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ZELLERAU: St. Elisabeth wird doch nicht abgerissen

ZELLERAU

St. Elisabeth wird doch nicht abgerissen

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    Die Zeichen stehen auf Sanierung: Pfarrer Werner Vollmuth vor dem „Sorgenkind“, der maroden Pfarrkirche St. Elisabeth im Zellerauer Bohlleitenweg.GIDEON ZORYIKU
    Die Zeichen stehen auf Sanierung: Pfarrer Werner Vollmuth vor dem „Sorgenkind“, der maroden Pfarrkirche St. Elisabeth im Zellerauer Bohlleitenweg.GIDEON ZORYIKU Foto: Foto:

    Eigentlich sollte die katholische Pfarrkirche Sankt Elisabeth im Stadtteil Zellerau abgerissen und neu aufgebaut werden. Doch der geplante Abriss ist abgewendet – vorerst zumindest. Stattdessen soll der Stahlbetonskelettbau mit Ytong-Ausmauerung für rund 300 000 Euro notdürftig saniert werden. „Es ist alles anders gekommen, als vorher gedacht“, sagt Pfarrer Werner Vollmuth, Leiter der Zellerauer Pfarreiengemeinschaft Heiligkreuz und Sankt Elisabeth.

    Für Fans der Pfarrkirche im Bohlleitenweg ist die neue Entwicklung eine gute Nachricht. Das fast 60 Jahre alte Gotteshaus wird nicht eingerissen, allerdings auch nicht grundsaniert. Vielmehr soll die Kirche so instand gehalten werden, damit ihr Erhalt für die nächsten zehn bis 15 Jahre gesichert ist. Danach sollen die Kirchengemeindemitglieder entscheiden, was mit ihrer Kirche passieren soll. Laut Pfarrer Vollmuth wird voraussichtlich die Sanierung im nächsten Jahr vorgenommen. Die Kosten für die Instandsetzung, die auf 300 000 Euro veranschlagt werden, will das Bistum weitgehend übernehmen.

    Man sei auf die neue Entwicklung gespannt, gibt Vollmuth die Stimmung in der Pfarrei wieder. Manche seien unzufrieden, weil dies aus ihrer Sicht keine dauerhafte Lösung bedeutet. Ihrer Meinung nach hätte es ein kleinerer Neubau mit bis zu 150 Sitzplätzen ermöglicht, die Pfarrei langfristig auf eine solide finanzielle Basis zu stellen. Stattdessen müsse sie weiter die hohen Energiekosten stemmen. Im Moment sei die Pfarrei noch in der Lage, die Kosten dafür aufzubringen, sagt Vollmuth.

    Abriss oder Sanierung? Zwar sei die Kirchenverwaltung der Bauherr, aber da die Pfarrei nicht selbst über das nötige Geld verfüge, um die Sache gründlicher anzugehen, sei sie auf die Diözese angewiesen.

    Seit Jahren steht die Pfarrei vor der Frage, ob sie die Kirche einreißen, um sie kleiner neu aufzubauen, oder ob sie das alte Gotteshaus erhalten soll. Für Vollmuth hätte die erste Idee die besseren Perspektiven geboten. „Das wäre für uns eine schöne Variante gewesen.“ Angedacht war, neue Wohnungen auf der verbleibenden Fläche des Kirchenareals zu errichten. Durch die Mieten hätte dann die Pfarrei eine gewisse Einnahmequelle gehabt. Das war für Pfarrer Vollmuth eine „verlockende Idee“. Diese Lösung hatte auch Domkapitular Jürgen Lenssen favorisiert, der seinerzeit Leiter des Bischöflichen Bauamts war. Eine Gemeinde müsse künftig so ausgestattet sein, dass sie ihre Gebäude selbst erhalten könne, so wurde er damals vom Pressedienst des Ordinariats zitiert. Die Fakten sprächen deshalb für einen Abriss mit Neubau.

    „Der Abriss wäre für uns eine schöne Variante gewesen.“

    Pfarrer Werner Vollmuth Pfarreiengemeinschaft Zellerau

    Nach Ansicht von Lenssen würde eine kleinere Kirche die Gemeinde besser zusammenführen und wäre vor allem Familien- und kindergerecht. Insgesamt sei ein Abriss mit kleinerem Neubau auf Nachhaltigkeit angelegt. Nach dem damaligen Plan sollte die künstlerische Ausstattung von Sankt Elisabeth in den Neubau integriert werden.

    Mit dem Wechsel im Bischöflichen Bauamt haben die Pläne eine unerwartete Wendung genommen. „Der neue Chef des Bauamts ist ein Fan unserer Kirche“, schreibt Vollmuth im Pfarrbrief. Die Kirche wäre nach dessen Meinung erhaltenswert. Vollmuth zufolge vertritt Diözesanbaumeister Cesare Augusto Stefano die Auffassung, dass es nicht nur Geld, sondern auch Ideen brauche, um marode Kirchenbauten aus der Nachkriegszeit zu retten. Die jetzt getroffene Entscheidung betrachten Bauamt und Finanzkammer wohl als die bessere Lösung.

    Die Kirche Sankt Elisabeth wurde Mitte der 1950er Jahre erbaut. Damals war die Zellerauer Pfarrei Heiligkreuz auf 14 000 Katholiken angewachsen, sodass man die seelsorgerische Notwendigkeit sah, die Gemeinde zu teilen und die neue Kuratie Sankt Elisabeth mit rund 6000 Katholiken zu errichten. Die Planung des Kirchenbaus übernahm Regierungsbaumeister Michael Niedermeier, der sich bereits durch die Erstellung der Pläne für die Kirchen Heiligkreuz und Sankt Bruno einen Ruf erworben hatte.

    Das Kirchengebäude wurde in Stahlbetonskelettbauweise mit Ytong-Ausmauerung der Umfassungen und flachem Satteldach errichtet. Das 35 Meter lange und 21,5 Meter breite Kirchenschiff wird durch sechs Stahlbetonrahmenbinder gegliedert und versteift. 19 Meter hohe Rahmen tragen die aus Spannbetonplatten bestehende Decke. In bautechnisch gleicher Weise wurde der acht Meter tiefe, 16,50 Meter breite und sechs Stufen erhöhte Chor errichtet.

    Am 3. und 4. September 1955 weihte Bischof Julius Döpfner die Kirche ein. Die Umgestaltung des Altarraums in seiner jetzigen Form erfolgte im Oktober 1967 im Zuge der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils.

    In den Jahren nach der Einweihung habe man rechtzeitig zur Sonntagsmesse kommen müssen, um einen der rund 500 Sitzplätze zu bekommen, gibt Pfarrer Vollmuth Berichte älterer Gemeindemitglieder wieder. Heute kommen zwischen 80 und 120 Katholiken zum Sonntagsgottesdienst, die Zahl der Gemeindemitglieder ist auf unter 2000 gesunken. Für den heutigen Bedarf ist die Kirche zu groß. In zehn, 15 Jahren wird die Gemeinde daher erneut vor der Frage stehen: Welche Zukunft hat die Pfarrkirche Sankt Elisabeth?

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