes Nichtschwimmer- sowie ein Planschbecken.
Rund eine Million Defizit verursacht der Badebetrieb jährlich. Bei Sanierung oder Neubau sänken zwar die Energiekosten um bis zu 40 Prozent, doch durch die Kapitalkosten erhöht sich das Defizit erst einmal um jährlich rund 175 000 Euro. Für Athmer gut angelegtes Geld. „Wir müssen das Bad attraktiv halten, die Konkurrenz schläft nicht.“ 250 000 Besucher kamen 2013 – Tendenz rückläufig. Favorisiert der Geschäftsführer eine Generalsanierung oder den Neubau des Familien- und Schulschwimmbades? „Da halt ich mich raus, das haben Aufsichtsrat und Stadtrat zu entscheiden“, sagt Athmer.