Das „Fußgängerzönchen“ soll endgültig abgesegnet werden. Das schlägt Oberbürgermeister Christian Schuchardt vor. Seine Fraktion ist allerdings nach wie vor gegen die 80-Meter-Zone: Die CSU möchte sie am liebsten wieder für den Individualverkehr öffnen.
Thema ist die strittige Verkehrsberuhigung am nächsten Dienstag im Umwelt- und Planungsausschuss, wo die Verbreiterung des Fußgängerüberwegs zur Residenz auf der Tagesordnung steht. Dieser soll künftig in 20 Metern Breite direkt aus der Hofstraße über die Balthasar-Neumann-Promenade führen. Mit dieser baulichen Veränderung würde die im vergangenen November provisorisch eingerichtete Zone zur endgültigen Lösung werden.
Damals hatte die komplette Sperrung des oberen Teils der Hofstraße und die Umdrehung der Einbahnstraßenrichtung im unteren Teil für viel Aufregung gesorgt. Die Würzburger ärgerten oder amüsierten sich über die „kürzeste Fußgängerzone der Stadt“. Doch der Vorstoß der CSU-Fraktion, sie sofort wieder aufzuheben scheiterte: Probebetrieb lautete seinerzeit der Kompromiss im Stadtrat. Seitdem hat sich die Situation entspannt.
Die CSU lehnt die Zone dennoch weiter ab. „Wir sind nach wie vor für eine Öffnung für den Individualverkehr, so wie es vorher war“, sagt Fraktionsvorsitzende Christine Bötsch. Warum die Fraktion keinen Antrag gestellt hat, diese wieder herzustellen, begründet sie pragmatisch: Er hätte im Stadtrat keine Mehrheit.
Bötsch nennt zwei Argumente: Zum einen halte sie die Einrichtung der Fußgängerzone erst für sinnvoll, wenn man weiß, was am Mozart-Areal passiert. Außerdem zweifelt sie an deren Wirkung: Die gewünschte Verkehrsberuhigung im Quartier habe sich nicht eingestellt. „Die von der Stadt vorgelegten Verkehrszahlen belegen, dass die Sperrung klar zu Lasten von Domerpfarrgasse/Ingolstädter Hof geht.“
Auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt hatte im November mit seiner Fraktion gegen die Fußgängerzone gestimmt. Heute sieht er das aber anders. Die Verbreiterung des Übergangs zwischen Residenz und Hofstraße ist sogar seine Initiative. „Auf Vorschlag eines Bürgers aus der Bürgersprechstunde habe ich die Verwaltung beauftragt, den Beschlussvorschlag zu erarbeiten und einzubringen“, erklärt der OB.
Außerdem hätte er es bevorzugt, wenn die Hofstraße erst dann zur Fußgängerzone geworden wäre, wenn man sie zu dieser hätte umbauen können. Wegen „anstehender Bauarbeiten“ am Mozart-Areal ließe sich die Zone aber nicht endgültig herstellen.
„Ich habe etwas gegen Provisorien“, sagt der OB gegenüber der Main-Post. Allerdings hatte er selbst dem Stadtrat im Sommer 2014 die provisorische Einrichtung der Fußgängerzone mit Pollern vorgeschlagen.
Der OB erwartet, dass die Mehrheit des Stadtrats für die Beibehaltung der Fußgängerzone ist. „Dies gilt es zur Kenntnis zu nehmen.“ Langfristig strebt Schuchardt eine Verbesserung durch Verbreiterung der Gehwege und damit der Flaniermöglichkeiten in der weiteren Hofstraße an. „Dies kann auch durch eine Verlängerung der Fußgängerzone erfolgen.“
Stadtbaurat Christian Baumgart sieht in der Verbreiterung des Überwegs auf 20 Metern einen „Schritt zur weiteren Attraktivierung“ der Hofstraße. Mit der Sperrung des oberen Teils der Hofstraße sei die Möglichkeit geschaffen worden, den Fußgängern mehr Raum zum Überqueren der Balthasar-Neumann-Straße zu geben. Wenn größere Touristengruppen den Überweg nutzen, kommen momentan oft nicht alle bei Grün über die Balthasar-Neumann-Promenade.
Chronologie Fußgängerzone
2009: Der Stadtrat beschließt in Abstimmung mit der UNESCO den Verkehr um die Welterbestätte Residenz zu reduzieren. Geplant ist die Hofstraße zur Fußgängerzone zu machen.
2010: Den Ideen- und Realisierungswettbewerbs zum Umfeld der Residenz gewinnt ein Entwurf zur fußgängerfreundlichen Umgestaltung der Hofstraße. 1,6 Millionen Euro stellt der Staat dafür zur Verfügung.
2012: Der Stadtrat stimmt den Umbau im Rahmen der Planfeststellung der Straba-Linie 6 zu. Außerdem wird die Verkehrsberuhigung der Hofstraße als Ziel im Integrierten Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) der Stadt aufgenommen.
April 2013: Bei der Abstimmung im Stadtrat über den Umbau (oben Fußgängerzone, ab Maxstraße Verkehrsberuhigung) lehnt die Mehrheit aus CSU, FDP, WL und Bürgerforum diesen ab. Beschlossen wird nur die Einrichtung der Fußgängerzone im oberen Teil.
Sommer 2013: Für bereits überwiesene 700 000 Euro Fördergelder muss die Stadt 45 000 Euro Zinsen zahlen.
Juli 2014: Der Stadtrat beschließt mit 22 zu 15 Stimmen auf Vorschlag von Oberbürgermeister Christian Schuchardt die „provisorische Herstellung der Fußgängerzone Hofstraße bis Mozartschule mittels Poller“.
10. November 2014: Dieser Beschluss wird umgesetzt: Die Ampel wird abmontiert, die Poller zementiert.
14. November: Die CSU fordert per
Eilantrag das „Fußgängerzönchens“ wieder abzuschaffen. Die Mehrheit des Stadtrats stimmt aber gegen diesen Vorschlag. Stattdessen soll der Verkehr beobachtet und Anfang 2015 neu entschieden werden.
13. Januar: Stadtbaurat Christian Baumgart stellt das Ergebnis der Verkehrszählung im Quartier vor.
10. März: Der Stadtrat entscheidet über den Vorschlag der Verwaltung die Fußgängerzone durch weitere Umbauten attraktiver zu machen.