Am 27. November 1941 wurde die erste größere Gruppe von Juden aus Würzburg deportiert. Das Schicksal der meisten der 202 nach Schirotawa bei Riga transportierten Frauen, Männer und Kinder kann man nicht rekonstruieren, vermutlich wurden sie Opfer der Erschießungskommandos zwischen Februar bis August 1942 in Riga. Einige, wie die elfjährigen Würzburger Jugendlichen Herbert Mau und Fred Zeilberger, überlebten.
Seit 14 Jahren erinnert eine Veranstaltung der Gemeinschaft Sant'Egidio, der israelitischen Kultusgemeinde, des katholischen Dekanatsrates und des Dekanats der Evangelisch-Lutherischen Kirche an den Beginn der Deportationen.
Heuer gab es laut Polizeiangaben etwa 150 Teilnehmer, die schweigend mit Kerzen vom Domvorplatz zum Mainfranken Theater gingen. Unter ihnen befanden sich – wie jedes Jahr – auch Jugendliche aus verschiedenen Schulen.
„Ich bin zum ersten Mal dabei“, sagte Andreas Stumpf. Der 16-Jährige besucht die 10. Klasse der David-Schuster-Realschule. „Es ist ein wichtiges Thema, und ich finde es gut, dass diese Gedenkveranstaltung stattfindet.“ Obwohl der Anfang der Judendeportationen schon 73 Jahre zurückliegt, hält er die Erinnerung daran für wichtig. „In der Geschichte handelt es sich bei sieben Jahrzehnten um einen kurzen Zeitraum.“
Sein Klassenkamerad Luca Röder meinte, „es wäre leider möglich, dass so etwas wieder passiert, wenn sich die falschen Leute zusammenschließen“. Seine Teilnahme am Schweigemarsch sieht er als ein Gegenmittel, dass Minderheiten nicht mehr verfolgt werden. Er wollte damit auch die Erinnerung an die schrecklichen Gräueltaten wachhalten. „Außerdem sollte man die richtigen Leute in verantwortungsvolle Ämter und Positionen wählen“, fügte er hinzu, damit so etwas nie wieder passiert.
Auch Lamprini Priovolou von der Mönchbergschule beteiligte sich an der Gedenkveranstaltung. Die 14-jährige Neuntklässlerin bezeichnete es ebenfalls als sehr wichtig, die Judendeportationen und -verfolgung nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
„Wir laden jedes Jahr Jugendliche aus den verschiedenen Schularten zu unserem Schweigemarsch ein“, erklärte Angelika Wagner von der Gemeinschaft Sant'Egidio. Die Lehrerin der David-Schuster-Realschule findet es bemerkenswert, dass sich auch stets junge Menschen durch ihre Teilnahme für eine lebenswerte und tolerante Stadt einsetzen.
In ihren Reden mahnten auch Klaus Reder von Sant'Egidio, Josef Schuster, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg, Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake, Domdekan Prälat Günter Putz und die evangelische Dekanin Edda Weise, die Verbrechen des Dritten Reiches nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.