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REGION WÜRZBURG: Karriereende: Das Weinbäuerle geht

REGION WÜRZBURG

Karriereende: Das Weinbäuerle geht

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    Paraderolle: Günter Stock als scharfzüngiges Weinbäuerle.
    Paraderolle: Günter Stock als scharfzüngiges Weinbäuerle. Foto: Foto: Michael Kämmerer

    Für Günter Stock war 1990 ein besonderes Jahr: In Margetshöchheim wurde er zum Bürgermeister gewählt. Zeitgleich begann seine Karriere als Büttenredner. 2008 kandidierte er nicht mehr um den Bürgermeistersessel, machte Schluss mit der Kommunalpolitik.

    Der Narretei aber blieb Günter Stock treu. Er tourte durch ganz Unterfranken. Rund 50 Auftritt waren in den einzelnen Sessionen zu verzeichnen. An manchen Abenden war er auf fünf, sechs Narrenbühnen zu sehen.

    Vor einigen Jahren gelang ihm der Sprung in den Vor-Olymp: Das Bayerische Fernsehen engagierte ihn für die „Närrische Weinprobe“. In dieser TV-Sendung wurde er als das Weinbäuerle aus dem Steigerwald zum Stammgast.

    Jetzt, 2015, ist endgültig Schluss. „Des war mir langsam zu viel, alles hat sei' Zeit“, resümierte er in einem Gespräch mit der Main-Post. Zu viel heißt: Er musste an den Abenden zwischen den Auftritten gewaltige Strecken zurücklegen, oft bei Eis und Schnee. Fasching ist halt mal im Winter.

    „Ich bin kenner, der groß Klamauk mecht.“

    Stock über Stock

    Beispiel gefällig? 2014 gab es einen rekordverdächtigen Samstag. Von Würzburg ging's nach Herzogenaurach, dann über Bad Windsheim nach Veitshöchheim, und von hier aus noch einmal nach Obervolkach, ehe er endlich nach Hause konnte. Der Routenplaner errechnete 270 Kilometer – eine Menge Holz.

    Günter Stock schlüpfte in viele Rollen. Mit der Gemeinde-Putzfrau fing 1990 alles an. Er verzückte die närrischen Gäste auch als Straßenbahn-Schaffner, Heckenwirtschafts-Bedienung, Schnäpplesjäger beim Aldi, Patient oder als Fußballfan. Jedes Jahr sei es schwieriger geworden, eine neue Rolle zu finden, gibt er zu.

    Doch dann kam die rettende Idee: Das Weinbäuerle sollte fortan seine Identifikationsfigur werden. Zusammen dem „Kunnerle, die wo mei' Fraa is“, war er dann die vergangenen Jahre ein fester Bestandteil der fränkischen Fastnacht.

    Er bestach stets mit seinem trockenen Humor. Stand er vor 600 Zuschauern, verzog er keine Mine, wirkte bedächtig, ruhig und gelassen. Die Rolle des „Haudraufs“ überließ Stock anderen. Wenn er jemanden aufs Korn nahm, dann mit fränkischem, hintersinnigen Humor.

    „Ich bin kenner, der groß Klamauk mecht,“ bestätigt Stock. Zudem hat er einen Spruch über den Umgang mit seinen Landsleuten parat – natürlich im breitesten Dialekt: „Der Franke is immer zu nem Spässle aufgelegt – du dörfst'n bloß nit ansprech'.“

    Er muss es wissen. Der gebürtige Würzburger (Jahrgang 1944) wuchs in den ersten 18 Lebensjahren im Ochsenfurter Stadtteil Tückelhausen auf. Dort fuhr die Gaubahn vorbei, und Günter Stock hat zwei Bücher darüber geschrieben. 1968 begann seine Laufbahn beim Staat. Und noch im gleichen Jahr kam er als Geschäftsleiter ins Margetshöchheimer Rathaus.

    Wie wird man so wie Günter Stock? Die humoristische Ader habe er von seinem Vater mitbekommen, erzählt er. Der habe immer wieder in Gasthäusern und Biergärten für Stimmung gesorgt. Sein eigener Weg führte über Geburtstage oder sonstige Feiern, „wo ich immer was Lustiges produziert hab'.“

    Der 71-Jährige kann sich darüber freuen, dass sein närrisches Wirken auf breite Zustimmung trifft und Reaktionen erzeugt. Ständig flattert Fan-Post aus ganz Deutschland ins Haus. Und in YouTube kommt er immerhin auf über 5600 Klicks.

    „Der Franke is immer zu nem Spässle aufgelegt – du dörfst'n bloß nit ansprech'.“

    Stock über die Franken

    An ein Highlight erinnert sich Stock besonders gerne. Nach einer Vorstellung beim Bayerischen Gemeindetag waren Gäste aus Südtirol hell begeistert und luden ihn kurzerhand nach Kastelruth ein. Als Profi besorgte er sich Material und nahm den Landeshauptmann aufs Korn. Das Ergebnis: „Die ham gebrüllt.“ Das freut ihn heute noch.

    Nach dem Rückzug von der Narretei dürfte Günter Stocks Leben sicherlich nicht viel ruhiger werden. Als Nachtwächter will er weiter durch Würzburgs Gassen laufen, bis zu 280 Mal pro Jahr. Dazu kommen seine Häckerführungen über den Würzburger Marktplatz.

    Außerdem geht Stock ein neues Projekt an. Es wird eine Mundart-Rallye sein, bei der vier Dialekte gesprochen werden. Seine drei Partner sind durchaus keine Unbekannten, zum einen der noch aktive Büttenredner Freddy Breunig, Mundartdichter Wilhelm Wolpert und der BR-Sportmoderator Wolfgang Reichmann.

    Und Fastnacht? Wirklich nie mehr? Die Antwort ist typisch Günter Stock: „Vielleicht nochamal närrische Weinprob' – wenn i was find. Und wenn se mich noch wolle'.“

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