Ein Sonderfinanzierungsprogramm des Freistaats macht es möglich: Der Bahnhaltepunkt Heidingsfeld-Ost soll barrierefrei ausgebaut und reaktiviert werden. „Ich freue mich für die Heidingsfelder“, sagte Oberbürgermeister Christian Schuchardt am Montag vor der Presse. Er hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) bereits gebeten, Heidingsfeld-Ost in das neue Programm aufzunehmen.
Seit mehreren Jahren wird darüber diskutiert, die beiden Haltepunkte Heidingsfeld-West (Strecke Würzburg-Lauda) neben der Stuttgarter Straße und Heidingsfeld-Ost (Strecke Würzburg – Treuchtlingen) an der Kirchhofstraße zu reaktivieren. Weil beide Stationen für die Bahn in die Kategorie „aufwändige Bauten“ fallen, sind für eine staatliche Finanzierung mindestens 1000 Fahrgäste/Tag erforderlich – diese Marke verfehlen beide Hätzfelder Haltepunkte nach einer Potenzial-Analyse des Braunschweiger Planungsbüros WVI deutlich (wir berichteten). In Heidingsfeld-Ost wird es demnach knapp 700 Ein- und Aussteiger pro Tag geben, am Haltepunkt West rund 500.
Das bedeutet, dass sich die Stadt am Ausbau finanziell beteiligen müsste: 2,4 Millionen Euro für Ost und sogar 5,2 Millionen Euro für West waren vor der Auflage des Sonderfinanzierungsprogramms veranschlagt. Ende Januar dann ein Schreiben von BEG-Geschäftsführer Johann Niggl an den OB: Durch Aufnahme in das Förderprogramm kann die barrierefreie Erschließung der Bahnsteige komplett vom Freistaat finanziert werden. Dadurch sinkt der städtische Anteil beim Haltepunkt Ost auf 300 000 Euro. Beim Haltepunkt West würden immer noch 4,2 Millionen Euro an der Stadt hängen bleiben, weil hier die Brücke über den Heriedenweg mit hohem finanziellen Aufwand erweitert werden müsste.
Vertragsabschluss noch im März
Die Verträge für Finanzierungsprogramm sollen bereits Anfang März zwischen Innenminister Joachim Herrmann und dem Vorstandsvorsitzenden der DB Station & Service AG unterzeichnet werden, deshalb war eine schnelle Antwort aus dem Rathaus gefordert. Schuchardt hat der BEG zugesagt, dass die Stadt die geforderten flankierenden Maßnahmen am Haltepunkt Ost übernehmen wird. „Das ist eine Fördersituation, die sich lohnt, und es profitieren mehr Nutzer davon“, sagte der OB. Den teureren Ausbau des Haltepunkts West will er aber „zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiterverfolgen“.
Laut Potenzialanalyse werden drei Viertel der rund 700 Ein- und Aussteiger am Bahnhof Heidingsfeld-Ost aus der Stadt und ein Viertel aus dem Landkreis kommen. „Der Haltepunkt Ost lebt vom Fahrgast-Potenzial in Heidingsfeld“, betonte Dietmar Tille, Geschäftsführer der Nahverkehr Würzburg-Mainfranken GmbH.
Durch eine Fahrzeitverkürzung von teilweise deutlich über fünf Minuten werden nach der WVI-Prognose pro Tag immerhin rund 170 Fahrgäste vom Haltepunkt Heidingsfeld-Ost profitieren. 85 Prozent von ihnen sind ÖPNV-Nutzer aus dem Landkreis – die Bahnlinie führt über Winterhausen und Goßmannsdorf nach Ochsenfurt und von dort weiter Richtung Ansbach und Treuchtlingen.
Der Haltepunkt soll zur barrierefreien Erschließung zwei Aufzüge vom Bahnhofsvorplatz zur Personenunterführung und von der Personenunterführung zum Mittelbahnsteig erhalten. Für die Ertüchtigung sind vier Millionen Euro veranschlagt. Die Stadt übernimmt für 300 000 Euro die Öffnung der bestehenden Fußgängerunterführung als Anschluss an den Bahnsteig und die Kosten für „Schnittstellenanlagen“ wie Fahrradständer und Pkw-Stellplätze. Eine zusätzliche barrierefreie Anbindung von der Südseite liegt im Ermessen der Stadt und müsste von ihr bezahlt werden – eine Entscheidung darüber ist noch nicht gefallen.
Am kommenden Montag wird der Hauptausschuss informiert, der Stadtrat soll die städtische Beteiligung am Ausbau von Heidingsfeld-Ost in seiner Sitzung am 26. Februar auf den Weg bringen. Schuchardt und Tille sind sich sicher, dass der Reaktivierung dann nichts mehr im Weg steht: „Es soll ja die gesamte Linie über Ochsenfurt hinaus ertüchtigt werden“, so Schuchardt. Einen konkreten Zeitplan gibt es noch nicht, Tille geht von einem Baubeginn nicht vor 2018 aus.
In einer Pressemitteilung zeigte sich der Heidingsfelder SPD-Stadtrat Udo Feldinger „sehr erfreut“ über die Ankündigung, den Ostbahnhof aus dem Dornröschenschlaf wecken zu wollen. „Die unansehnliche Unterführung zum Katzenberg muss auf beiden Seiten barrierefrei ausgebaut und so ertüchtigt werden, dass sie keinen Angstraum mehr darstellt“, so Feldinger. Eine behindertengerechte Bushaltestelle mit Unterstellmöglichkeit sei zu schaffen und die Buslinienführung so zu ändern, dass dieser auch stadtauswärts am Ostbahnhof hält. Die Möglichkeit eines barrierefreien Umstiegs auf den Bus sei selbstverständlich auch an der Eisenbahnstraße auf der Katzenberg-Seite notwendig“, schreibt Feldinger. Er warnt davor, den geplanten Bahnhalt Heidingsfeld-West am Heriedenweg voreilig zu Grabe zu tragen.
Stichwort: Die Heidingsfelder Bahnhöfe
Einst besaß die ehemals selbstständige Stadt Heidingsfeld zwei Bahnhöfe. Den 1864 eröffneten, heutigen (Bayerischen) Ostbahnhof an der Strecke nach Ansbach und den 1866 in Betrieb gegangenen (Badischen) Westbahnhof an der Linie Würzburg-Lauda. Seit 1930 gehörten beide Bahnhöfe zu Würzburg.
Im Laufe der 1970er Jahre wurde der Service durch die Bahn Zug und Zug abgebaut, 1975 gab es keinen Stückgutverkehr vom Ostbahnhof aus mehr, ab 1976 wurde auch kein Reisegepäck mehr abgefertigt. Ab 1979 gab es Fahrkarten nur noch beim Schaffner und später am Bahnhofsautomaten. Seit September 1987 hielten dann endgültig keine Züge mehr an beiden Bahnhöfen.