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WÜRZBURG: Mit Füßen getreten und wenig beachtet

WÜRZBURG

Mit Füßen getreten und wenig beachtet

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    Die mittelalterliche Form eines Kanaldeckels ist in Würzburg noch zu sehen.
    Die mittelalterliche Form eines Kanaldeckels ist in Würzburg noch zu sehen. Foto: Foto: EVA-MARIA BAST

    Wenn Heimatforscher Wolf von Bodisco durch die Straßen geht, hält er den Kopf meistens gesenkt. Weil ihn das, was er da auf dem Boden entdeckt, so fasziniert. Es sind die rund 500 verschiedenen Würzburger Gullydeckel, die er äußerst spannend findet. Besonders angetan hat es ihm der älteste Kanaldeckel der Stadt in der Theaterstraße aus der Zeit von 1874 bis 1881. „Davon gibt es nur noch ganz wenige.“ Hergestellt hat sie eine Firma, die heute keiner mehr kennt: Bohn & Herber, die diese Deckel bis zum Ersten Weltkrieg für ganz Würzburg produziert hat.

    In erster Linie, erzählt von Bodisco, habe die Firma in Würzburg Druckmaschinen fabriziert. „Aber sie hatten auch eine Eisengießerei und deshalb haben sie dann auch die Kanaldeckel gefertigt.“ Bis 1936 habe Bohn & Herber bestanden und wurde dann von Koenig & Bauer übernommen.

    Bei seinem Blick nach unten bemerkt Wolf von Bodisco nicht nur Kanaldeckel. Er entdeckt auch andere Besonderheiten. Den tiefen Schlitz auf dem Kardinal-Döpfner-Platz zum Beispiel, der, wie er sagt, eine ähnliche Funktion hat wie ein Kanaldeckel. „Dort floss das Wasser hinein, so etwas gab es schon im Mittelalter, heute findet man das kaum noch.“ Und er sieht, dass der Asphalt an vielen Stellen sehr uneben ist. „Das liegt daran, dass früher in Würzburg fast alles gepflastert war und dann hat man einfach drübergeteert.“ Im Lauf der Zeit habe sich der Straßenbelag der Pflasterung angepasst.

    Ein wenig wehmütig erzählt Wolf von Bodisco davon, dass rund 450 000 Quadratmeter kurz vor dem Ersten Weltkrieg gepflastert waren. „Die erste Asphaltierung in Würzburg fand 1894 statt“, sagt der Heimatforscher. Die zum Dom führende Straße habe man dann im Jahr 1900 mit Asphalt versehen. „Allerdings nur einen Streifen, damit man mit den Rädern drauf fahren konnte. Das muss wohl vorher eine unglaubliche Lärmquelle gewesen sein.“ Im Verwaltungsbericht der Stadt Würzburg ist dieses Ereignis natürlich festgehalten. Darin steht: „Besonderer Erwähnung bedarf ferner, daß im Jahre 1900 die Schönbornstraße als erste in hiesiger Stadt mit geräuschloser Pflasterung – Stampfasphalt – versehen wurde.“

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