Den Fahrer des blauen Opel Corsa störte das „Durchfahrt verboten“-Schild nicht weiter. Er fuhr in der Hofstraße Richtung Residenz einfach geradeaus, stand dann vor der Absperrung zur Balthasar-Neumann-Promenade – und musste wieder umdrehen. Seit diesem Montag ist die Hofstraße zwischen Neumann-Promenade und Abzweigung Maxstraße Fußgängerzone – und viele Würzburger fragen sich „Warum?“
Der kurze Streifen entlang der Musikhochschule und der Mozartschule ist gerade mal 80 Meter lang und dürfte eine der kleinsten Fußgängerzonen der Republik sein. „Stückwerk“, „Schwachsinn“, „Katastrophe“, „Ohne Konzept“ – so kritisieren User auf mainpost.de die neue Fußgängerinsel. Deren Sinn erklärt der städtische Projektleiter Peter Wiegand auf Anfrage der Redaktion. Das Stück Fußgängerzone sei Bestandteil des Managementplanes zum Weltkulturerbe Residenz und entstamme dem Wettbewerb, die Achse Residenz attraktiver zu gestalten. Folglich gehe es um ein schöneres Umfeld der Residenz. Außerdem sei die Sperrung der Ein- und Ausfahrt Hofstraße zur Promenade Auflage beim Planfeststellungsverfahren zur geplanten Straßenbahnlinie 6.
Dass die Mini-Fußgängerzone, die grundsätzlich vom Stadtrat schon länger beschlossen ist, gerade jetzt kommt, hängt laut Wiegand auch mit der kürzlich erfolgten Ausweisung der Fußgängerzone Eichhorn-/Spiegelstraße zusammen, das sei ein Gesamtkonzept. Im Gegensatz zur Eichhorn- und Spiegelstraße sei aber vorerst kein Fußgängerzonentypischer Umbau vorgesehen.
So ist die Neuerung lediglich ein Kompromiss. Ursprünglich sollte auch der untere Bereich der Hofstraße verkehrsberuhigt umgestaltet werden, was am Veto konservativer Stadträte wegen wegfallender Parkplätze scheiterte – 700 000 Euro Zuschussmittel gingen flöten.
Weitere Neuerungen: Der Einbahn-Verkehr im befahrbaren Teil der Hofstraße fließt jetzt – umgekehrt als bislang – Richtung Paradeplatz, die auf die neue Fußgängerzone treffende Kettengasse wird „Sackgasse ohne Wendemöglichkeit“. Wie sollen die Anwohner damit klarkommen? „Das klappt schon irgendwie“, so der Kommentar aus dem Rathaus.