Was da auf dem Gelände der Hafen GmbH im Neuen Hafen rumliegt, könnte man für ein bizarres Kunstwerk halten. Oder für einen Schrotthaufen. Es ist ein altes Waschschiff der Stadt, das auf seine Wiederbelebung als Denkmal wartet, was so einfach nicht ist. Das Thema beschäftigt die Stadt seit Jahren – bislang ergebnislos. Nun kommt neuer Schwung in die Angelegenheit. Außerdem scheint die Hauptfrage geklärt: Sollte die metallene Erinnerung an die Würzburger Waschweiber wiederaufleben, dann nicht auf dem Main, sondern an Land.
Eine Lösung, die vielen nicht gefallen mag, denn prinzipiell ist ein Schiff dazu da, im Wasser zu schwimmen. Das fanden auch viele Stadträte vergangenes Jahr im Kulturausschuss: Sie sprachen sich mehrheitlich für die „Wasserlösung“ aus. „An Land ist es nur ein ein besserer Mülleimer“, favorisierte Willi Dürrnagel (CSU) einen Liegplatz am Alten Kranen.
Doch daraus wird wohl nichts werden: „Es gibt in diesem Bereich keine freien Dauerliegeplätze mehr“, erklärt Helko Fröhner vom zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt Schweinfurt gegenüber der Main-Post – „auch nicht für diese Kulturnutzung“. Alle Plätze seien belegt, unter anderem für die Ausflugsschiffe. Höchstens ein auf mehrere Tage befristetes Anlegen, wie beispielsweise vom Wissenschaftsschiff, könne man ermöglichen.
Mit dem Standort bzw. Liegeort Alter Hafen bringt Fröhner eine Alternative ins Spiel, über die man auch schon im Rathaus nachgedacht hat, wo sich Ole Kruse vom Fachbereich Kultur um das Projekt Waschschiff kümmert. Der Haken an dieser Variante: Das schwimmende Denkmal liegt weit weg vom Schuss und vom historischen Einsatzort im Bereich Alter Kranen, wo die Waschweiber einst mühsam die Hemden mit Mainwasser schrubbten.
Hinzu kommt die generelle Problematik einer „Wasserlösung“: Man bräuchte einen Steg zum Schiff und der Unterhalt käme weitaus teurer als an Land, ganz abgesehen von Sicherheits- und Haftungsfragen.
Die Kosten für die Sanierung sind ohnehin ein großes Thema: Auf satte 100 000 Euro wurden diese einmal geschätzt und sind so in die Finanzplanung eingeflossen – ebenso der optimistische Ansatz, dass 80 000 Euro davon durch Spenden- und Sponsorengelder aufgebracht werden. Diese Kalkulation ist mittlerweile vom Tisch.
„Wir gehen die Sache jetzt anders an, um die Kosten so gering wie möglich zu halten“, sagt Rathaussprecher Christian Weiß. Dafür hat Ole Kruse ein vierköpfiges ehrenamtliches Expertenteam um sich geschart. Zu diesem gehört unter anderem Gerd Wingenfeld, der sich seinerzeit um die Instandsetzung der Ochsenfurter Fähre „Nixe“ kümmerte. Wingenfeld soll seine Mitarbeit von einer „Landlösung“ abhängig gemacht haben. Nächsten Mittwoch nimmt das Team das Waschschiff im Neuen Hafen näher in Augenschein.
Ziel ist es jetzt, eine möglichst konkrete Kostenschätzung zu ermitteln und Vorschläge für einen Standort anbieten. Für die „Landlösung“ waren bereits zwei Plätze auf der Leonhard-Frank-Promenade im Gespräch. Im Frühjahr will die Rathausverwaltung mit einem Konzept in die entsprechenden Stadtratsausschüsse gehen.
Erst dann könne und wolle man Spender und Sponsoren suchen, heißt es aus dem Rathaus. Das müssten nicht unbedingt Geldspenden sein. Auch kostenfreie Dienstleistungen wie beispielsweise das Sandstrahlen des Metalls seien willkommen. Man habe zwar Signale, dass es Unterstützer gebe, doch sei man bislang nicht aktiv auf die Suche gegangen. „Es macht keinen Sinn, jemand um Geld zu bitten, solange nicht klar ist, wie teuer die Sanierung des Waschschiffes überhaupt kommt und wo es dann überhaupt steht oder liegt“, sagt Weiß.
Bei den Recherchen in Sachen Waschschiff war herauszuhören, dass der jetzige Versuch der letzte sei, um das einst schwimmende Denkmal zu retten. Ansonsten bleibe nur die Endlösung Schrottplatz.
Würzburger Waschschiffe
Die Geschichte der Würzburger Waschschiffe ist lang, die jüngere Geschichte der Sanierungsversuche alter Waschschiffe nicht minder. Anfang des vergangenen Jahrhunderts ankerten über zehn dieser Schiffe am Mainufer, wo die „Waschweiber“ mithilfe von Waschbrett, Seife und weichem Mainwasser in knochenharter Arbeit die Wäschestücke sauber schrubbten. Waschmaschinen und zunehmend verschmutztes Mainwasser setzen dieser Reinigungsart in den sechziger Jahren ein Ende.
Der Würzburger Main-Franken-Kreis zeigte dann später bei seinen Kranenfesten auf dem Waschschiff, das seinerzeit als das letzte Exemplar seiner Gattung galt, wie hart es für die Waschfrauen war, die Klamotten sauber zu bekommen. 2002 endete diese Traditionspflege: Das sanierungsbedürftige Schiff wurde aus dem Main gehievt. Es sollte überholt werden und bereits vier Jahre später im Main schwimmen. Die Sanierung sollte 10 000 Euro kosten, es wurden fleißig Spenden gesammelt, doch es passierte nichts. Das Schiff blieb auf dem Trockenen im städtischen Bauhof in der Aumühle, wo es vor sich hin rostete und noch heute liegt.
Vor drei Jahren brachten zwei Schüler des Deutschhaus-Gymnasiums die Diskussion wieder in Gang: Oliver und Fabian Mehling gingen für einen Geschichtswettbewerb auf Waschschiff-Spurensuche. Das Thema wurde wieder aktuell, im Rathaus zeigte man plötzlich wieder Interesse. Doch nicht zuletzt wegen der schon seinerzeit ungeklärten Frage, wo das Schiff seinen Standort haben soll, passierte weiterhin nichts
Im Herbst 2012 „tauchte“ dann ein weiteres Waschschiff aus Heidingsfeld auf, das vor Jahrzehnten im städtischen Gartenamt „gestrandet“ war. Und wenige Wochen später bot der nach Eibelstadt vertriebene Würzburger Yacht-Club der Stadt ein weiteres Waschschiff an, das der Club jahrelang als Bootssteg genutzt hatte. Da es das am besten erhaltene der Waschschiff-Flotte war, erstand es die Stadt für 5000 Euro. Seitdem liegt es auf dem Gelände der Hafen GmbH.
Während seine beiden Schwesterschiffe möglicherweise beim Schrotthändler landen, wartet Waschschiff Nummer drei darauf, schwimmend ider liegend zum Denkmal aufzusteigen. Die Würzburger und ihre Waschschiffe – eine Geschichte, die sich gewaschen hat.